Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2023

Im Sommersemester 2023 wird das Bayerische Orientkolloquium vom Institut für Orientalistik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg organisiert.

Zeit: Donnerstags, 18.15 Uhr
Ort: Schillerplatz 17, Hörsaal SP17/00.13

Zu allen Vorträgen ergeht herzliche Einladung!

Hier das Programm im pdf-Format(314.8 KB) zum Herunterladen.

 

 

 

 

 

 

Im Jahr 1926 erschien in der britischen Kronkolonie Penang der erste malaiische Roman im modernen Sinne. Autor war Sayyid Shaykh al-Hadi, ein arabisch-malaiischer Unternehmer, der am Hof des Riau-Lingga-Sultanats aufgewachsen war und schon 1906 zusammen eine islamische Reformzeitschrift mitbegründet hatte, die an den Ideen Muhammad Abduhs orientiert war. Al-Hadis Roman spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Kairo und erzählt die Geschichte von dem jungen ägyptischen Liebespaar Faridah Hanom und Shafik Efendi, die beide aus aristokratischen Familien kommen und sich ewige Treue geschworen haben. Die Beziehung wird aber bald unterbrochen, weil Faridah Hanom von ihrem Vater zwangsweise mit einem Cousin verheiratet werden soll. Während Shafik Efendi in den Krieg zieht, um seinem Leben ein Ende zu setzen, erkrankt Faridah Hanom so schwer, dass ihr Leben bedroht ist. Als sie schließlich mit ihrem Cousin verheiratet wird, gelingt es ihr, eine Auflösung der Ehe mit diesem zu erreichen und ihren Geliebten Shafik zu heiraten. Der Autor nutzte die Erzählung, um die Fragwürdigkeit von Zwangsehen aufzuzeigen, die Notwendigkeit von Frauenbildung und Frauenrechten zu demonstrieren und seine Vorstellungen eines progressiven Islams zu popularisieren. Ein besonders merkwürdiger Zug des Romans ist, dass er einige erotische Passagen enthält, die in einem krassen Gegensatz zu traditionellen islamischen Vorstellungen von Sittsamkeit stehen. Der Vortrag versucht zu zeigen, dass der Autor mit ihnen nicht nur sein Zielpublikum besser erreichen wollte, sondern sie auch genutzt hat, um eine neue islamische Sexualethik zu etablieren, die voreheliche Liebesbeziehungen ermöglicht.

In this book talk, Hannes Grandits will focus on the end of four centuries of Ottoman rule in Bosnia and Herzegovina in the 1870s. After an introduction to the region and the political zeitgeist of the late 1860s and early 1870s, his book examines in detail the dramatic years beginning in the summer of 1875, when the outbreak of violent unrest in the eastern Herzegovinian region bordering Montenegro led to a massive refugee catastrophe. The study traces the surprising fur­ther political and social dynamics to the summer and fall of 1878, when a Habsburg army finally invaded the Bosnian Vilayet and took control of the province – but only after months of fighting against massive local resistance throughout the province.

These local events cannot be viewed in isolation from larger political dynamics, which are also constantly present in this study as they unfolded. However, as this book attempts to show, it is hardly possible to understand the often-contradictory effects of these larger political dynamics without delv­ing deeper into the complex local rationalities and constraints on the action of the actors involved in them.

Hannes Grandits is Professor of Southeast European History at Humboldt University in Berlin, Germany.

Der Vortrag blickt auf die zwanzig Jahre Präsenz des westlichen Militärbündnisses in Afghanistan (2001-2021) zurück und versucht am Beispiel eines afghanischen politischen Aktivisten und Intellektuellen aufzuzeigen, wie man in diesen Jahren versuchte, die vor dieser Phase stattgefundene gewaltvolle Erfahrung mit den marxistischen und islamistischen Ideologien zu verarbeiten und neue Ideen für ein friedliches Zusammenleben im afghanischen Kontext zu entwickeln.

Dabei geht es nicht darum, ob und inwieweit diese Ideen fruchtbar gewesen sind. Dafür hatten sie nicht die nötige Zeit zur Entfaltung gehabt. Es geht vielmehr um eine grundsätzliche These, nämlich, dass Krisensituationen, so schmerzhaft und schrecklich sie sein mögen, das Denken anspornen und zu kreativen Ideen führen können.

This work-in-progress is interested in exploring the question of how identities are formed across media, with a specific focus on Egyptian media. It aims at theorizing the process of the creation of the self; how various Egyptian media creators indulge in complex experiences of constructing, deconstructing, and reconstructing identities in an attempt to answer the question “Who am I?’ consciously and informedly. Using self-concept theory as its central methodology, this research examines the operation of creating a self both in autobiographical works, and in works where the creator constructs and develops an imaginary self. The imaginary or the invented self considered within the scope of this research is the alter ego that unravels innumerable possibilities in a constructed world. The study focuses on three Egyptian works, namely Youssef Chahine’s Alexandria Trilogy (film), Radwa Ashour’s The Journey: Memoirs of an Egyptian Student in America (memoir), and Deena Mohamed’s Qahera (webcomic). The purpose of this study is multi-fold. In addition to understanding the process of self-creation and its integral constituents, it aims at comprehending the parameters of each of the examined media; how each medium either facilitates or complicates self-conceptualization. Moreover, the study is concerned with comparing and contrasting abstraction vs. realistic representation of the self. Since the works examined are all Egyptian, the study questions the role played by locale, which entails examining the self at home, the self abroad, and the alienated or detached self. Another crucial objective of this research is to answer the question on the role gender plays in the practice of self (de/re)construction across Egyptian media.

Aus sprachwissenschaftlicher Sicht zeichnet sich die Protest Sprache oft durch den Einsatz von emotionalen und überzeugenden Ausdrücken aus, die darauf abzielen, eine starke emotionale Reaktion beim Publikum hervorzurufen. Hierbei nutzen die Demonstranten häufig lebhafte Bilder, rhetorische Fragen und Metaphern, um ihre Botschaften auf eindrucksvolle und wirkungsvolle Weise zu vermitteln.

In diesem Vortrag wird der Fokus auf die Slogans gelegt, um die Protestsprache der Demonstranten in der Bewegung Frau-Leben-Freiheit zu untersuchen. Es wird über starke Veränderungen in Ideologien, Normen und Überzeugungen gesprochen, die einen bedeutenden Einfluss auf die Sprache hatten. Die Präsentation beschäftigt sich mit folgenden Fragen:

Mit welchen sprachlichen Mitteln versuchen die Demonstranten zu kämpfen?

Welchen Wortschatz nutzen sie?

Wie wirkt ihre Sprache?

Haben die Demonstranten mittels ihrer Sprache kurz- oder langfristig etwas bewirkt?

In meinem Vortrag möchte ich die Schriften des Orientalisten und Hochschulreformers Carl Heinrich Becker (1876-1933) über die Türkei und die Frage der Modernisierung des Islams untersuchen. Dabei werde ich Gelegenheitsschriften, etwa im Kontext des Ersten Weltkrieges entstandene Propagandaschriften, im Zusammenhang mit seinen späteren Überlegungen zur europäischen Kulturgeschichte und zur Überwindung der „Krise der Gegenwart“ durch die Bildung betrachten. In der Literatur wurde zwar die „deutsche Kulturmission“ an der osmanischen Universität (1915-18) als gescheitert bewertet, während die Reform der Universität Istanbul im Jahr 1933 zugleich als Eintritt in die Moderne und Beginn der akademischen Austauschbeziehungen zwischen der Türkei und Deutschland angesehen wird. Doch diese oft als radikaler Bruch mit der Vergangenheit dargestellte Universitätsreform war durch eine Politik der Entsendung von Studenten nach Deutschland vorbereitet worden, in Einklang mit einer Empfehlung von Becker. Diese staatlich geförderte Studentenmobilität war im Bereich der Philosophie und der Sozialwissenschaften am Ende der 1920er Jahre besonders bedeutend – also genau zu jenem Zeitpunkt, als Becker als Preußischer Kultusminister wirkte. Daher stellt sich die Frage, inwiefern sich seine Ideen auf die Bildungsreformen der späten Osmanischen Zeit aber auch der türkischen Republik in den 1920er Jahren ausgewirkt haben, und über welche Netzwerke sie ihren Weg in die Türkei gefunden haben.

The Tanzimat era (1839-1876) is a daring age of codification of the Ottoman Empire on the path to becoming a modern state. In search of new laws compatible with its time, Ottoman jurists engaged in current issues concerning also the quests of non-Muslims for equality and more rights. Especially during and after the 1848 Revolutions against European monarchies, the Ottoman state elites felt the obligation to satisfy such demands of non-Muslims. The jurists (the ulema assigned to state service, the members of the ilmiye who held the primary position for responsibility for preserving and applying the shari'ah) naturally were at the forefront to ground new legislation.

My presentation will examine how the Ottoman jurists approached and what solutions they suggested to issues like the following, which were hotly debated during the Tanzimat: Listening to non-Muslim witnesses in cases of murder committed by Muslims, the forced invitation of a non-Muslim to Islam and the acceptance of Islam at a young age, changing the name of the jizya tax in order to collect it from non-Muslims without offending them, expanding the rights of non-Muslims and prohibiting the deeds that would insult them, the recruitment of non-Muslim soldiers to the army and the employment of non-Muslims in state service, in general. Excitingly, all that happened shortly after the 1848 revolutions in Europe caused fear among the Ottoman elites: the revolutionary spirit could spread to the Ottoman lands and turn the heads of its non-Muslim subjects.

The simultaneous social and political turmoils of 1848/49 in Europe are an aspect neglected by Ottoman historians in their narratives on the Tanzimat reforms. With the spread of transnational, inter-imperial and global historiography, the Tanzimat narrative will probably come to a level that will include the effects of this social and political event. My presentation will be, I hope, a forerunner of this perspective. I will trace the marks of the 1848 revolutions in the Ottoman legal reforms regarding non-Muslims.

Zur Entstehung des Bayerischen Orientkolloqiums

Das 1985 ins Leben gerufene Bayerische Orient-Kolloquium ist eine Vorlesungsreihe, die im Wintersemester an der Universität Erlangen-Nürnberg und im Sommersemester an der Universität Bamberg durchgeführt wird. Das Orient-Kolloquium ist zudem das Forum der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen der Sektion Vorderer Orient des Erlanger Zentralinstituts für Regionalforschung und des Instituts für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients, Islamwissenschaft und Judaistik an der Universität Bamberg.

Es soll darüber hinaus den Studierenden der orientalistischen Fächer der Universitäten Bamberg und Erlangen-Nürnberg sowie allen Interessierten einen Einblick in verschiedene Teilgebiete der Orientforschung ermöglichen.

Die Referenten - viele von ihnen werden aus dem Ausland eingeladen - berichten über orientspezifische Themen. Das Kolloquium wird seit 1989 vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst finanziell gefördert.

 

Hier können Sie sich über die Vorträge im Orientkolloquium der vergangenen Semester informieren:

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2022/23(2.1 MB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2022(453.7 KB, 1 Seite)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2021/2022(404.0 KB, 1 Seite)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2021(5.0 MB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2020/2021(227.3 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2019/20(618.5 KB, 1 Seite)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2019(806.0 KB, 1 Seite)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2018/19(2.2 MB, 1 Seite)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2019(1.2 MB, 2 Seiten)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2017/18(78.3 KB, 1 Seite)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2017(1.0 MB, 1 Seite)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2016/17

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2016(2.3 MB, 1 Seite)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2015/16(1.6 MB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2015(2.4 MB, 1 Seite)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2014/15(1.2 MB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2014(564.7 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2013/14(51.7 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2013(310.2 KB, 1 Seite)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2012/13(1.6 MB, 2 Seiten)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2012(324.4 KB, 1 Seite)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2011/12(5.7 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2011(367.5 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2010/11(5.7 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2010(102.4 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2009/10(257.5 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2009

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2008/09

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2008

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2007/08(680.0 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2007(213.6 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2006/07(11.2 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Sommersemester 2006(11.2 KB)

Das Programm des Bayerischen Orientkolloquiums im Wintersemester 2005/06(34.6 KB)