Begegnung mit dem Fremden im Mittelalter

Bamberg, 14. – 16. Februar 2005
ORGANISATION: PROF. DR. INGRID BENNEWITZ / PROF. DR. NORBERT SCHNITZLER


Vom 15. – 16. Februar fand an der Universität Bamberg das mediävistische Kolloquium „Begegnung mit dem Fremden im Mittelalter“ statt. Organisiert wurde die interdisziplinäre Veranstaltung von Prof. Dr. Ingrid Bennewitz (Lehrstuhl für Deutsche Philologie des Mittelalters) und Prof. Dr. Norbert Schnitzler (Lehrstuhl für mittelalterliche Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte). Leider mussten aufgrund kurzfristiger Erkrankungen mehrere Referenten absagen, so dass das Kolloquium in deutlich geringerem Umfang als geplant stattfand. Der Diskussionsfreude der Teilnehmer tat dies allerdings keinen Abbruch.
Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Hans-Joachim Behr von der TU Braunschweig. In seinem Beitrag mit dem Titel „Ungeheuer und Monster. Über die Folgen des Ungehorsams der Weiber gegenüber (männlichen) Autoritäten“ gab er zunächst einen Überblick über die Monsterdarstellungen von der Antike bis zu den Ungeheuern, wie sie auf mittelalterlichen Weltkarten zu finden sind. Anhand von Textbeispielen aus Wolframs von Eschenbach Parzival und einer Analyse der Ungeheuer in fernen Ländern, die im Herzog Ernst beschrieben werden, schlug Prof. Behr die Brücke zur modernen Rezeption bis zu Umberto Ecos Baudolino.

Zum Thema „Contra Naturam? Sexuelle Devianz und christlich-jüdische Koexistenz im Mittelalter“ sprach Prof. Norbert Schnitzler aus Bamberg. Sein Vortrag, aufgebaut auf intensiver Quellenforschung über das jüdische Leben im mittelalterlichen Zürich, eröffnete Einblicke in die Verbindung aus öffentlichem und privatem Leben unter besonderer Berücksichtigung rechtlicher Aspekte.
Unter dem Titel: „Tristan sprach – manchmal – auch Altnordisch: Brücken und Barrieren des Verständnisses in den mittelalterlichen Tristan-Versionen“ berichtete Jörg Stahlmann aus seinem Dissertationsprojekt. Seinen Überlegungen zu Fremdsprachen als Elementen der interkulturellen Verbindung beziehungsweise Kommunikationsbarriere legte Stahlmann die Tristan-Bearbeitungen Gottfrieds von Straßburg und Eilharts von Oberg zugrunde.
Im Anschluss daran diskutierten die Teilnehmer und Referenten das Phänomen „Fremde“ vor dem Hintergrund der verschiedenen Beiträge. Die unterschiedlich disziplinären und methodischen Ausgangspositionen und die allgemeine Bereitschaft zur Interaktion mit den Nachbardisziplinen ermöglichten eine ebenso spannende wie konstruktive Kontroverse.