Sabine Freitag, Professorin für Neuere und Neueste Geschichte, erzählt vom Leben der Räuber und Gendarme, zum Beispiel die Geschichte von Räuber Hotzenplotz. (Fotos: Michael Gründel/Fränkischer Tag)

Hier sind Räuber und Gendarm ausnahmsweise einmal vereint.

Räuber Jannis zeigt stolz seine Beute vor: eine Schatztruhe

- Christine Reichenberger/Fränkischer Tag

Auf der Jagd nach dem Räuber

Erste Kinder-Uni-Vorlesung im Wintersemester

„Halt! Stehen bleiben!“ Ein Räuber rennt vorbei, ein Polizist hinterher. Und das mitten in der Bamberger Universität! Was war passiert? Kinder-Uni-Professorin Sabine Freitag, die das Fach Neuere und Neueste Geschichte vertritt, hat die beiden in die Kinder-Uni eingeladen. Zusammen haben die drei bei der ersten Kinder-Uni-Vorlesung des Semesters ganz vielen Kindern erzählt, wie das früher mit den Räubern und Wachtmeistern so war. Früher – das ist einige hundert Jahre her. Da waren die Räuber ganz anders als heutzutage. Meistens waren 20 von ihnen gleichzeitig unterwegs. Richtige Räuberbanden waren das.

Geheime Zeichen

Wenn sie ein Haus ausrauben wollten, haben sie das ganz genau geplant. Erst wurde es „ausbaldowert“– das ist Räubersprache für „ausspionieren“. Die Räuber hatten nämlich eine Geheimsprache und geheime Schriftzeichen entwickelt, die „Zinken“. So wusste kein anderer, was sie vorhatten. Beim „Ausbaldowern“, haben sie ein Haus eine Weile heimlich beobachtet, um herauszufinden, ob die Bewohner arm oder reich waren. Also ob es überhaupt etwas zu stehlen gibt.

Waren sie sich ihrer Sache sicher, haben sich alle Räuber einer Bande verabredet. Anders als heutige Einbrecher sind sie dann grölend und lärmend
durch die Straßen gezogen. So wollten sie die Dorfbewohner einschüchtern. Damit die keine Hilfe rufen konnten, haben sie vorher in der Kirche die Seile der Glocken durchgeschnitten und das ganze Gebäude verrammelt. Die Kirchglocken waren nämlich gleichzeitig Alarmglocken.

An ihrem Ziel angekommen, haben sie ganz schnell alle Hausbewohner gefesselt. Frauen und Kinder mussten sich auf den Fußboden legen und wurden mit einem Betttuch zugedeckt. So konnten sie sich nicht merken, wie die Räuber aussehen, um es später der Polizei zu erzählen. Den Hausherren haben die Diebe so lange ausgefragt, bis er ihnen verraten hat, wo Schmuck und Geld versteckt waren.

Die Beute wird geteilt

Ruhig wurden die Räuber erst, wenn sie sich nach dem Überfall zurückgezogen haben. Dann sind sie still und heimlich in die Wälder verschwunden. Dabei sind sie ganz umständliche Wege gelaufen, um ihre Verfolger abzuschütteln. Erst, wenn sie sich sicher gefühlt haben, haben sie angehalten und die Beute untereinander aufgeteilt. Anders als Räuber Jannis, der mit seiner Beute durch die Räume der Uni flieht, wurden die Räuber damals eher selten gefasst. Denn es gab keine richtige Polizei.

Soldaten wurden Polizisten

Die hat sich in Bayern erst im frühen 19. Jahrhundert entwickelt. Also vor etwa 200 Jahren. Damals hatten die Leute genug davon, immer ausgeraubt zu werden. Also haben sich Soldaten zusammengeschlossen, die dann die Arbeit von Polizisten übernommen haben. „Gendarmerie“ hat sich der Polizeitrupp damals genannt. Das ist ein französisches Wort und du kannst es „Schandaarmerie“ aussprechen. Es heißt „die Bewaffneten“ – und das waren sie auch.

Unser Gendarm, er heißt Andreas, hat aber keine Waffe dabei. Und anders als die Menschen vor 200 Jahren verfolgt er Jannis, den Räuber, auch nicht auf einem Pferd, sondern zu Fuß. Obwohl er eine ganz Truhe voller Gold gestohlen hat. Früher haben die Räuber und Diebe aber nicht nur Gold und Schmuck mitgenommen. Oft haben sie sich auch ihr Essen zusammengeklaut. Hühner und Eier vom Bauernhof zum Beispiel.

Der berühmteste Räuber aller Zeiten war übrigens der Schinderhannes. Von dem habt ihr bestimmt schon mal gehört. Sein richtiger Name war Johannes Bückler und er hat vor über 220 Jahren ganz viele Verbrechen begangen. Und dabei war er gerade einmal 22 Jahre alt. Räuber wurden generell nicht so alt – das lag an ihrem gefährlichen Leben. Unser Räuber ist aber noch einmal davon gekommen: Zwar hat Andreas, der Gendarm, ihm die Beute wieder abgenommen, aber Jannis konnte fliehen. Bis zum nächsten Mal.

Dieser Artikel erschien am 12. November 2012 im Fränkischen Tag und wurde mit freundlicher Genehmigung des Fränkischen Tages veröffentlicht.

Noch freie Plätze in der Kinder-Uni am 23. November

Ihr findet Hannah Montana cool, aber alle anderen hören viel lieber Justin Biber? Stefan Hörmann und Roland Kocina erklären Euch in der dritten Kinder-Uni-Vorlesung, warum. Und ob Ihr Eure Freunde irgendwie doch noch von Hannah Montana überzeugen könnt. Ausnahmsweise findet die Vorlesung schon am Freitag, 23. November statt, und zwar von 15 bis 16 Uhr im Musiksaal WE5 auf der Erba-Insel.