- Julia Gerstner

Dem Weltkulturerbe aufs Dach gestiegen

Über 20 Bamberger Dachmodelle ausgestellt

Was verbirgt sich hinter den Ziegelsteinen von Bambergs Bauwerken? Wer neugierig auf die "großen Schätze" geworden ist, der darf sich die Ausstellung "800 Jahre Bamberger Dachwerk" im Dominikanerbau nicht entgehen lassen...

Die Dachkonstruktionen des Dogenpalastes von Venedig, des Wiener Stephansdoms oder der Würzburger Residenz können Bambergers Bürger ab Freitag im Dominikanerbau begutachten. Denn dort wird die Ausstellung ?800 Jahre Bamberger Dachwerke? offiziell eröffnet. Möglich gemacht wurde das Projekt durch die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Universität Bamberg.

Ausstellung vom 23. bis 30. April

Bei der Pressekonferenz vorab erzählte Baureferent Ottmar Strauß den anwesenden Journalisten, dass hinter der Ausstellung ?viel Arbeit? gesteckt habe und das Resultat sich sehen lassen könne. Der Referent erklärte, dass regelrechte ?Schätze? ausgegraben worden seien und lud sowohl Pressevertreter als auch die Bevölkerung dazu ein, dem Weltkulturerbe ?aufs Dach? zu steigen. Die Ausstellung wird vom 23. April bis zum 30. April in der Dominikanerkirche zu sehen sein, die selbst das größte mittelalterliche Dachwerk Bambergs besitzt.

Seit gut 15 Jahren arbeiten Prof. Dr. Manfred Schuller vom Bamberger Lehrstuhl für Bauforschung und Prof. Dr. Rainer Drewello vom Lehrstuhl für Restaurierungswissenschaften mit ihren Studenten an Konstruktionen von Häusern und Dächern. ?Die Modelle sind Bestandteil unserer Forschung und zugleich deren Ergebnis?, so Schuller. Übrigens wurden für die Dachkonstruktionen auch Original-Hölzer verwendet.

Verborgene Schätze unter den Dachziegeln

?Oftmals sind sich die Leute gar nicht darüber bewusst, welche Schätze sich hinter der Dachhaut ihres Hauses verbergen,? erzählt Schuller weiter. Die Ausstellung, in der über 20 Modelle zu finden sind, die 800 Jahre Bamberger Dachgeschichten zeigen, soll dabei helfen. Alle Modelle sind im Maßstab 1:20 originalgetreu nachgebaut. Mitunter auch der Wiener Stephansdom, der in der Baugeschichte vor dem 19. Jahrhundert laut Schuller ?das größte historische Dachwerk überhaupt? aufzuweisen hat.

Aber natürlich werden in der ehemaligen Dominikanerkirche besonders die Dachwerke von Bamberger Bauten ausgestellt. So findet man neben dem kleinen Kirchendach von St. Gangolf auch das Domdach aus der Barockzeit oder die Konstruktion des Dominikanerkirchendachs. Diesem können interessierte Besucher bei den Führungen durch die Ausstellung am Samstag und Sonntag übrigens auch aufs Dach steigen, sofern sie schwindelfrei sind.

Die Unterschiedlichkeit der historischen Dachwerke wird anschaulich inszeniert: Die Ausstellung zeigt beispielsweise ein ländliches Wohnhaus im Vergleich zu einem städtischen in der Unteren Königsstraße oder ein südbayerischen Dachwerk, das im Gegensatz zu einem Dach aus Nordbayern viel flacher gebaut wird.

Werkzeuge, Dachziegel, Arbeitsprozesse

Ausgestellt werden auch die - erstaunlich wenigen - Werkzeuge, die ein Zimmermann braucht, um einen Dachstuhl zu bauen. Ein Modell zeigt die Verarbeitung vom Baumholz zum Bauholz. Außerdem sind die unterschiedlichsten Arten von Dachziegeln zu sehen, denn schließlich ist eine Stadt ?geprägt durch ihre Dachlandschaft?, so Schuller. Und wer genießt nicht den schönen Blick, den man vom Bamberger Domplatz aus auf das Dächermeer der Stadt hat?


Die Ausstellung wird am 23. April um 20.00 Uhr eröffnet. Führungen durch die Ausstellung und auf das Dach der Dominikanerkirche sind für Samstag, 24. April, und Sonntag, 25. April, über die Volkshochschule zu buchen. Zusätzlich werden auch andere Sonderführungen über die VHS angeboten. Öffnungszeiten der Ausstellung: 24.-30. April von 10 bis 19 Uhr.