Internationales Kolloquium
„Slawen und Germanen in Nordbayern und den Nachbarregionen“

Bamberg, März 2006

PD DR. HANS LOSERT

Seit Sommer 2002 führt PD Dr. Hans Losert mit Prof. Dr. Erik Szameit (Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Universität) Wien im Rahmen eines internationalen Projekts „Die Oberpfalz und ihre Nachbarregionen im frühen bis hohen Mittelalter. Ein internationales archäologisches Projekt der Universitäten Bamberg und Wien unter Assoziierung der Universität Brünn (Brno) und der Akademie der Wissenschaften zu Laibach (Ljubljana)“ Ausgrabungen an ausgewählten Plätzen der mittleren und nördlichen Oberpfalz durch. Im Sommersemester 2002 fand zunächst eine Lehrgrabung für Studierende des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien im Bereich einer Wüstung bei Dietstätt östlich von Schwandorf statt. C-14 Daten zahlreicher am Atominstitut Wien untersuchter Proben belegen die Existenz einer frühen slawischen Siedlung des 7. bis 10. Jahrhunderts, danach wurde die Siedlung aufgegeben. 2003 und 2004 wurde eine Lehrgrabung für Studierende der Otto-Friedrich Universität Bamberg und der Universität Wien in der karolingerzeitlichen Nekropole von Mockersdorf am Rauhen Kulm, im Zentrum der naabwendischen Siedlungskammer Flednitz durchgeführt. Ungewöhnlich ist hier vor allem die große Anzahl von Sonderbestattungen. Zur Zeit wird die Vorlage eines im Herbst 2003 entdeckten Brandgräberfeldes bei Großprüfening, einem Vorort von Regensburg vorbereitet. Die Gräber des letzten Drittels des 6. Jahrhunderts mit frühslawischen Urnen und für frühestawarisch-gepidische, aber auch germanische Gräber, typischen Metallobjekten sprechen für Herkunft der hier Bestatteten aus dem slawisch-awarischen Bereich an der mittleren Donau. Die ganz unerwarteten, außergewöhnlichen Funde und Befunde erlauben eine neu Beurteilung der  Umstände um das Vordringen slawischer Verbände nach Westen und deren Verhältnis zu Bajuwaren und Franken. Um die neuen Ergebnisse mit interessierten Fachkollegen diskutieren zu können, planen wir in Absprache mit Prof. Dr. Ingolf Ericsson sowie der zuständigen Denkmalschutzbehörde in Regensburg (Dr. Silvia Codreanu-Windauer) im Anschluss an die Vorlesungszeit des Wintersemesters 2005/06 (erste oder zweite Märzwoche) an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg ein internationales Kolloquium zum Thema Slawen und Germanen in Nordbayern und den Nachbarregionen. Bei der kleinen dreitägigen Tagung (Donnerstag Anreise und Begrüßung, Freitag Referate, Samstag eventuell Exkursion), zu der Wissenschaftler aus Thüringen, Sachsen, Tschechien, Slowakei, Österreich und Slowenien eingeladen werden, sollen auch neue Forschungsergebnisse aus den Nachbarländern vorgestellt und ihre Bedeutung für die Geschichte des frühen bis hohen Mittelalters im Kontakt- und Grenzbereich von Slawen und Germanen in Mitteleuropa diskutiert werden.