Facetten von Wahrheit in der jüdischen Tradition

„Vom Siegel des Gottesthrons bis zur Stirn des Golem“ – im Horizont dieser starken Symbolwelten eröffnete Prof. Dr. Susanne Talabardon, Professorin für Judaistik an der Universität Bamberg, höchst interessante Perspektiven auf jüdische Facetten von Wahrheit. Damit erweiterte sie die interdisziplinäre Spurensuche der Vortragsreihe Theologisches Forum hinsichtlich der Frage: „Zählt Wahrheit heute noch?“

Susanne Talabardon nahm das Publikum in ihrem Vortrag am 30. November 2017 mit auf eine Forschungsreise durch die Thora und die jüdische Schriftauslegung. Leitend war dabei der hebräische Begriff „Emet“. Dieser Terminus für Wahrheit hat nach Talabardon neben der erkenntnistheoretischen vor allem eine ethische, aber auch eine theologische und soziale Dimension.

Brisant werde der Wahrheitsbegriff unter anderem bei der Theodizeefrage, was Talabardon eindrucksvoll am Beispiel Hiobs demonstrierte. Am ehesten sei „Emet“ als Beständigkeit im Bestehenden zu verstehen. Was genau dies heißt, müss jedoch ethisch situativ entschieden werden. Des Weiteren wies Prof. Talabardon darauf hin, dass „Emet“ häufig in der jüdischen Liturgie zu finden sei. So ist es beispielsweise Bestandteil der Segenssprüche zum Sch’ma Jisrael. In ihrem Ausblick wies sie auf die Frage nach der Wahrheit im Dialog zwischen Jesus und Pilatus hin und erweiterte nicht zuletzt dadurch ihren facettenreichen Einblick in die jüdische Theologie und Wahrheitssuche um die interreligiöse Perspektive.

Hinweis

Diesen Text verfasste Simone Kegel. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.