- Konstantin Klein

Spracherwerb im Sauseschritt

Bislang konnte man an der Universität Bamberg Persisch nur in mehrsemestrigen Sprachkursen lernen. Bald soll es dreiwöchige Intensivkurse geben. Über die neuen "Drillübungen" diskutierte jetzt ein Workshop.

Wer an der Universität Bamberg Persisch lernen will, dem wird bislang in vier je sechsstündigen Sprachkursen (Persisch I-IV) die Möglichkeit dazu gegeben. Dieser Aufbau kann sich in Zukunft ändern: Zunächst einmal probeweise soll zum kommenden Wintersemester der Kurs "Persisch I" in Form eines dreiwöchigen Intensivkurses (27.09.-15.10) angeboten werden. Die Teilnehmer können somit gleich im Anschluss im laufenden Semester den Kurs Persisch II besuchen. Eine anschließende Evaluation soll zeigen, ob das neue System Früchte trägt oder ob man wieder zum gewohnten Ablauf zurückkehren sollte. Zur didaktischen und inhaltlichen Vorbereitung eines solchen Intensivkurses trafen sich am 8. und 9. Mai Persischlektoren und Sprachbuchautoren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und dem Iran sowie Vertreter außeruniversitärer Einrichtungen zu einem Workshop. Er wurde vom Bamberger Lehrstuhl für Iranistik in Zusammenarbeit mit dem Landesspracheninstitut Nordrhein-Westfalen in Bochum (LSI) durchgeführt.

Neue Wege für die Iranistik

Das LSI selbst, seit über 30 Jahren in Bochum ansässig, sieht seine Stärke vor allem darin, in möglichst kurzer Zeit praktisch einsetzbare Kommunikationsfähigkeiten in "exotischen" Sprachen zu vermitteln. Momentan können in Bochum Arabisch, Chinesisch, Japanisch, Russisch und Koreanisch erlernt werden. Mit großem Interesse verfolgte LSI-Direktor Jochen Pleines die geplante Einrichtung der Bamberger Persisch-Intensivkurse. Diese Entwicklung sei auch für sein Institut interessant, so Pleines, weil dessen Zielgruppe gleichermaßen im universitären wie im nichtakademischen Bereich angesiedelt sei. Von guten Erfahrungen mit Kursen des LSI konnte auch Vortr. Legationsrat Gunnar Hille berichten, der im Auswärtigen Amt die Fremdsprachenausbildung koordiniert: Diplomaten, die als Vorbereitung für einen Auslandseinsatz an Intensivkursen des LSI etwa in Arabisch oder Japanisch teilgenommen hätten, erzielten erstaunliche Ergebnisse, so Hille.

Doch schon an der vom LSI angewandten Methodik einer Minimalgrammatik scheiden sich die Geister: Führt ein Intensivkurs, der mit möglichst wenig Grammatik auskommen muss, den Lernenden in eine Sackgasse? Oder bewirkt er, ganz im Gegenteil, einen Motivationsschub bei den Studenten, die natürlich viel schneller sprachpraktische Ergebnisse zu sehen bekommen, wie Prof. Lutz Rzehak, Inhaber des Lehrstuhls für Iranistik an der Universität Bamberg, spekulierte? Eine zentrale Stellung nahm deswegen die von Michaela Kleinhaus, Arabischdozentin am LSI, aufgeworfene Frage ein, ob das universitäre und das nichtakademische Publikum mit ihren doch durchaus unterschiedlichen Zielvorstellungen überhaupt kompatibel seien.

Über zweihundert Lehrbücher

Im Bezug auf die generelle Problematik, wie ein Intensivkurs Persisch auszusehen habe, kam der Diskussion zugute, dass Vertreter zehn verschiedener Universitäten und vier außeruniversitärer Einrichtungen durch ihre Teilnahme ein breites Spektrum von methodisch und didaktisch unterschiedlichen Unterrichtsformen aufzeigen und zur Diskussion stellen konnten: Während Madeleine Voegeli die drei Wochenstunden Persisch, wie sie an ihrer Universität in Bern angeboten werden, für deutlich zu wenig erachtete, fand das Bamberger System mit sechs Wochenstunden und zahlreichen Zusatzangeboten, wie es die Bamberger Iranisten Dipl.-Germ. Mitra Sharifi-Neystanak und Dr. Gholam Reza Hajatpour vorstellten, allgemeine Zustimmung.

Mehrmals klang die Frage an, ob der Unterricht nun auf Deutsch oder rein einsprachig Persisch abgehalten werden solle, wie es beispielsweise Ghasem Toulany an der Universität Göttingen praktiziert. Der überwiegende Teil des Workshops aber drehte sich um die Suche nach geeigneten Lehrmaterialien. Diese müssten gerade für einen Intensivkurs speziell auf die Bedürfnisse der Persischlernenden abgestimmt sein, so Michaela Kleinhaus. Bestehende Lehrwerke können zwar benutzt werden, müssten allerdings an vielen Stellen durch Medieneinsatz und zahlreiche effektive "Drillübungen" erweitert werden.

Abschließend resümierte der aus Teheran angereiste Sprachwissenschaftler Yahya Modarresi (TT-Institute), dass, auch wenn es etwa 200 Lehrwerke für Ausländer gäbe, noch keines existiere, das ausschließlich auf den Unterricht in Form eines Intensivkurses ausgerichtet wäre. Hier bestehe also, so Modarresi mit Blick auf seine Kollegen, durchaus noch Handlungsbedarf. Freudig stimme ihn auf jeden Fall das generell hohe Interesse im deutschen Raum für die persische Sprache.