„Freitags kurz die Welt retten?!“ Der Klimawandel als Herausforderung für die Theologie.

In Zeiten von Fridays for Future, Umweltpaketen der Regierungen und dem „Thunberg-Effekt” ist das Thema Klimawandel omnipräsent. Ist es unsere Aufgabe, freitags einfach mal kurz die Welt zu retten? Und wenn ja, warum eigentlich? Und was sagt die Theologie in ihren verschiedenen Fachbereichen zum Thema Klimawandel?

Am 20. Februar 2020 wurden diese Fragen im Rahmen des Studientages des Instituts für Katholische Theologie thematisiert. Marie-Theres Ultsch, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts, begrüßte alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer thematischen Einführung. Ziel der Veranstaltung war es, dass die Schülerinnen und Schüler sich sowohl inhaltlich mit dem Thema Theologie und Klimawandel auseinandersetzen als auch einen Einblick in das Studium an der Universität Bamberg bekommen konnten. Nach Kurzvorlesungen zweier Professoren folgte eine Seminarphase, in der eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Inhalten der Vorträge möglich war. Anschließend folgte eine Podiumsdiskussion mit den Referenten, bevor als Abschluss zwei Poetry Slams vorgetragen wurden.

Für die Lehrkräfte der Oberstufenschülerinnen und -schüler wurde parallel zur Seminarphase unter der Leitung von Frau Dr. Melanie Kuhn-Lange (OStRin i. K. und Fachmitarbeiterin für Religionsunterricht an Gymnasien in der Hauptabteilung Schule und Religionsunterricht des Erzbistums Bamberg) eine Fortbildung zum Thema des Studientages angeboten.

 

Statement 1: „Macht euch die Erde untertan!“ Ist die Bibel an der Zerstörung der Umwelt schuld?
 

Prof. Dr. Klaus Bieberstein, Inhaber des Lehrstuhls für Alttestamentliche Wissenschaften, beschäftigte sich in seinem Kurzvortrag mit der biblischen Aufforderung aus dem Buch Genesis „Macht euch die Erde untertan!“. Wie ist diese hinsichtlich des Umgangs mit der Schöpfung einzuordnen? Haben wir die Anweisung Gottes, über die Erde zu herrschen, falsch verstanden?

Nach einem kurzen Vergleich beider Schöpfungserzählungen widmete sich Herr Bieberstein vor allem der ersten (Gen 1,1-2,4a) und führte durch grafische Darstellung eine Gegenüberstellung der sechs Tage mit den acht Schöpfungswerken vor. Dabei wurde deutlich, dass dem Menschen die Pflanzen gegenübergestellt sind und nicht die Tiere – die erste Schöpfungserzählung gibt dem Menschen also eine vegetarische und keine tierische Ernährung vor.

Zudem wurde die Ebenbildlichkeit Gottes in Frage gestellt. Die Antwort hier: Der Mensch wurde nicht als „1:1 Abbild“ von Gott geschaffen, sondern als Stellvertreter Gottes, der über die Erde walten soll. Aber nicht mit dem Ziel, alles wieder “einzustampfen”, sondern mit der Aufforderung, mit der Erde verantwortungsvoll und bewusst umzugehen.

 

Statement 2: Wieso überhaupt die Welt retten? Antworten aus der theologisch-ethischer Perspektive
 

Prof. Dr. Thomas Weißer, Inhaber des Lehrstuhls für Theologische Ethik, betrachtete in seinem Kurzvortrag vor allem die Gründe, warum wir handeln sollten, um die Erde zu retten.

Dabei ging er von dem Ausgangspunkt der Verletzlichkeit der Erde sowie des Lebens insgesamt aus. Die christliche Religion hatte schon immer einen Untergang der Welt in der Apokalyptik gedacht – und auch die Naturwissenschaft kennt ein „Verfallsdatum“ der Erde. Warum sollten wir dann mit diesem Wissen überhaupt etwas unternehmen, um die Welt zu retten? Dieser Frage näherte sich Herr Weißer mit der Methodik des Dreischritts: Sehen – Urteilen – Handeln. Wir sehen den Klimawandel und nehmen ihn sowohl individuell als auch gesellschaftlich als Realität war. Wir urteilen über die Situation sowie die Probleme und fragen uns, wie es so weit kommen konnte. Egal ob die These verfolgt wird, dass vor allem Christen für die ökologische Krise verantwortlich sind, oder ob der „angstbesetzte“ Mensch mit seinem zügellosen Bemächtigungsdrang Schuld an dem Klimawandel hat – die Verantwortung für diese momentane Situation liegt beim Menschen. Es muss also gehandelt werden Aber wer? Und wie? Die Antwort aus theologisch-ethischer Sicht ganz klar: Wir alle. Jeder einzelne und die Politik. Durch soziale Ansteckung und mitreißendes Handeln können zum Beispiel Ideen wie der Teilzeitveganismus möglich werden.

Seminarphase, Lehrerfortbildung und Podiumsdiskussion

Nach den Kurzvorträgen setzten sich die Schülerinnen und Schüler in den von Studierenden und Dozierenden geleiteten Arbeitskreisen vertieft mit den Statements auseinander, klärten Fragen und arbeiteten eigene Thesen für die Podiumsdiskussion heraus.

Währenddessen konnten die Lehrkräfte im „Theologischen Café“ unter der Leitung von Frau Kuhn-Lange in einen vertieften fachwissenschaftlichen Austausch mit den beiden Professoren treten. Darüber hinaus stand im Laufe dieser Fortbildungseinheit eine unterrichtspraktische Ausrichtung im Fokus.

In der Pause hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, sich mit Brezen, die von der Hauptabteilung Schule und Religionsunterricht des Erzbischöflichen Ordinariats Bamberg gesponsert wurden, zu stärken und sich auszutauschen.

Florian Brustkern, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts, moderierte das anschließende Plenumsgespräch, in welchem die Schülerinnen und Schüler ihre Fragen und die erarbeiteten Argumente aus den Arbeitskreisen an die beiden Referenten richten konnten.

Vor den abschließenden Danksagungen an alle Unterstützerinnen und Unterstützer folgte ein weiterer Höhepunkt des Studientages: Maron Fuchs, Poetry Slammerin, bot zwei Texte ihres Repertoires dar. Diese führten nochmal in erfrischender Art und Weise das wichtige Thema des Umweltschutzes vor Augen.

Diesen Text verfasste Pia Heinrich.  Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung