Sybille Barth, Vertreterin der "Arbeitsgemeinschaft der Transferstellen Bayerischer Universitäten" sprach sich für eine Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft aus. (Bilder: Pressestelle)

Laut Dr. Joachim Hoppe, Vorsitzender der Industrie- und Handelskammer, müssen Universitäten und Unternehmen zukünftig intensiver ins Gespräch kommen.

Prof. Dr. Frank Wimmer präsentierte die internationale Ausrichtung der Universität Bamberg.

Steffen-Rainer Wienberg zeigte anhand des Seminars "International Entrepreneurship" ein erfolgreiches Beispiel internationaler Zusammenarbeit.

- Torben Quasdorf

International und regional

Bamberger Universitätsgespräche zwischen Wissenschaft und Wirtschaft

Das Studium wird internationaler, und das nicht erst „seit Bologna“. Was bringen die Studierenden mit aus ihren Auslandssemestern in den USA und Russland, in Skandinavien und Lateinamerika? Und welche Chancen entstehen daraus für die Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft?

Zum Gedankenaustausch über „Die Internationalisierung der Universität und die regionale Wirtschaft“ waren am 7. Februar Vertreter oberfränkischer Unternehmen zu den „6. Bamberger Universitätsgesprächen“ in die AULA der Otto-Friedrich-Universität Bamberg eingeladen. Prof. Dr. Reinhard Zintl, der Prorektor für Lehre, und Dr. Joachim Hoppe, Vorsitzender der Industrie- und Handelsgremien Bamberg, betonten in ihren Eröffnungsreden gleichermaßen, wie wichtig es sei, dass Universität und Unternehmen „überhaupt ins Gespräch kommen“, um auszuloten, was man voneinander erhoffen, aber auch erwarten dürfe.

„Was kostet eine Stunde Professor?“

Dipl. Ing. oec. Sybille Barth, Vertreterin der „Arbeitsgemeinschaft der Transferstellen Bayerischer Universitäten“ (TBU), stellte ein ganzes Bündel von Projekten vor, die die Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft fördern und ausbauen sollen. Die TBU hilft, den „Output“ der universitären Forschungsarbeit in neue, innovative Produkte zu verwandeln. Speziell der Mittelstand könne, so Barth, zukünftig von der „Vernetzung“ mit der Wissenschaft noch stärker profitieren. Eine Frage, die ihr immer wieder gestellt wird, könne sie allerdings nicht beantworten: „Was kostet eine Stunde Professor?“

Im Anschluss erläuterte Zintl die jüngsten Entwicklungen bei der Schaffung des „Europäischen Hochschulraums“, auch bekannt als „Bologna-Prozess“. Einschneidende Reformen des Studiums sind bereits auf den Weg gebracht, die bekannteste und wohl auch umstrittenste ist die Umstellung auf den Bachelor- und Master-Abschluss. Aber das zunehmende „Wandern“ der Studierenden hat auch den (erwünschten) Nebeneffekt, den Konkurrenzdruck unter den Universitäten zu erhöhen. Nur wohin führt der „Wettbewerb um Studenten“, welche Entwicklungen begünstigt er und wie sind diese zu bewerten? Zintl unterschied zwei Modelle. Das erste läuft unter dem Stichwort „Exzellenz“ und funktioniert über eine simple Einteilung: Auf der einen Seite gibt es „die Besten“, um die man konkurriert und die man fördert, auf der anderen „den Rest“, der im Grunde „überflüssig“ ist. Zintl kritisierte scharf, dass sich eine solche „öffentliche Rhetorik“ zunehmend durchsetzt, und plädierte stattdessen für den zweiten Denkansatz: Wer „exzellent“ ist, müsse sich am Ende der Ausbildung zeigen, und nicht durch Selektion im Voraus entschieden werden. Es gälte, Professionalität auf „solider Breite“ zu sichern und das „Herauswachsen der Spitze aus der Breite“ zu fördern.

Was heißt Exzellenz?

Sybille Barth wies darauf hin, dass die in Bamberg stark vertretenen Geisteswissenschaften und ihre „Produkte“ trotz ihrer „Wichtigkeit im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang“ als mögliche Kooperationspartner von der Wirtschaft noch „zu wenig beachtet“ würden. Dennoch stand im weiteren Verlauf des Abends ausschließlich die Internationalisierung der wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge im Mittelpunkt, die Prof. Dr. Frank Wimmer, als Auslandsbeauftragter der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, im letzten Vortrag präsentierte. „International ausgerichtet“ sind an der Otto-Friedrich-Universität längst nicht mehr nur die Studieninhalte, sondern ganze Studiengänge wie „Europäische Wirtschaft“ oder gar die Abschlüsse selbst: Ein „double-degree“ kann man erwerben, indem man abwechselnd im In- und Ausland studiert. Hier kooperieren die Bamberger bereits mit der renommierten „Ecole Supérieure de Commerce“ in Montpellier. Darüber hinaus belegen die Studierenden spezielle Kurse in „Wirtschaftsenglisch“ und vielen anderen Sprache, wobei Spanisch momentan besonders boome. Wimmer kritisierte, dass die finanziellen Mittel längst nicht ausreichen, um die „enorme Nachfrage“ zu befriedigen.

„Leuchtturm der Internationalisierung“

Aber hatte Zintl nicht doch ein wenig hoch gegriffen, als er die Otto-Friedrich-Universität Bamberg einen „Leuchtturm der Internationisierung“ in Deutschland nannte? Keineswegs, wie Wimmer statistisch belegen konnte: Mehr als fünfzig Prozent der Wirtschaftswissenschaftler verbringen inzwischen ein volles Jahr ihrer Ausbildung im Ausland. „Internationale Lehrveranstaltungen“ kommen hinzu. Wie so etwas in der Praxis aussehen kann, hatte zuvor Steffen-Rainer Wienberg, Teilnehmer des Seminars „International Entrepreneurship“ verdeutlicht. In „länderübergreifend besetzten“ Teams hatten Studierende der Bamberger Wirtschaftswissenschaften und der Appalachian State University in North Carolina „Businesspläne“, Konzepte für neue Unternehmen und Geschäftsstrategien erarbeitet und in dieser „internationalen Zusammenarbeit“ wertvolle Erfahrungen gesammelt.

Es liegt auf der Hand, dass die Wirtschaft in Zeiten der Globalisierung von Mitarbeitern mit solchen „interkulturellen Kompetenzen“ nur profitieren kann. Die Absolventen beherrschen nicht nur eine oder mehrere Fremdsprachen, sondern sind auch mit den Gepflogenheiten und der ganzen „Unternehmenskultur“ von Geschäftspartnern im Ausland vertraut.
Die regionale Wirtschaft, schloss Wimmer, könne und solle zur Internationalisierung „ihrer“ Universität beitragen. Er denke dabei keineswegs nur an finanzielle Unterstützung, sondern schlug den versammelten Unternehmern auch vor, mehr Praktikumsplätze für ausländische bereitzustellen oder aktiv an Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekten mitzuwirken.