Jan LenhartBenjamin Herges/Universität Bamberg

Jan Lenhart ist der neue Juniorprofessor für Pädagogische Psychologie an der Universität Bamberg.

- Hannah Fischer

Können Geschichten unsere sozialen Kompetenzen fördern?

Diese Forschungsfrage stellt sich Jan Lenhart, der seit April 2021 Juniorprofessor für Pädagogische Psychologie an der Universität Bamberg ist.

Prof. Dr. Jan Lenhart ist seit April 2021 Juniorprofessor für Pädagogische Psychologie an der Universität Bamberg. Er macht nicht zum ersten Mal Station in der Welterbestadt. Noch zu Schulzeiten absolvierte er bereits ein Frühstudium in Bamberg. Es handelt sich dabei um ein universitäres Angebot, das sich an begabte und motivierte Schülerinnen und Schüler richtet, die bereits während ihrer Schulzeit zu Lehrveranstaltungen unterschiedlicher Fächer zugelassen werden. Dieses Mal möchte Jan Lenhart aber länger bleiben als beim ersten Mal. Im Interview erzählt der 31-Jährige von seinen Forschungsschwerpunkten, was ihm in der Lehre wichtig ist und warum er sich freut, dass ihn sein Weg zurück nach Bamberg geführt hat.

Wie war Ihr erster Eindruck von der Stadt und Universität Bamberg?

Jan Lenhart: Tatsächlich bin ich nicht zum ersten Mal in Bamberg. Ich habe bereits vor meinem eigentlichen Studium in Würzburg das Frühstudienangebot der Universität Erlangen-Nürnberg wahrgenommen, das in Bamberg stattfand. Deshalb kenne ich Bamberg jetzt schon ein bisschen. Damals fand ich die Stadt schon wunderschön. Als Mittelalterfan ist Bamberg eine meiner Traumstädte. Auch deshalb habe ich mich gleich auf die Stelle als Juniorprofessor für Pädagogische Psychologie beworben, als sie ausgeschrieben wurde. Und ich hatte Riesenglück, weil Stellen mit Tenure-Track nur sehr selten ausgeschrieben werden. Zusätzlich habe ich mein Büro auch noch im schönen, alten Marcus-Haus.

Zu welchen Schwerpunkten forschen Sie?

Jan Lenhart: Einer meiner Forschungsschwerpunkte liegt in der Erforschung von Sprachförder- und Sprachinterventionsmaßnahmen bei Kindern im Vorschul- und Kindergartenalter. Bereits vor der Schule ist es wichtig, Kinder auf den Schriftsprachunterricht vorzubereiten – und das geschieht häufig in Alltagssituationen, wie etwa beim Vorlesen. Ich frage mich dabei: Wie kann man Vorlesesituationen spannender und lernförderlicher machen? Wichtig ist einerseits, altersangemessene Bücher auszuwählen. Andererseits sollte man das Kind aktiv einbeziehen, indem man zwischendurch Fragen stellt, aber umgekehrt auch auf Fragen des Kindes eingeht und eine Sensibilität für die Reaktionen des Kindes entwickelt. Ein anderer Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Sozialen Kognition. Hier schaue ich mir an, was es mit dem Menschen macht, wenn er bestimmte Bücher liest oder Fernsehserien schaut. Dazu habe ich auch ein aktuelles Forschungsprojekt.

Um was geht es bei diesem Forschungsprojekt konkret?

Im Moment bin ich dabei, einen Förderantrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für mein aktuelles Projekt zu stellen. Ich möchte in diesem Projekt die Frage beantworten, ob und wie Geschichten unsere sozialen Kompetenzen fördern können. Gerade während der Pandemie verbringen viele Menschen die meiste Zeit zu Hause und konsumieren viele verschiedene Arten von Geschichten – sei es in Form von Literatur oder auch Fernsehserien. Was machen diese Geschichten mit uns? Können bestimmte Geschichten unsere Sichtweisen und Einstellungen beeinflussen und vielleicht sogar unsere empathischen Fähigkeiten fördern? Das tolle an dem Projekt ist, dass es so nah am Menschen ist und eine Alltagssituation erforscht, denn jede und jeder von uns konsumiert in irgendeiner Form Geschichten.

Warum sollte man heute Ihr Fach studieren?

Diese Frage muss meiner Meinung nach jeder und jede für sich selbst beantworten. Grundvoraussetzung ist natürlich immer Interesse und Begeisterung am Menschen, daran, wie er denkt und handelt. Die Pädagogische Psychologie ist ein großer Anwendungsbereich im Fach Psychologie und die Frage danach, wie man Lernen und Lehren verbessern kann, ist nach wie vor sehr aktuell. Super spannend ist dabei, dass man sowohl die theoretischen Grundlagen erlernt, aber zugleich konkrete Anwendungsgebiete hat und ganz nah am Menschen dran ist.

Was ist Ihnen in der Lehre wichtig?

Ich möchte in der begrenzten Zeit, die mir im Rahmen von Veranstaltungen zur Verfügung steht, versuchen, die Studierenden für das Fach und die Inhalte zu begeistern. Mir geht es nicht um Auswendiglernen, sondern um Interesse und eine reflektierte Auseinandersetzung mit den Themen. Außerdem ist mir wichtig, dass wir die technischen Möglichkeiten in der Lehre, die wir alle während der Corona-Pandemie zu nutzen gelernt haben, auch nach der Pandemie weiterhin sinnvoll einsetzen können. Es wäre schade, wenn wir die Lehren, die wir aus dieser Zeit gezogen haben, einfach wegwerfen würden.

Vielen Dank für das Interview!