Christoph Hutter: Das »gute Leben«

Ein Beitrag aus der Familienberatung

Am 16. November 2022 fand der zweite Vortrag im Theologischen Forum statt, das in diesem Semester unter dem Titel »Theology for Future« steht. Dr. Christoph Hutter (Bistum Osnabrück) widmete sich dem dritten Ziel für Nachhaltige Entwicklung aus der Agenda der UN: »Gesundheit und Wohlergehen«. Er leuchtete die genannten Schlagworte aus, verortete den Auftrag von Familien-Beratung in diesem Kontext und benannte Kriterien für ein »gutes Leben«.

Zu Beginn kritisierte Hutter, dass sich die Unterziele des SDG 3 nur auf die körperliche Gesundheit beziehen. Für eine umfassende Definition von Gesundheit und Wohlergehen griff er auf Aaron Antonovskys Salutogenese zurück und fordert den Fokuswechsel von »Was macht uns krank?« hin zu »Was macht uns gesund?«. Diese Frage bezieht sich unter Berücksichtigung des Gesundheitsbegriffs der WHO auch auf geistige und soziale Dimensionen des menschlichen Daseins. Folglich kann sich Beratung nicht darauf beschränken, Menschen zu »reparieren«, sondern soll Wachstum, Autonomie und Selbstbestimmung fördern. Im Mittelpunkt steht die Ermöglichung eines gelingenden Lebens.

Im Anschluss führte Hutter sein Verständnis von »gutem Leben« anhand einiger Konturlinien aus. Die Förderung des Ich in Form von Selbstbewusstheit und Selbstrealisierung ist hier ein erster Punkt. Auch die Einbindung des Menschen in eine Gesellschaft, die diskriminierungsfreie Teilhabe ermöglicht und echte Mitgestaltungsoptionen im öffentlichen Raum bereithält, übernimmt eine konstitutive Rolle. Zentral sei weiterhin das Spiel als befreites wie bedeutungsvolles Feld sowie zuletzt die Erfüllung von Individualität und Sinnsetzung. In ihrer Verbindung eröffnen diese Kategorien eine Landkarte, in der die individuelle Suche nach Wohlergehen gelingen kann. Wahl und Gerechtigkeit sind hier die entscheidenden Gelingensbedingungen: Jeder Mensch hat das Recht, seinen Zugriff auf »Wohlergehen« und »Glück« zu wählen und danach zu streben.

Der nächste Vortrag wird am 8. Dezember zum Thema Wie Fast muss Fast Fashion sein? stattfinden. Dabei wird Prof. Dr. Björn Ivens (Universität Bamberg) zum SDG 12 »Nachhaltiger Konsum und Produktion« referieren. Alle Interessierten sind zur Teilnahme (in Präsenz oder Live-Stream) herzlich eingeladen.


Den Text verfasste Judith Albert. Er steht Journalist:innen zur freien Verfügung.