Zum Welttag der Philosophie am 20. November ...

... diskutierten Kollegiaten mit Wissenschaftlern über den Eros.

Stilecht gab es auch ein griechisches Festmahl und Lobpreisungen, unter anderem von Christian Illies (Bilder: Lydia Hendel).

- Lydia Hendel

Erotische Philosophie

Zum Welttag der Philosophie trafen sich Bamberger Philosophen und Kollegiaten

Einen einmaligen Einblick in die Welt der Philosophie gab das Symposium „Philosophie des Eros – Eros der Philosophie“ Schülerinnen und Schülern der 12. und 13. Jahrgangsstufe. Am Abend des 20. November beging man gemeinsam ein griechisches Festmahl und diskutierte über „Götter und die Welt“.

Zu einem Symposion der griechischen Antike luden Männer andere, vor allem junge Männer, in ihre Häuser. Das Abhalten eines solchen Festmahls in geselliger Atmosphäre bedeutete die rituelle Verbindung von Götterverehrung, Gespräch und Genuss. Gleichzeitig wurde die gesellschaftliche Position des Gastgebers gefestigt. Die Gastmahle stellten jedoch auch einen Akt des Philosophierens und des Genusses dar: auf Klinen gebettet wurde gegessen, verdünnter Wein getrunken und über Themen wie die Liebe diskutiert, ja diese sogar mit zu entlohnenden Frauen erkundet. Darstellungen auf Fresken und Vasen des Alten Griechenlands berichten ästhetisch von den Vorgängen.

Nicht ganz so ausgelassen, doch ebenso geistreich, traf man sich am 20. November 2008 in der AULA der Universität zum UNESCO-Welttag der Philosophie, um ihn mit einem Symposium zum Thema „Philosophie des Eros – Eros der Philosophie“ zu begehen.
Der Lehrstuhl für Philosophie und die Professur für Klassische Philologie mit Schwerpunkt Gräzistik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg sowie der Lehrstuhl für Philosophie mit Schwerpunkt analytische Philosophie und Wissenschaftstheorie der Universität Augsburg luden zur Veranstaltung ein. Sie richtete sich vor allem Schülerinnen und Schüler der 12. und 13. Jahrgangsstufe mit Latein-, Altgriechisch- oder Ethikkursen und Interesse an Philosophie.

Eros – zwischen Verzicht und Erfüllung

Gelockt vom Eros, welcher Liebe und Erotik verspricht, erschienen sie zahlreich: Kollegiaten aus Coburg, Bayreuth und Bamberg trafen auf Philosophen und Philologen. Prof. Dr. Uwe Voigt, Lehrstuhlvertreter der Philosophie mit Schwerpunkt analytische Philosophie und Wissenschaftstheorie der Universität Augsburg referierte über den „Eros in der Philosophie“. Anhand des Textes „Gastmahl“ des griechischen Philosophen Platon erklärte Voigt die gegensätzliche Götterfigur Eros und seine Bedeutung für die abstrakteste Form der Wissenserlangung.

Der Eros – Kind des Gottes Poros und der Sterblichen Penia entsteht aus einer leidvollen Situation. Bei einem Festmahl der Götter wird der hungernden Penia die Teilnahme verweigert. Sie steht für Armut und Mangel und legt sich zum Fülle verkörpernden Poros – gezeugt wird ein Halbgott, welcher die Gegensätze der Eltern in sich vereint. Mit dem Eros entsteht ein dämonisches Wesen, das für das Streben nach dem Schönen steht, selbst aber nicht die absolute Schönheit, sondern Bedürfnisse verkörpert, ein Wesen, welches nicht selbst die Liebe und seine Erfüllung erlebt, jedoch andere durch sie verbindet.

Seine Eigenschaften sind es, die auch zum Philosophieren motivieren. Das Bewusstsein über einen Mangel ruft zunächst unergründlich scheinende Fragen ins Leben, und das Streben nach Fülle, die Suche nach Antworten ist es, welche die Philosophie bis zur Erlangung absoluter Weisheit durchexerziert. Voigt schloss seinen Vortrag mit einem Plädoyer „für eine erotische Philosophie“. Ihre Bedeutung und Funktion liege darin „keine süßen Kuchen, sondern lediglich Backrezepte“ zu verteilen, die Philosophie kenne keine einfachen Antworten, suche aber leidenschaftlich nach ihnen. Der Eros der Philosophie sei somit auch der Widerspruch, der sich aus dem Bedürfnis nach absoluter Weisheit und dem Bewusstsein, dass diese nie erlangt werden kann, ergebe.

„Auf den Eros!“

Im Anschluss an Voigts Vortrag wurde das Auditorium in Gruppen geteilt, die mit jeweils einem Philosophen der Universität den gehörten Vortrag diskutierten und Fragen klärten. Ein Festmahl mit feinsten griechischen Speisen und Wein durfte natürlich nicht fehlen, gekrönt von einer Lobpreisung des Eros. Ganz in Tradition der griechischen Vorbilder schwenkte Prof. Dr. Christian Illies, den Göttern huldigend, einen mit Wein gefüllten Becher durch den Chor der AULA. Es folgten Lobpreisungen des Eros der höchsten Philosophie mit Gedanken zur Liebe, zum fragwürdigen Schönheitsideal unserer Zeit und Ausführungen zu platonischen Kugelmenschen durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Philosophie und der Gräzistik.

Das Symposium fand zum ersten Mal anlässlich des UNESCO-Welttages der Philosophie statt und wurde durch die Fränkische Gesellschaft für Philosophie unterstützt. In den nächsten Jahren sollen ähnliche der Philosophie gewidmete Abende zum 20. November veranstaltet werden. In diesem Sinne, auf den Eros! Auf die Philosophie!