Die theologische Dimension des Geldes

Im Rahmen des Theologischen Forums im Wintersemester 2015/16 referierte die Berliner Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Christina von Braun am 21. Januar 2016 in der letzten Veranstaltung der Vortragsreihe über »Schuld und Schulden. Die theologische Dimension des Geldes«.

In seiner Einführung zeichnete der Religionspädagoge Prof. Dr. Konstantin Lindner den Lebensweg der Referentin nach und machte auf ihre wichtigen Arbeiten zur Thematik des Geldes aufmerksam.

Einführend ging die Kulturwissenschaftlerin auf die sprachliche Nähe zwischen religiösen und ökonomischen Begriffen ein. So unterscheidet die deutsche Sprache beispielsweise bzgl. des Wortes »Schuld«  nicht zwischen den Kontexten Sühne und finanzieller Schuld. Sowohl Wirtschaftstheoretiker als auch Theologen neigen dazu, zwischen Ökumene und Religion zu unterscheiden. Aber es lassen sich eine Vielzahl auffälliger Parallelen und Bezüge ausmachen, wie etwa die Begriffe »Credo« und »Kredit« zeigen. Der Eindruck verstärkt sich, wenn man in die Geschichte des Geldes blickt, denn – so Prof. von Braun – dem Wesen nach ist Geld ein Schriftsystem: Hundert Jahre nach der Einführung der Schrift wurden in Griechenland die ersten Münzen geprägt.

Vor allem über die Beantwortung der Frage, wie Geld beglaubigt wurde, kommt die Religion ins Spiel. Beispielsweise wurde den Münzen das Symbol einer Gottheit oder eines Herrschers aufgedruckt und die Autorisierung erfolgte so durch den Souverän. Weiter führte Christina von Braun aus, dass sich Geld von dem Wort »Gilde«  ableitet und dies so viel wie »Opfergemeinde« bedeutet. Der Opferritus beschrieb den Vorgang von Gabe und Gegengabe. Beim Opfern ging es darum, von sich selbst ein Pfand abzutreten. In letzter Instanz beruhte so das Geld auf den Wert der Opfer, mehr noch: der Menschenopfer. Der Mensch wurde allerdings meist durch einen Stier substituiert, da dieser das höchste Opfertier der Antike war.

Die symbolische Repräsentanz der religiösen Beglaubigung von Geld findet sich bis in die Gegenwart hinein. So tradieren die doppelten Quer- oder Längsstriche im Dollar-, Pfund- oder Eurozeichen bis heute die Symbole für die Stierhörner. Die Wandfassaden von alten Banken sehen von außen oft wie Tempelgebäude aus und auch der Wahlspruch auf dem 1-US-Dollar Schein »In God we trust« verdeutlicht die Nähe von Religion und Geld. Prof. Christina von Braun betonte zudem, dass der Glaube eine zentrale Rolle in der Ökonomie der Gegenwart spiele: Da der größte Teil des Geldes heutzutage Kreditgeld ist, setzt dieses – ähnlich wie die Theologie – Hoffnung und Vertrauen voraus und beruht auf diesen.

Nach dem Vortrag hatten die zahlreich erschienenen Gäste die Möglichkeit, mit der Referentin zu diskutieren. Moderiert von Eric Souga Onomo (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für neutestamentliche Wissenschaften) nutzten die Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, näher auf den ausgeführten Zusammenhang zwischen Geldgeschichte und Theologie bzw. Religion(en) einzugehen.

Hinweis

Diesen Text verfasste Stefan Huber. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.