Diversity-Expert*innenliste

Menschliche Vielfalt spielt in zahlreichen Forschungsvorhaben an allen vier Fakultäten der Universität Bamberg eine Rolle. Beispielhaft skizzieren hier zunächst fünf Wissenschaftler*innen ihre Forschung zu Diversität in den Disziplinen Soziologie, Psychologie, Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftspädagogik und Amerikanistik. Weitere Beiträge aus anderen Bereichen sind geplant.

 

Wie gleichberechtigt sind Frauen und Männer in der heutigen Arbeitswelt?

Dr. Florian Schulz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Staatsinstitut für Familienforschung (ifb) an der Universität Bamberg:

„In den letzten Jahrzehnten hat sich die Zeit angeglichen, die Frauen und Männer für bezahlte und unbezahlte Arbeit verwenden: Frauen haben ihre Erwerbstätigkeit ausgeweitet und ihre Zeit für unbezahlte Arbeit reduziert. Gleichzeitig hat sich das Verhalten der Männer jedoch kaum verändert. So bleiben, trotz messbarem Wandel, die bekannten Geschlechterunterschiede bestehen. In Deutschland ist die Gesellschaft heute zwar deutlich liberaler eingestellt als früher, tut sich aber schwer damit, die Idee von Gleichstellung tatsächlich umzusetzen. Zudem zeigen die Entwicklungen im Zuge der Corona-Pandemie, dass sich traditionelle Muster eher verfestigen. Gleichstellung, und damit auch größere geschlechtsspezifische Diversität in der Arbeitswelt, ist nach wie vor eine Zukunftsvision.“

E-Mail: florian.schulz(at)uni-bamberg.de

Forschungsschwerpunkte:

  • Familie und Arbeit
  • Geschlechterungleichheit
  • Verbundene Lebensläufe

 

Welche Auswirkungen haben Vorurteile auf die Chancengleichheit?

Dr. Jessica Röhner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik:

„Der Begriff ‚Implicit Bias‘ wird in letzter Zeit in der Diskussion um Chancengleichheit oft genannt: Unter einem ‚Bias‘ versteht man kognitive Verzerrungen, die Wahrnehmungen, Handlungen und Verhalten beeinflussen. Der Zusatz ‚Implicit‘ spezifiziert, dass bestimmte Vorannahmen, Einstellungen und Stereotype nicht notwendigerweise bewusst sind. Menschen können etwa Vorurteile gegenüber Personen mit einer bestimmten Ethnie oder einem bestimmten Geschlecht haben, ohne sich dessen bewusst zu sein. Der Implicit Bias ist vermutlich einer der Hauptgründe für die Aufrechterhaltung von Diskriminierung: Beispielsweise konnte gezeigt werden, dass deswegen unter anderem Frauen und adipöse Personen bei der Einstellung im Rahmen von Personalauswahl benachteiligt werden.“

E-Mail: jessica.roehner(at)uni-bamberg.de

Forschungsschwerpunkte:

  • Eindruckslenkung und Selbsttäuschung
  • Rassismus und Vorurteile
  • Verfälschung und Validität psychologischer Testverfahren

 

Wie sind Firmen auf die internationale Diversität der Arbeitskräfte vorbereitet?

Prof. Dr. Maike Andresen, Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Personalmanagement und Organisational Behaviour:

„Selbst-initiierte Auslandstätige, das heißt Personen, die auf eigene Initiative ins Ausland gehen und dort eine neue Arbeit aufnehmen, verfügen häufig über globale Kompetenz. Diese befähigt sie dazu, die internationale Geschäftstätigkeit ihres Arbeitgebers erfolgreich zu erleichtern. Nur wenige Organisationen wenden jedoch spezifische Diversity-Strategien und Personalmanagementpraktiken an, um ausländische Arbeitskräfte anzuziehen, zu halten und zu managen. Um von der internationalen Diversität zu profitieren, bedarf es maßgeschneiderter Unterstützung ausländischer Arbeitskräfte: beispielsweise Unterstützung für Familie und Ehepartner, bei Steuern und Bankgeschäften sowie bei Fragen des persönlichen Lebens, wie der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und des Wohlbefindens.“

E-Mail: maike.andresen(at)uni-bamberg.de

Forschungsschwerpunkte:

  • Internationale Mobilität / Expatriierung
  • (Globale) Karrieren
  • Arbeitsflexibilisierung

 

Welche Rolle wird Diversity-Management künftig auf dem Arbeitsmarkt spielen?

Prof. Dr. Silvia Annen, Inhaberin der Professur für Wirtschaftspädagogik:

„Für Unternehmen wird es im Kontext der Globalisierung nötig, individuelle Kompetenzen der Arbeitnehmerinnen und -nehmer bestmöglich zu nutzen. Dabei ist die Attraktivität der Firmen ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, der in engem Bezug zu einem professionellen Diversity-Management steht. Es ist eine wichtige Aufgabe des Personal-Managements in Unternehmen, Integrationsprozesse für unterschiedlichste Bewerbergruppen erfolgreich zu gestalten. Auf politischer Ebene müssen die Steuerungsstrukturen analysiert werden, die die Integrationsprozesse maßgeblich beeinflussen. Aus international vergleichender Perspektive sind Zusammenhänge und Unterschiede verschiedener migrations- und bildungspolitischer Ansätze herauszuarbeiten und zu bewerten.“

E-Mail: silvia.annen(at)uni-bamberg.de   

Forschungsschwerpunkte:

  • Anerkennung von Qualifikationen und Kompetenzen
  • Bildungsverläufe und Bildungsentscheidungen
  • International vergleichende (Berufs)Bildungsforschung

 

Welche Rolle spielt Diversität in der amerikanischen Gegenwartsliteratur?

Mareike Spychala, M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Amerikanistik und stellvertretende Frauenbeauftragte der Fakultät GuK:

„Die amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft richtet den Blick von jeher auch auf das literarische Schaffen von gesellschaftlich marginalisierten Gruppen. Auf diese Weise entsteht ein komplexeres und reelleres Bild der amerikanischen Gesellschaft und ihrer Literatur. Beispielsweise haben in den letzten Jahren zahlreiche amerikanische Frauen, darunter auch schwarze Frauen und Transfrauen, Autobiographien über ihre Erfahrungen im Irakkrieg publiziert. In diesen Kriegsautobiographien von US-Veteraninnen nutzen Frauen unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft, sexueller und körperlicher Identität das Genre der Kriegsliteratur – bisher männlich und weiß dominiert – und deuten es bis zu einem gewissen Grad um, indem sie Gegenerzählungen über Identität, Krieg, Amerika und sein Verhältnis zu ‚anderen‘ Kulturen schaffen. Dies zeigt, wie eng gesellschaftliche Vielfalt mit literarischer Vielfalt verknüpft ist.“

E-Mail: mareike.spychala(at)uni-bamberg.de

Forschungsschwerpunkte:

  • Amerikanische Kriegsliteratur
  • Amerikanische Literatur nach 9/11
  • Arabisch-Amerikanische Literatur