Tina Weidemann
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tina Weidemann ist vor allem für Studierende im Masterprogramm Cultural Studies of the Middle East verantwortlich.
Informationen zur Sprechstunde
Tina Weidemann befindet sich derzeit in Mutterschutz/Elternzeit.
Biographie
2011 bis 2017 Studium der Germanistik und Theologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg
2017 bis 2020 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Alttestamentliche Wissenschaften an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Kurse Althebräisch)
07/18 bis 09/2018: Forschungsaufenthalt und Sprachausbildung an der Hebräischen Universität in Jerusalem, Israel
seit 2020 Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Judaistik an der Otto-Friedrich Universität (Elite-Masterstudiengang Cultural Studies of the Middle East)
seit 2023 Projektmitarbeiterin im Projekt Steinerne Zeugen digital zur Erfassung jüdischer Friedhöfe in Deutschland gefördert durch die Akadmien-Union
Auszeichnungen und Stipendien:
- Preis der Universitätsfrauenbeauftragen der Universität Bamberg für Studenntinnen mit hervorragenden Leistungen (PUSh) für die Abschlussarbeit: „Sieben Texte auf dem Weg in das Paradies. Die Verräumlichung und Verzeitlichung des Paradieses in biblischen, frühjüdischen, frühchristlichen und frühislamischen Texten“ (2017)
- IPID4all-Stipendium des Deutschen Akadmischen Austauschdiensts (Juli - September 2018)
Schwerpunkte in Lehre und Forschung
Teaching and Research focus
- Sprachausbildung Hebräisch
- Die Psalmen aus linguistischer und literaturwissenschaftlicher Perspektive
- Geschichte des Staates Israel
- Kultur, Gesellschaft und Religion im modernen Israel
- Hebräische Epigraphik
Die Sprache der Psalmen (Dissertationsprojekt)
Abstract:
Im Sefer Tehilim/Buch der Psalmen liegt uns eine sehr heterogene Sammlung an althebräischen Texten vor, die sich in ihrer Sprache und ihren Inhalten deutlich von den Erzähltexten und den prophetischen Texten/Reden der hebräischen Bibel unterscheiden. Es handelt sich um »Lobpreisungen« (תהילים), um »Gesänge« (מזמור). Schon alleine in ihren Bezeichnungen zeigen diese Texte ihre Heterogenität – und doch verbindet diese 150 so unterschiedlichen Texte etwas miteinander: Es handelt sich um Texte, die mit Lyrik in Verbindung gebracht werden. Sie werden mit Musikalität verbunden, jedoch auch ihre Struktur und ihre sprachlichen Eigenheiten sprechen dafür, dass es sich hier nicht um Erzähl-, Gesetzestexte oder Sprüche von Propheten handelt.
Sowohl die christliche historisch-kritische als auch die jüdische-rabbinische Bibelwissenschaft haben sich intensiv mit dem Sefer Tehilim auseinandergesetzt und unterschiedliche Zugänge zu diesen Texten freigelegt und erarbeitet. Jedoch können nicht nur Ansätze aus der Bibelwissenschaft, sondern auch solche aus der Literaturwissenschaft einen nicht unbeträchtlichen Beitrag zur Auseinandersetzung mit den hebräischen Texten liefern. Nicht nur das hebräische Denken, sondern auch die hebräische Sprache bringen eine eigene Dynamik mit, die in der Arbeit mit den Texten der hebräischen Bibel ihre Berücksichtigung finden müssen. So ist es nötig, die Eigenheiten (alt)hebräischer Lyrik ernst zu nehmen, diese nicht nicht nur wahrzunehmen, sondern zu beschreiben und für die Arbeit mit dem Sefer Tehilim nutzbar zu machen.
Innerhalb der Literaturwissenschaft hat sich im 20. und 21. Jahrhundert ein gattungs- und lyriktheoretischer Ansatz entwickelt, der großes Potential auch für hebräischsprachige Texte und gerade die heterogene Sammlung im Sefer Tehilim birgt. Klaus W. Hempfer entwickelt einen transhistorischen und sprachenunabhängigen gattungstheoretischen Ansatz der »Prototypischen Kerne«, der davon ausgeht, dass es für jede Gattung einen (abstrakten) Kern gibt, um den sich Einzeltexte in unterschiedlicher Nähe und Ferne gruppieren. Dabei verbindet er das Konzept der Wittgensteinschen Familienähnlichkeit mit kognitionspsychologischen Ansätzen. Gerade für die Lyrik als »spezielle« Großgattung bietet dieses Konzept weitreichende Möglichkeiten. So entwirft Hempfer einen solchen »Lyriktypischen Kern«, der sich u.A. vor allem aus einer lyrikspezifischen Kommunikationssituation ergibt. So sieht er Lyrik als »inszenierte Performativität«:
»Das spezifisch Lyrische scheint im Unterschied zum Erzählen gerade darin zu liegen, dass nicht eine Instanz – sei sie nun hetero- oder homodiegetisch – eine Geschichte vermittelt, sondern, dass ein Sprecher im Akt des Sprechens das tut bzw. erfährt, worüber er zeitgleich spricht. Ein lyrisches Sprechen erzählt also nicht, was geschehen ist, sondern konstituiert im Sprechen, worüber gerade gesprochen wird, oder anders formuliert: Lyrisches Sprechen basiert auf der Simultanität bzw. Koinzidenz von Sprechsituation und besprochener Situation. Diese Simultanität ist nun freilich eine fiktionale, insofern der schriftlich fixierte Text diese nicht de facto realisieren, sondern immer nur ›inszenieren‹ kann […]«.
Dieses theoretische Fundament hat den entscheidenen Vorteil, dass ein solcher Prototyp »[…], der die historisch unterschiedlichen kommunikativen Kompetenzen beschreibbar macht, als theoretisches Konstrukt nicht einfach unser heutiges Lyrikverständnis nachkonstruiert, […].« Es ist also möglich über die 150 Psalmen (und in weiterem Blick sogar unter Hinzunahme lyrischer Texte außerhalb des Psalters) einen hebräischen »Lyriktypischen Kern« zu entwickeln – einen »Psalmenkern«. Dieser würde die Eigenheiten althebräischer Lyrik ernst nehmen, neue Interpreationsansätze liefern und die Erklärung dafür liefern, warum die Psalmen transhistorisch über ein sehr hohes Identifikationspotential für den Leser bzw. Hörer verfügen und innerhalb der Litrugie einen hohen Stellenwert aufweisen.
Publikationen
Tina Weidemann: Der jüdische ‚Landfriedhof‘ als wertvolle judaistische Quelle am Beispiel Aufseß, in: Medaon – Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung, 18 (2024), 34, S. 1–7. https://www.medaon.de/pdf/medaon_34_weidemann.pdf
Rebekka Denz, Wolfgang Hegel und Tina Weidemann: Einblicke in die Praxis - über die Dokumentation jüdischer Friedhöfe, in: Schönere Heimat. Bewahren und Gestalten (112/3), 2023.
Weidemann, Tina: Eindeutig mehrdeutig. Jüdische Spiritualität(en) als Spiegel jüdischer Mosaik-Identität, in: Münchner Kirchenzeitung 28/2023, S.27.
Weidemann, Tina: PONS Schreiben üben! Hebräisch. Das hebräische Alphabet Schritt für Schritt lernen und üben, 2022.
Betz, Tina / Janneck Lena: Wo ist der Ort des Menschen? - Überlegungen bezüglich Gen 2-4, in:
Bründl, Jürgen; Laubach, Thomas; Lindner, Konstantin (Hg): Zeichenlandschaften : Religiöse Semiotisierungen im interdisziplinären Diskurs, 2021, S.233-253.