Prof. Dr. Friedrich Vogel verlässt nach 28 Jahren die Otto-Friedrich-Universität Bamberg. (Bild: Dapper)
Irrtum braucht keine Fälschung
„Um das Ansehen der Statistik ist es in der Öffentlichkeit schlecht bestellt.“ Mit diesen Worten eröffnete Prof. Dr. Friedrich Vogel am 9. Februar im Audimax der Universität Bamberg seine Abschiedsvorlesung. Einige abschreckende Beispiele hatte Vogel für seine Zuhörerschaft auch dabei. An ihnen zeigte er Widersprüche und Interpretationsfehler bei der Anwendung statistischer Methoden auf.
So werde zum Beispiel in Statistiken propagiert, dass Aids-Tests oder auch Vaterschaftstests zu 99,9 Prozent sicher seien. Doch nicht immer wären diese Testergebnisse richtig und auf alles und jeden übertragbar, was im Einzelfall fatale Konsequenzen haben könne, so Vogel. Ein weiteres Beispiel sei die Überprüfbarkeit von Zahlen der steigenden Lebenserwartung: Um den Trend in der Zukunft über die höhere Lebenserwartung von Frauen gegenüber Männern darzustellen, wurde eine linear verlaufende Kurve gezeichnet, ohne jedoch Zufallsschwankungen, Strukturbrüche und plötzliche Veränderungen zu berücksichtigen. In der logischen Folge läge somit die Lebenserwartung für Frauen irgendwann bei 160 Jahren und in der linearen Vergangenheit wären die Frauen schon vor ihrer Geburt tot. „Die Fundstückchen zeigen, dass in Statistiken oft Zusammenhänge erzeugt werden, die bei einer Einzelbetrachtung gar nicht existieren“, erklärte Vogel. „Man muss eine Statistik nicht fälschen, um Nicht-Statistiker in die Irre zu führen.“
Erinnerung und Abschied
Von Vogels Werdegang an den Universitäten München, Bonn und Köln, über seine Habilitation an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, bis zu seiner Niederlassung als ordentlicher Professor für Statistik im Jahr 1978 an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, erzählten die Dankesreden und Abschiedsworte seiner Kollegen und Freunde. Unter anderem sprachen der Prorektor für Lehre, Prof. Dr. Reinhard Zintl, der Akad. Direktor Dr. Reinhard Dobbener von der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie Dr. Hans Kiesl vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Statistik der Universität Bamberg, die sich alle gerne und sehr humorvoll an die Zusammenarbeit mit Vogel, der auch Dekan der frisch gegründeten Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften war, erinnerten. Der Leiter des Rechenzentrums, Dr. Rudolf Gardill, dankte Vogel, der von 1979 bis 1992 ebenfalls Leiter des Rechenzentrums gewesen war, für das Herzblut, das dieser von Anfang an in diese Einrichtung und die IT-Ausbildung der Studierenden gesteckt habe.
Vom berühmt berüchtigten Statistikbuch
Auch die wissenschaftlichen Arbeiten Vogels kamen bei der Würdigung nicht zu kurz. Zum Beispiel „Die Numerische Klassifikation (Clusteranalyse), insbesondere für nominale, ordinale und gemischte Merkmale“ sowie „Deskriptive und induktive Methoden zur Verarbeitung nominaler und ordinaler Merkmale“ und sein Lehrbuch „Beschreibende und schließende Statistik. Formeln, Definitionen, Erläuterungen, Stichwörter und Tabellen“, das mittlerweile in der 13. Auflage vorliegt und zahllosen Studierenden in Deutschland bekannt ist. Hinzu kommen zahlreiche andere Veröffentlichungen. Eine Liste, die noch nicht vollständig ist, denn auch Dr. Günter Buttler, langjähriger Freund Vogels und emeritierter Professor am Lehrstuhl für Statistik und empirische Wirtschaftsforschung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, hofft noch auf eine gemeinsame Veröffentlichung. „Als Emeritus hat man ja bekanntlich genug Zeit und einen ausgeruhten Geist, um kreativ sein zu können.“