Ringvorlesung „Mobilität, Migration und Identität im Mittelalter“

Organisation: Prof. Dr. Klaus van Eickels/Prof. Dr. Helmut Glück
Montags 20.00 Uhr; U2/00.25

Mobilität, Migration und Identität sind Schlagworte der aktuellen politischen Debatten über die Zukunft Europas. Die Ringvorlesung des Sommersemesters 2018 wird anhand eines breiten Spektrums von Beiträgen unterschiedlicher Disziplinen aufzeigen, dass Mobilität und Migration auch das Leben mittelalterlicher Menschen in hohem Maße bestimmten und welche Auswirkungen dies auf die Ausbildung von Identitäten hatte.

Berichte über das lateinische Westeuropa aus der Perspektive asiatischer und afrikanischer Gesandtschaften ermöglichen einen Blick von außen; das Skizzenbuch eines wandernden Baumeisters zeigt den weiten räumlichen Horizont der Handwerker, die die gotischen Kathedralen errichteten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Sprachverhältnisse und Sprachbeziehungen im Gebiet des heutigen Deutschland und im europäischen Norden, wo das Niederdeutsche lange Zeit als eine weiträumig verwendete Verständigungssprache diente. Dabei wird deutlich werden, dass Identitäten im Mittelalter keineswegs stabil, sondern ständigem Wandel unterworfen waren. Während sich die Eliten der früh- und hochmittelalterlichen Reiche ihre Herrschaft mit ihrer Herkunft aus entfernten Gegenden Skandinaviens oder aus Troja legitimierten und selbst das Kaisertum als ein von den Römern auf die Griechen und schließlich auf die Franken übertragene Institution wahrgenommen wurde, entstand erst ganz am Ende des Mittelalters die Vorstellung, dass ein Volk, das schon immer ein Land besessen hat, ein besonderes Vorrecht gegenüber den später zugewanderten Völkern habe.

 

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