Antrittsvorlesung Prof. Dr. Nicklas

Ein Rückblick auf die Antrittsvorlesung der Informatik-Professorin Daniela Nicklas

Die Antrittsvorlesung zum Thema „Sensor data and the city: Live data management for smart regions“ fand am 23. Juni 2016 statt.

Seit April 2014: Inhaberin des Lehrstuhls für Informatik, insbesondere Mobile Software Systeme / Mobilität

Eröffnet wurde die Antrittsvorlesung durch den Dekan Prof. Dr. Kai Fischbach. In seiner Ansprache stellte er Prof. Dr. Daniela Nicklas vor und würdigte ihr Engagement für die Fakultät seit ihrer Ankunft in Bamberg im April 2014, beispielsweise im Rahmen der Kinder-Uni der Universität Bamberg oder des durch die TechnologieAllianzOberfranken geförderten Schülerforschungszentrums.

Geboren wurde Prof. Nicklas in Chile. Sie studierte Informatik an der Universität Stuttgart und promovierte am dortigen Institut für Parallele und Verteilte Systeme. Ab 2008 war sie als Juniorprofessorin für Datenbank- und Internettechnologien an der Universität Oldenburg tätig. Seit dem 1. April 2014 ist sie Inhaberin des Lehrstuhls für Informatik, insbesondere Mobile Software Systeme / Mobilität an der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Die Einrichtung dieses Lehrstuhls wurde durch die TechnologieAllianzOberfranken gefördert.

Im Anschluss an Prof. Fischbachs Worte begrüßte Prof. Nicklas ihre Gäste, zu denen unter anderem der Präsident der Universität Prof. Dr. Dr. Godehard Ruppert und der Vizepräsident Prof. Dr. Guido Wirtz gehörten. Dann begann sie ihre Antrittsvorlesung zum Thema „Sensor data and the city: Live data management for smart regions“.

Mobilität produziert Big Data

Prof.  Nicklas´ Vorlesungen nehmen für gewöhnlich Bezug zu vielen aktuellen Themen, wie etwa Big Data, autonomes Fahren und Location-based services. In ihrer Antrittsvorlesung vereinte sie all diese Themen, indem sie das Sammeln und Verarbeiten von großen Datenmengen mittels Sensoren in Städten betrachtete und Chancen sowie Herausforderungen ansprach, die mit der Datensammlung und Verarbeitung verbunden sind.

Beispielsweise Mobilität produziere, wenn sie von Sensoren gemessen werde, viele Daten, erklärte Prof. Nicklas zu Beginn ihrer Antrittsvorlesung. Diese können dafür genutzt werden, wertvolle Informationen zu sammeln, um daraus Wissen zu generieren. Erreichen die Daten eine gewisse Menge, habe man es mit Big Data zu tun. In der Definition der Herausforderungen im Umgang mit Big Data würden laut Prof. Nicklas des Öfteren zwei wichtige Punkte fehlen: Datenschutz und Transparenz. Betroffene müssen zum einen die Möglichkeit erhalten, selbst zu bestimmen, welche Daten sie von sich preisgeben wollen. Zum anderen müsse die Datenverarbeitung so transparent sein, dass nachvollziehbar bleibe, nach welchen Modellen ein Algorithmus zu einer Entscheidung gekommen ist. Der Algorithmus beeinflusse schließlich, welche Erkenntnisse aus Daten geschlossen werden.

Man braucht Wissen, um die Stadt der Zukunft zu planen

Städte zu planen, war seit jeher mit großen Herausforderungen verbunden. Viele unterschiedliche Interessen müssen in Entscheidungen einbezogen werden. Sammelt und verarbeitet man Mobilitätsdaten im öffentlichen Raum, um eine Stadt intelligenter zu machen, betritt man ein Gebiet, das hochaktuell ist, jedoch für viele Städte Neuland darstellt. Welche Chancen und Risiken ergeben sich aus dem Sammeln von Daten z.B. für den örtlichen Handel, Verkehr und die Bürger? Um Antworten auf solche Fragen zu finden und diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, baut Prof. Nicklas derzeit ein sogenanntes Living Lab in Bamberg auf. Ein Living Lab ist eine Forschungs- und Testumgebung für sensorbasierte Anwendungen in der Stadt. Sensorbasierte Anwendungen können unter Einbezug zahlreicher Daten Entscheidungen erleichtern. Denn je mehr man dank gesammelter Daten wisse, desto besser könne man planen, erklärte Prof. Nicklas ihrem Publikum. Dabei sei es jedoch auch wichtig, dem Missbrauch von Daten vorzubeugen.

In Zusammenarbeit mit unterschiedlichen in der Region angesiedelten Kooperationspartnern aus Wissenschaft und Wirtschaft hat die ideenreiche Professorin bereits viele Projekte realisiert sowie Mobilitätsdaten gesammelt und ausgewertet. Zu den verwirklichten Projekten gehörte beispielsweise eine Sensor-Installation auf der MS Wissenschaft, dem Ausstellungsschiff des BMBF, die anonymisierte Bewegungsdaten erhob. Diese konnten für die Analyse von Besucherbewegungen und der Qualität von Sensordaten genutzt werden. Gleichzeitig stellte der Lehrstuhl auf der MS Wissenschaft ein Exponat zum Thema „Gute Daten, schlechte Daten“ aus, um Besucher über Vorteile und Risiken der Nutzung von Sensoren in der Zukunftsstadt zu informieren.

Prof. Nicklas stellte ein weiteres, von Studierenden umgesetztes Projekt vor, welches die Personenmobilität der Besucher von „Bamberg zaubert 2015“ mittels Smartphone-Tracking untersuchte. Ergebnisse solcher Untersuchungen können genutzt werden, um z.B. das Sicherheitskonzept von Großveranstaltungen in Städten zu verbessern. Prof. Nicklas betonte an dieser Stelle die Notwendigkeit von Lösungen, die es ermöglichen, Geräte über einen gewissen Zeitraum zum Zwecke des Trackings wiederzuerkennen, ohne jedoch die Möglichkeit zu bieten, eine bestimmte Person über die Kennung eines Gerätes zu verfolgen.

Die neueste Installation des Bamberger Living Labs ist Smaerba (Smart Erba). Das Gebäude der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik, das sich auf der Erba-Insel befindet, wird mit Sensoren ausgestattet, um Bewegungsdaten zu sammeln. Smaerba soll so das Testen und Realisieren neuer Dienste, wie etwa Innenraum-Navigation ermöglichen, von denen Bürger der Zukunftsstadt profitieren könnten.

Mobilität hinterlässt eine Datenspur, die immer umfangreicher wird

Anonymisiertes Messen von Personenmobilität im öffentlichen Raum sei möglich, sagt Prof. Nicklas, jedoch bestehe ein Bedarf an kontrollierten Messungen, um neben dem Datenschutz zusätzlich eine gute Datenqualität zu gewährleisten. Datenqualität beeinflusse nicht nur die Aussagekraft von erworbenen Informationen, sondern wirke sich auch auf die Qualität datengestützter Entscheidungen aus. Im Rahmen ihrer Forschung zum Datenmanagement für sensorbasierte Anwendungen sowie Datenstromverarbeitung und komplexe Ereignisverarbeitung betrachtet die Informatik-Professorin daher neben der Integration privatsphäre-erhaltender Algorithmen auch Verfahren zur qualitätsbewussten Verarbeitung von Sensordatenströmen.

Außerdem hinterlasse Mobilität laut Prof. Nicklas eine Datenspur, die immer umfangreicher werde. Daher sei es aktuell sehr wichtig, sich genau zu überlegen, welche Daten wirklich benötigt werden und wie diese gesammelt und gespeichert werden sollten. Um die Entwicklung datensparsamer Systeme zu fördern, einen Beitrag zu gesetzlichen Rahmenbedingungen zu leisten und um schließlich auch dazu beizutragen, dass das Design von Produkten den Wünschen der Nutzer entspricht, rät Prof. Dr. Daniela Nicklas ihren Zuhörern und Zuhörerinnen, aktiv in Diskussionen und an Entscheidungen mitzuwirken. Sie sieht in der Partizipation jedes einzelnen die Chance zum Umgang mit großen Datenmengen auf technischer, politischer und wirtschaftlicher Ebene.

Im Anschluss an die Antrittsvorlesung waren alle Gäste zu einem Buffet und Umtrunk mit Livemusik der Jazzcombo „Anything goes“ eingeladen. Auch das Blockflötenensemble „ERBA“, in dem Prof. Nicklas selbst mitspielt, war mit einem kurzen Gastauftritt zu hören. In angenehmer Atmosphäre blieb ausreichend Zeit, sich über fachliche und außerfachliche Themen auszutauschen. Vielleicht entstand dabei die ein oder andere neue Projektidee für das Bamberger Living Lab?

Verfasserin des Textes: Bettina Finzel