Melchior Otto Voit von Salzburg

Gründungsvater und Friedensstifter

Wir schreiben das Jahr 1647: Europa ist Schauplatz einer seit 29 Jahren währenden kriegerischen Auseinandersetzung mehrerer Völker im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Im Hochstift Bamberg residiert Melchior Otto Voit von Salzburg seit knapp vier Jahren als Fürstbischof und gründet in den Kriegswirren am 14. November 1647 die Academia Bambergensis – sie ist die Keimzelle der heutigen Otto-Friedrich-Universität.

Melchior Otto Voit von Salzburg, der spätere Gründer und Namenspatron der Universität Bamberg, wird am 19. Juni 1603 im Schloss zu Eichenhausen in der Nähe von Schweinfurt geboren. Melchior Otto gehört dem Adelsgeschlecht Voit von Salzburg an, das seinen Hauptsitz auf der Salzburg in Bad Neustadt an der Saale hat. Als Gefolgsleute der Bischöfe von Würzburg ist das Geschlecht über ganz Unterfranken verteilt.

Mit neun Jahren beginnt Melchior Ottos Ausbildung für eine spätere Tätigkeit im Dienste der Kirche. Nach einem Studium der Philosophie und Rechtswissenschaften im heutigen Belgien zwischen 1617 und 1623 kehrt Melchior Otto nach Würzburg zurück und wird dort im Jahr 1627 Domkapitular und Domherr von Bamberg. Elf Jahre später, 1638, wird er zum dortigen Domprobst gewählt und kümmert sich fortan um äußere Angelegenheiten im Erzbistum Bamberg, dem zu diesem Zeitpunkt sein enger Vertrauter, der Erzbischof Franz von Hatzfeld, vorsteht. Als von Hatzfeld 1642 überraschend an einem Schlaganfall stirbt, wird Melchior Otto am 25. August 1642 zum Fürstbischof von Bamberg gewählt.

Die ersten Jahre seiner Amtszeit sind geprägt von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Tod und Zerstörung sowie Plünderungen und Raubzüge sind auch im Hochstift Bamberg Alltag. Trotzdem baut Melchior Otto das Jesuitenkolleg Bamberg aus und lässt an der ehemaligen, von Kaiser Heinrich II. gegründeten Domschule ab sofort auch Theologie und Philosophie lehren. Diese Erweiterung des Jesuitenkollegs zu einer Zweifakultätenuniversität wird am 14. November 1647 in einem Fundationsbrief urkundlich gemacht. Das Gründungsdatum der sogenannten Academia Bambergensis gilt als Geburtsstunde der heutigen Otto-Friedrich-Universität. 1648 statten Kaiser Ferdinand III. und Papst Innozenz X. die Universität mit den üblichen Privilegien wie zum Beispiel dem Recht zur Verleihung akademischer Grade aus. Geleitet wird sie weiterhin vom Jesuitenorden. Zu ihrer feierlichen Eröffnung im Jahr 1648 wird die junge Bildungseinrichtung zu Ehren Melchior Ottos in Academia Ottoniana umbenannt.

Die Pläne, im Hochstift Bamberg eine akademische Ausbildung anzubieten, gab es bereits einige Jahrzehnte vor der Regentschaft Melchior Ottos. Er greift sie auf, weil er zum einen die Abwanderung studierfähiger Bürger verhindern und zum anderen – vor dem Hintergrund der religiösen Konflikte, die den Dreißigjährigen Krieg prägen – umfassende philosophische und theologische Bildung  anbieten will, die er für dringend nötig hält.

In den folgenden Monaten stehen für den Fürstbischof von Bamberg jedoch andere Themen und Projekte im Vordergrund: Er macht sich bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden von 1648 auch über die Region hinaus einen Namen. Sein Einsatz für den Friedensschluss gilt als sein größtes politisches Verdienst. So pocht er in seiner Funktion als Direktor des Fränkischen Reichskreises – einer territorialen Einheit, zu der auch das Hochstift Bamberg gehört – und als Landesherr darauf, dass an den Friedensverhandlungen alle Reichsstände teilnehmen. In den Verhandlungen selbst ist es Melchior Otto, der zusammen mit dem Würzburger Bischof Johann Philipp von Schönborn auf die französischen Vertreter zugeht. Nach den erfolgreichen Friedensverhandlungen leitet er die barocke Umgestaltung des Doms ein. Am 4. Januar 1653 verstirbt Melchior Otto Voit von Salzburg mit 49 Jahren in Forchheim.

Heute erinnert ein Teil des Namens der Otto-Friedrich-Universität an ihren Gründer. Zudem zeichnet der Präsident Studierende mit dem Melchior-Otto-Voit-von-Salzburg-Preis aus, die im Anschluss an die aktive Berufsphase an der Otto-Friedrich-Universität ein Promotionsstudium aufgenommen und mit einer herausragenden Leistung abgeschlossen haben. Der Preis wurde seit 2004 sechs Mal vergeben, zuletzt im Jahr 2010.

Text: Sebastian Koch/Dezernat Kommunikation

Quellen:

Elisabeth Roth: Oberfranken in der Neuzeit bis zum Ende des Alten Reiches. Bamberg: Bayrische Verlagsanstalt 1984.

Wolfgang Seifert: Melchior Otto Voit von Salzburg, der große Sohn Eichenhausens

Alfred Wendehorst: Melchior Otto Voit von Salzburg. In: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 6f. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-biographie.de/gnd118971328.html.

Friedrich Wunder: Die Geschichte der Stiftungen des Fürstbischofs Melchior Otto, des Kanzlers Johann Reuß und der Ritter v. Schnappaufischen Geschwister. Bamberg: Berhist-Verlag 1850.