Lesung des Lyrikers Manuel Martínez Forega, 14. Mai 2013

Bamberger Vorträge zu Iberian Studies

In Zusammenarbeit mit Fernando Palacios León, Austauschlektor der Complutense-Universität Madrid, veranstaltete die Professur für Romanische Literaturwissenschaft / Hispanistik eine Lesung und einen Gastvortrag des Lyrikers, Übersetzers und Verlegers Manuel Martínez Forega aus Zaragoza, Spanien. Dem Vortrag am 13. Mai wie auch der Lesung am 14. Mai wohnten zahlreiche Studierende und Lehrende bei.

Der in Guadalajara, einer Provinz von Castilla-La Mancha, geborene Manuel Martínez Forega lebt seit vielen Jahren als Lyriker, Übersetzer und Verleger in der aragonesischen Hauptstadt Zaragoza. Er arbeitet und schreibt entsprechend außerhalb der drei großen kulturellen Kristallisationszentren der Iberischen Halbinsel (Lissabon, Madrid oder Barcelona) und bringt daher eine literarische Perspektive ein, die im Rahmen des ‚Iberian-Studies‘-Schwerpunkts des Instituts für Romanistik besonders interessiert.

In seiner Lesung konzentrierte sich Martínez Forega auf den 1987 erschienen Gedichtband Ich habe das Meer zerbrochen (He roto el mar, 1987 und 1993). Indem er der Lesung seiner Texte jeweils einen ausführlichen Kommentar folgen ließ, dekonstruierte Martínez Forega einmal mehr den romantischen Mythos der poetischen Inspiration, des enthousiasmós, und setzte stattdessen auf die seit der Romantik verpönte handwerkliche Dimension der Dichtung, die techné oder ars. In seinem Kommentar erläuterte der Lyriker die – zu einem erheblichen Teil erfundenen – kulturellen Referenzen in seinen Gedichten.

Der Gastvortrag fand im Rahmen einer Vorlesung von Prof. Dr. Enrique Rodrigues-Moura statt und bot einen ungewöhnlichen Einblick in die Gesellschaft des Siglo de Oro: Vorgestellt wurden einige weniger bekannte Autoren, die nicht am Glanz des Hofes teilhatten und als literarische Außenseiter gelten. Martínez Forega behandelte in seinen Ausführungen eine Reihe nicht-kanonischer Texte, die in hohem Maße die Komplexität der Kultur und Literatur der Epoche verdeutlichten.

Die Iberische Halbinsel umfasst drei Staaten (Portugal, Spanien und Andorra) und das umstrittene Territorium Gibraltar. Außerdem finden sich neben verschiedenen Sprachen und Dialekten auch verschiede Regionen und Nationen, die nicht immer – wie oft fälschlicherweise angenommen wird – nur nach ihrer gemeinsamen Sprache definiert sind. Das Königreich Aragon ist zusammen mit Kastilien die Wiege des heutigen Spanien (die Katholischen Könige, Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien, heiraten im Jahr 1469 in Valladolid). Heute hat es seine politische Bedeutung zugunsten von Madrid oder Barcelona verloren. Gleichwohl hat die Hauptstaat Zaragoza, obwohl Don Quijote sie nie betreten hat (Don Quijote, II, 59), eine sehr aktive kulturelle Szene und eine renommierte Universität. Die Vermittlung der Vielfalt und Heterogenität, die die Lebensrealität auf der Iberischen Halbinsel heute bestimmen, ist ein grundlegendes Ziel des Instituts für Romanistik und der Professur für Romanische Literaturwissenschaft / Hispanistik. (von Enrique Rodrigues-Moura, Mai 2013)