Praktische Erfahrungen im theoretischen Planspiel
Auch in der auf Logik basierenden Betriebs- und Volkswirtschaftslehre gibt es Fragen, deren Antworten nicht immer ganz eindeutig sind. Zumindest dann nicht, wenn es für ambitionierte Studierende aus unterschiedlichen Bereichen der angesprochenen Studienfächer darum geht, einen zweiten Platz beim Management-Cup richtig einzuordnen. Und so schwanken die Aussagen der fünf Kommilitonen des zweitplatzierten Team 1 der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Christian Theißen, Jasmin Franz, Martin Theodor, Tamara Dötz und Christoph Seseke, zwischen einem zuversichtlichen „Eigentlich sind wir sehr zufrieden“, einem eher unentschlossen wirkenden „So weit, so gut“ und dem etwas wehmütig klingenden „Wir hätten auch gewinnen können“.
In einem Punkt ist sich das Team um Betreuerin Jasmin Schauder, im universitären Alltag vor allem für das Controlling sowie die Kosten- und Leistungsabrechnung zuständig, jedoch einig: Stolz können sie sein. Schließlich schnitten sie in dem Planspiel, das aus drei Etappen besteht, als beste Hochschule Bayerns ab, noch vor den beiden Teams der Hochschule München oder dem der Hochschule Kempten. Team „Universität Bamberg 2“ ergänzte auf dem zehnten Platz das Ergebnis der Bamberger. Im Finale nahmen insgesamt 12 Mannschaften teil.
Die Teilnehmenden hatten sich in dem Wettbewerb Gedanken darübergemacht, wie man ein Unternehmen gründet. „Der Management-Cup ist ein geeignetes Projekt, um spielerisch die Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre kennenzulernen“, erklärt Projektleiterin Jasmin Schauder. Besonders in Bamberg werde das Projekt von der Universitätsleitung gefördert. „Die Beteiligung an diesem Cup ist mit organisatorischen Kosten verbunden, die die Universität seit vielen Jahren gerne aufbringt, weil sie der Praxisorientierung des Studiums dient und die Studierenden ganz offensichtlich zu begeistern weiß“, erklärt Prof. Dr. Sebastian Kempgen, Vizepräsident für Lehre und Studierende der Universität Bamberg. „Der akademische Anspruch kommt in der Durchführung nicht zu kurz. Zudem wird bei dem Cup Teamfähigkeit gefördert, also eine Qualität, die man auch später nutzen kann.“
Schnell wird klar: Eine Unternehmensgründung ist keine Sache, die mal eben im Vorübergehen erledigt wird. Der Plan, den die Studierenden abarbeiten müssen, ist lang und aufwendig. So überlegt sich das Quintett im Campus-Cup zunächst, wie der Geschäftsplan – im Fachjargon als der berüchtigte Business Plan bekannt – ihres neu gegründeten Unternehmens aussehen soll. Anschließend geht es in die zweite Etappe, den Master-Cup, an dem die bestplatzierten aus der ersten Etappe teilnehmen. Sie findet bei Partnern in der Wirtschaft statt – im Fall vom Bamberger Team 1 bei Siemens. Die (theoretischen) Jungunternehmer müssen nun in Bankgesprächen finanzielle Hilfen für den virtuell neugegründeten Sportgeräte-Hersteller Leopold & Schätzle`s Sport GmbH gewinnen. „Es hat großen Spaß gemacht, das Gelernte in einem Planspiel auch mal praktisch anzuwenden“, findet Jasmin Franz. Natürlich, ergänzt ihr Kommilitone Christoph Seseke, sei das alles nur theoretisch, aber deshalb keinen Deut weniger interessant. Insgesamt eine Woche haben die Studierenden bei jeder Etappe Zeit, sich Gedanken über Vorgehen und Strategien zu machen. In einer bis zwei Stunden werden die Vorhaben und Resultate anschließend vor einer Fach-Jury präsentiert – mit einem Fazit, das auch mal hart sein kann. „Unser Juror“, erinnert sich Jasmin Franz lachend, „hat uns nach der Präsentation unseres Business-Plans erstmal gesagt, dass wir in weniger als einem halben Jahr pleite sind.“ Mit dem neu erarbeiteten schien er dann ganz zufrieden gewesen zu sein, ergänzen die Kommilitonen dann noch schnell zu ihrer vermeintlich eigenen Ehrenrettung. Nach Bankgesprächen, Investorensuchen und Markteintritt ist das virtuelle Unternehmen fast gegründet. Im Finale, dem Champions-Cup, verfassen die Studierenden noch eine Pressemitteilung und stehen in einer Pressekonferenz Rede und Antwort.
Bevor die Jury die Entscheidung über den Sieger und die Platzierten fällt, muss sich das Unternehmen theoretisch erst auf dem Markt beweisen. Wie kommen die Produkte beim Kunden an? Welche Risiken bestehen auf dem Markt? Und wie können neue, finanzkräftige Sponsoren gewonnen werden?
Team Bamberg 1 ist bei allen Einzeldisziplinen der Sieger. Einzig in der abschließenden Powerpoint-Präsentation liegt Siemens vor den Domstädtern, was dem Werksteam den Gesamtsieg einbringt. Mit 5:4-Stimmen entscheidet die Jury. Enttäuscht ist Projektleiterin Jasmin Schauder deshalb aber nicht – zumindest nicht lange. „Ich bin stolz auf die Leistung beider Teams, vor allem natürlich auf den zweiten Platz“, erzählt sie. Für das kommende Jahr laufen bereits die ersten Planungen. Mitmachen können Studierende aller Fakultäten, entsprechende Informationen erfolgen wie jedes Jahr im Dezember via Rundmail. Als Termin für den nächsten Campus Cup, die erste Etappe des Management-Cups, ist der 20. und 21. Januar 2017 anvisiert.