Neben zahlreichen Festgästen kamen auch viele Studierende, um „ihrem“ Professor Alfred E. Hierold ein herzliches Lebewohl zu sagen (Bilder: Johannes Heger)

Sogar der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Zehetmair erwies Hierold die Ehre und dankte für dessen Engagement als Rektor der Universität Bamberg

- Johannes Heger

Leben mit dem Recht

Kirchenrechtler Alfred E. Hierold sagt „vale“

Die Übergabe einer Festschrift zum 65. Geburtstag, der Besuch des Staatsministers a.D. Hans Zehetmair, Dankesworte des Präsidenten der Universität Bamberg Godehard Ruppert und eine bis auf den letzten Platz gefüllte AULA – so werden nur große Männer verabschiedet, Männer wie der Kirchenrechtler Alfred E. Hierold.

Zwei Amtszeiten als Dekan der Fakultät Katholische Theologie, Vizepräsident und Rektor der Universität Bamberg, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Kirchenrecht, Mitglied der Vatikanischen Kongregation für den „Bologna-Prozess“ und Richter am Kirchlichen Arbeitsgerichtshof in Bonn. Diese exemplarischen Stationen aus dem Arbeitsleben von Prof. Dr. Alfred E. Hierold zeigen, wie engagiert und vielseitig orientiert sich der Kirchenrechtler für die Universität, die Kirche und die Theologie einsetzte und einsetzt.

Recht hinterfragen

In seiner Abschiedsvorlesung, die Hierold unter den Titel „Leben mit dem Recht“ stellte, zeigte er den zahlreichen Festgästen, warum er nicht nur große wissenschaftliche Reputation genießt, sondern auch unter den Studierenden beliebt war und ist: Authentisch und prägnant, lebensnah und glaubwürdig machte er deutlich, dass es zwar „der Geist Gottes ist, der die Kirche beseelt und lebendig macht“, dass es aber auch eines Gerüstes bedarf. Das Gesetz sei wie das Skelett eines Menschen: notwenig für den Halt, aber „ohne Fleisch nur ein amorphes Gebilde“.
Hierolds tiefe Beziehung zur Frage der Gerechtigkeit wurzelt in seiner Biographie: Eindrucksvoll schilderte er die „Barbarei“ der Nazis aus eigenen Kindheitserfahrungen und plädierte von diesen einschneidenden Erlebnissen ausgehend gegen einen Rechtspositivismus, der Recht nur umsetzt und nicht hinterfragt. So sei es immer sein Anliegen gewesen, nicht nur die Normen des Kirchenrechts zu vermitteln, sondern auch ein inneres Verständnis derer zu ermöglichen.

Eine so lebensnahe, emotionale und tiefgründige Position erlebend darf man froh sein, dass der einstige Bischof von Regensburg, Rudolf Graber, dem Wunsch Hierolds, im Kirchenrecht zu promovieren, mit den Worten stattgab und begründete: „Solche Menschen, die sich damit beschäftigen, muss es auch geben.“

Dank und Wünsche – zu Recht

Bevor Hierold selbst das Wort ergriff, war es jedoch zunächst an anderen, sich bei ihm zu bedanken: Prof. Dr. Klaus Bierberstein, Dekan der Fakultät Katholische Theologie, machte den Auftakt und hob heraus, wie „praktisch es manchmal war, einen Herrn Hierold im Raum zu haben“, den er als „wandelnde Enzyklopädie“ und Mann der „erlösenden Lösungen“ würdigte. Gerade jetzt, in Zeiten, die als Wendemarke der Theologie in Bamberg bezeichnet werden könnten, würde solch eine Stimme fehlen.

Lic. Friedolf Lappen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kirchenrecht, bezeichnete „seinen Chef“ als „erfahrenen Lehrer, geschickten Politiker und herzlichen Pfarrer“, Präsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert wünschte Hierold im Namen der Universität viele weitere Jahre und „Glück auf“. Prof. Dr. Wilhelm Rees, Prof. Dr. Sabine Demel und Prof. Dr. Ludger Demel, Fachkollegen aus Innsbruck, Regensburg und Wien wünschten Hierold bei der Übergabe einer Festschrift „Gesundheit, Schaffenskraft und Gottes Segen“.

Recht traurig, aber voller Pläne

Auch der ehemalige bayerische Kultusminister, Dr. Hans Zehetmair, ließ es sich nicht nehmen, Hierold seine Ehre zu erweisen: Hierolds „harter Umgang mit Fakten bei stets höflichem Ton“ seien eine große Stärke des ehemaligen Rektors der Universität Bamberg gewesen. Wie geschickt Hierold in dieser Rolle agierte, verdeutlichte der Kirchenrechtler selbst mit einem verschmitztem Lächeln, als er mit Blick auf den Minister a. D. erklärte, dass er zu seiner Zeit als Rektor die AULA in der ehemaligen Dominikanerkirche für die Universität nur mit einem Trick gegenüber Zehetmair hatte akquirieren können: Der Universität hätten große Räume zum Schreiben von Klausuren gefehlt, war damals Hierolds Argument, das fruchtete. Ihm sei allerdings heute nicht bekannt, dass bisher in den Räumlichkeiten je eine Klausur geschrieben worden sei.

Hierold selbst sieht seinen eigenen Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Auf der einen Seite freue er sich, dass er nun endlich einmal Zeit hat, die Bücher in seinem Handapparat zu ordnen und zu sortieren. Auf der anderen Seite sieht er es mit einem weinenden Auge, dass ihm selbst kein neuer Kirchenrechtler nachfolgt und betonte, dass es das schönste Geschenk zu seinem 80. Geburtstag in fünfzehn Jahren wäre, wenn die formal „ruhende Fakultät“ ihre Auferstehung feiern würde.