Andreas Gmelch beendete seine Laufbahn an der Universität Bamberg (Fotos: Philipp Demling).

Dekanin Sibylle Rahm würdigte die Leistungen des "Herzblut-Didaktikers".

Freunde, Mitarbeiter und Studierende nutzten die Feierstunde, um sich von Andreas Gmelch zu verabschieden.

- Philipp Demling

Ein „Herzblut-Didaktiker“ nahm Abschied

Dr. Andreas Gmelch ging in den Ruhestand

Nicht nur jedem Anfang, wie es in einem oft zitierten Sprichwort heißt, sondern auch manchem Ende wohnt ein gewisser Zauber inne: „Monotone und repetitive Tätigkeiten wie Korrekturmarathons oder Bürokratie werden mich in Zukunft nicht mehr nerven“, bekannte Gmelch freimütig bei seiner Abschiedsfeier am 30. Oktober. Außerdem könne er „ein wohl bestelltes Feld abgeben“: „Der Fortbestand der Arbeitslehre an der Universität Bamberg ist meinem Engagement zumindest mitzuverdanken.“Als einen Höhepunkt in seiner Laufbahn bezeichnete er das Jahr 1980: „Ich war erster Dozent in der Didaktik der Arbeitslehre. Weil es das Fach vorher nicht gab, musste ich mich autodidaktisch auf meine Seminare vorbereiten.“ Seitdem kämpfte Gmelch erfolgreich für den Erhalt seines Fachbereiches. Er ist und war Mitglied in zahlreichen Gremien, so zum Beispiel in der Didaktik- und Lehrerbildungskommission. 18 Jahre lang war er Mitglied im Prüfungsausschuss.

„Die Universität ist mein Leben!“

Prof. Dr. Sibylle Rahm, Dekanin der Fakultät Humanwissenschaften und Leiterin des Bamberger Lehrerbildungszentrums, erinnerte an Zeiten, als der „Herzblut-Didaktiker“ Andreas Gmelch als Junglehrer mit langen Haaren und Plateauschuhen zum Unterricht kam. Einige Jahre später, schon als Fachbereichsleiter der Arbeitslehre, habe er den Ruf nach München ins Kultusministerium abgelehnt mit der Begründung: „Die Universität, das ist mein Leben!“ Traditionelle Werte wie Ordnung, Höflichkeit, Pünktlichkeit und Genauigkeit, lobte Rahm, seien beim „Arbeitstugendenpapst“ Gmelch immer groß geschrieben worden.

Ex-Kollege Dr. Günter Erning verabschiedete Gmelch nicht. Im Gegenteil, er hieß ihn als neuen Pensionär willkommen: „Mit dem Urlaub ist es jetzt vorbei“, warnte Erning. „Mit dem kostenlosen Parken am Markusplatz auch.“ Der ehemalige Akademische Direktor für Elementar- und Familienpädagogik blickte auf Gmelchs lange Tätigkeit als Dozent zurück: „Da waren ja auch noch die vielen Exkursionen: Görlitz, Weimar, Erfurt oder in die Weyermann-Mälzerei. Sag mal, wann warst Du eigentlich zu Hause?“ Für Heim und Herd habe der Neu-Pensionär in Zukunft mehr Zeit: Kochen und Putzen stünden Gmelch bevor, ist sich Erning sicher. Deshalb schenkte er ihm eine Tüte Frühlingssuppe und einen „Swiffer“ zum Staubwischen. Die Studierenden dankten ihrem Dozenten mit einem Buch und einem Lied: „Ja, jetzt ist wieder Arbeitslehrezeit / Doktor Gmelch ist wieder für uns alle bereit“. Und dies unabhängig davon, ob die „Kaffeemaschine verreckt“ sei, oder sich bei seiner Sprechstunde wieder einmal endlose Schlangen vor seinem Büro gebildet hätten.

76 Semester an der Universität Bamberg

Andreas Gmelch ist ein „fränkisches Bildungsprodukt“: Geboren in Moritz im Landkreis Forchheim, legte er 1964 am Franz-Ludwig-Gymnasium in Bamberg die Abiturprüfung ab. Anschließend studierte er an der Bamberger Philosophisch-Theologischen Hochschule die Fächer Philosophie, Theologie, Pädagogik, Psychologie, Soziologie und Arbeitswissenschaft. Nach einigen Jahren im Schuldienst wechselte er 1975 an die Gesamthochschule Bamberg.  Mit fünf Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter und 29,5 Jahren als Akademischer Direktor für Didaktik der Arbeitslehre summiert sich seine akademische Laufbahn in Bamberg also auf 76 Semester.
Und immer noch liegt Gmelch das Fortbestehen der Hauptschule am Herzen: „Sie abzuschaffen, löst keine Probleme. Stattdessen sollte man sie strukturell verändern, also die Ganztagsbetreuung ausweiten und die Schüler in kleineren Gruppen zusammenarbeiten lassen. Man darf die Hauptschüler nicht noch zusätzlich stigmatisieren. Gerade in Altenpflege und Handwerk werden sie immer noch dringend gebraucht.“

Gmelchs endgültiger Nachfolger wird wohl im Laufe des kommenden Jahres bestimmt. Der Bereich Didaktik der Arbeitslehre wird künftig als Teil der Professur für Arbeitswissenschaft im Fach Soziologie weiterbestehen. Gmelch selbst setzt seine Karriere als Didaktiker fort: In Zukunft werde er für einen Schulbuchverlag arbeiten: „Meine publizistische Tätigkeit ist bis 2011 gesichert.“