Bücher, Bücher, Bücher bei der Nach(t)lese! Hier Exemplare des neuen Krimi-Romans von Frederike Schmöe (Bilder: Martin Nejezchleba)

Käfersterben in Bamberg: Frederike Schmöe liest aus Katinka Palfys neuestem Fall

Rund 100 Zuhörer lauschten der Lesung der Bamberger Autoren Stefan Fröhling und Andreas Reuß

Begeistert vom schönen Lesesaal der Teilbibliothek Theologie: Corinna Stiebing aus Berlin stöbert im Reich der Bücher

- Martin Nejezchleba

Mord und Totschlag in der Uni-Bibliothek

Nach(t)lese: Drei Bamberger Krimi-Autoren lesen aus ihren Werken

Franziska Ruhland, die heimliche Geliebte des Bamberger Theologie-Professors und katholischen Priesters Erich Konrad wird Opfer eines kaltblütigen Mordes. Moraltheologe und Hobby-Detektiv Philipp Laubmann trifft während seiner Nachforschungen im Umfeld der Bamberger Universität bald auf erste Verdächtige, klassische Mordmotive und viele Fragen: War es der eifersüchtige Bibliotheksleiter Dr. Prestel, ist Franziska aufgrund von religiösem Fanatismus ermordet worden. Oder ist sie einem tödlichen Komplott an der altehrwürdigen theologischen Fakultät zum Opfer gefallen?


Zur Entwarnung: „Der zerrissene Rosenkranz – Philipp Laubmanns  erster Fall“ ist natürlich reine Fiktion und wurde anlässlich der ersten bayerischen Bibliotheksnacht von den beiden Bamberger Autoren Stefan Fröhling und Andreas Reuß verlesen. Sitzt man jedoch im spärlich beleuchteten Bibliothekssaal der Teilbibliothek (TB) 1 und lauscht den eingängigen Stimmen der beiden Schriftsteller, dann verwischen Fiktion und Realität, und man glaubt sich selbst inmitten des Theologen-Krimis.

Uni-Bibliothek ohne Schranken und Barrieren

Die Nach(t)lese der Bamberger Universitätsbibliothek war am 21. Oktober eine von insgesamt 488 Veranstaltungen im Freistaat. Schon ab 15 Uhr konnten sich Interessierte durch die Bibliotheken führen lassen, wobei den Besuchern vor allem eines vermittelt werden sollte: „Es gibt keine Schranken und Barrieren. Die Bibliothek ist für alle geöffnet, nicht nur für Studierende“, betonte Bibliotheksleiter Fabian Franke mehrmals während der Veranstaltung. Resümierend sagte er: „Wir sind mit dem Verlauf der Nach(t)lese sehr zufrieden. Vor allem bei der Führung durch den alten Weinkeller der TB 1 machte sich die Begeisterung der Besucher bemerkbar.“

Emotionale Nähe durch lokale Bezüge

Bereits um 19 Uhr las Dr. Friederike Schmöe, Krimiautorin und Privat-Dozentin am Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft, aus ihrem neuesten Werk „Käfersterben“ in der TB 4 der Sprach und Literaturwissenschaften. In ihrem vierten Fall ist die Wahl-Bambergerin und Privatdetektivin Katinka Palfy einem Mordfall im Künstlermilieu auf der Spur. Auch Friederike Schmöe lässt ihre Kriminalgeschichten bevorzugt im Bamberger Umfeld spielen, was auch den Hörern in der neuesten der insgesamt fünf Bamberger Teilbibliotheken eine besondere Nähe zu den fiktiven Geschehnissen vermittelte. „Ich war begeistert, wie gedankenverloren das Publikum teilweise meiner Lesung gefolgt ist. Das zeigt, dass sich die Leute richtig in die Handlung hinein versetzt fühlten“, sagte Schmöe und verwies im Weiteren darauf, dass der fünfte Fall Palfys bereits fertig, der sechste momentan in der Entstehung sei.
Höhepunkt war für viele Besucher die nächtliche Führung durch den frühklassizistischen Lesesaal der theologischen Teilbibliothek, die schließlich in den alten Weinkeller des Gebäudes führte, in dem sich heute das Magazin der Bibliothek befindet. Bei Kerzenschein klang dann in den alten Gemäuern – im Gedenken an seine frühere Funktion – die lange Bibliotheksnacht bei einem Gläschen Weißwein aus. Autoren und Leser kamen sich ein wenig näher, Fragen zu den Werken und  zur Universitätsbibliothek wurden angeregt diskutiert, und Stefan Fröhling verriet auch schon den Titel des nächsten Falles des Bamberger Moraltheologen Laubmann. „Teufelswasser“ soll der nächste Band der Reihe heißen, in dem unter anderem Leichen im Bruderwald und in einem Moor bei Bad Kissingen für Spannung sorgen. Mit der Nacht(t)lese zeigte sich Fröhling zufrieden: „Es war eine schöne Veranstaltung. Den Leuten konnte an einem Original-Schauplatz des Romans die Handlung besonders nahe gebracht werden.“ Und auch wenn der Krimi-Autor und Diplom-Theologe bei Lesungen stets etwas nervös ist, genoss er den Abend in vollen Zügen: „Man darf ja nie die Auflösung verraten. Das brennt mir immer fürchterlich unter den Nägeln.“

Faust und Mephisto in der Staatsbibliothek

Corinna Stiebing aus Berlin war vor allem von der Lokalität der Veranstaltung fasziniert und blätterte nach der Lesung eifrig in zahlreichen Enzyklopädien und theologischen Werken. „Ich fand die beiden Lesungen sehr interessant. Vor allem mag ich die Bibliothek. Ich möchte bei Gelegenheit wiederkommen und weiter in den Regalen stöbern“, erzählte die Bamberg-Touristin. Für einige war selbst nach dem späten Umtrunk in den Katakomben der TB 1 die Bibliotheksnacht nicht vorüber. Sie machten sich noch  zur Ausstellung „Goethes Faust in der Buchkunst“ in der Staatsbibliothek auf, die von Faust und Mephisto, verkörpert durch Schauspieler des E.T.A.-Hoffmann-Theaters, um 23 Uhr eröffnet wurde, bevor dann um Mitternacht die letzten Lichter in den bayerischen Bibliotheken gelöscht wurden.