Das Gütesiegel "Bibliotheken - Partner der Schulen" wird seit 2006 verliehen (Bild: Leseforum Bayern).

Godehard Ruppert, Friedrich Wilhelm Rothenpieler und Werner Hipelius (v.l.n.r.) waren sich einig: Lesekompetenz muss stärker gefördert werden (Bilder: Rainer Schönauer).

Leseförderung beginnt schon bei den Kleinsten. Das zeigten Schülerinnen und Schüler der 1. Klasse der Martinschule Bamberg in ihrer "Lesestunde".

Friedrich Wilhelm Rothenpieler (zweiter von links) überreicht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitätsbibliothek Bamberg das Gütesiegel.

- Rainer Schönauer

Echte Bildungsdienstleister

Universitätsbibliothek Bamberg erhält Gütesiegel

„Wer das liest, ist doof!“ Diesen kleinen, gemeinen Spruch kennt fast jeder aus seiner Kindheit. Dabei zeigt sich, dass bei Schülerinnen und Schülern nicht das Lesen, sondern das Nicht-Lesen zum Problem wird. Mit dem Gütesiegel „Bibliotheken – Partner der Schulen“ zeichnet der Freistaat Bayern Bibliotheken aus, die mit Schulen zusammenarbeiten, um die Lese- und Medienkompetenz ihrer Schützlinge zu fördern.

Die Zahlen sind ernüchternd. Laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest, bei der 2008 rund 1.200 Kinder und Jugendliche zu ihrem Medienverhalten befragt wurden, gaben nur rund die Hälfte der 6- bis 13-Jährigen an, dass sie gerne Bücher lesen. Dementsprechend fällt das Buch auch weit hinter die Medien Fernsehen, Computer und CDs zurück. Die Folge: Um die Lesekompetenz deutscher Schülerinnen  und Schüler ist es, wie die PISA-Studie gezeigt hat, nicht besonders gut bestellt.

Bibliotheken und Schulen als konstruktive Partner

Um diesem beunruhigenden Trend entgegen zu wirken, verleiht das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus zusammen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst seit 2006 das Gütesiegel „Bibliotheken – Partner der Schulen“. Die Auszeichnung geht jährlich an öffentliche sowie wissenschaftliche Bibliotheken, die intensiv und beispielhaft mit Schulen zusammen arbeiten. Dieses Jahr erhielten 47 Bibliotheken, darunter auch die Universitätsbibliothek Bamberg und die Stadtbücherei Bamberg, das begehrte Siegel. Vergeben wurde es am 15. April in der Universität Bamberg. Durch das Programm führte Hermann Ruch vom Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB). 

In seiner Begrüßung stellte Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert die wichtige Rolle der Bibliotheken und Schulen heraus: „Ziel muss es sein, die Lesekompetenz so früh wie möglich zu fördern!“ Bibliotheken und Schulen seien hier zu einer konstruktiven Partnerschaft verpflichtet, fügte Dr. Rolf Griebel, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek hinzu, und warnte davor, trotz knapper Kassen bei Bibliotheken zu sparen. 

Dass das Gütesiegel dieses Jahr in der Domstadt verliehen wurde, freute Bürgermeister Werner Hipelius ganz besonders, denn „Bamberg, Bücher und Bibliotheken, gehören hier schon seit 1000 Jahren zusammen“, wobei der Kulturreferent der Stadt Bamberg auf die von Kaiser Heinrich II. gegründete Domschule mit ihrer damals umfangreichen Bibliothek verwies.          

„Unsere Bibliotheken sind Schatzhäuser“

Die besondere kulturelle Bedeutung von Bibliotheken erkannte auch Heinrich von Kleist. In einem Brief an Wilhelmine von Zenge schrieb der deutsche Dichter 1800: „Nirgends kann man den Grad der Kultur einer Stadt und überhaupt den Geist ihres herrschenden Geschmacks schneller und doch zugleich richtiger kennen lernen, als – in den Lesebibliotheken.“ Dass sich daran wenig geändert habe, ist sich Dr. Friedrich Wilhelm Rothenpieler, Ministerialdirektor des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, sicher: „Unsere Bibliotheken sind Schatzhäuser unserer Kultur. Sie zu pflegen gehört zu den wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft.“ Im Vergleich zu früher seien die Bibliotheken aber nicht mehr nur Abholstellen für Bücher, sondern Orte zahlreicher Ereignisse rund ums Lesen.  

Als „echte Bildungsdienstleister“ bezeichnete Prof. Dr. Walter Eykmann, Vorsitzender des Bayerischen Bibliotheksverbands, die ausgezeichneten Bibliotheken. Dabei ergänzen sich öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken. „Während die öffentlichen Bibliotheken mit Angeboten wie Klassenführungen, Autorenlesungen, Bücherrallyes oder thematisch speziell auf ein Unterrichtsthema zugeschnittenen Bücherkisten, so früh wie möglich die Lesebegeisterung und Lesekompetenz fördern wollen, steht bei den wissenschaftlichen Bibliotheken eher die Medien- und Informationskompetenz im Vordergrund“, betonte Dr. Fabian Franke, Leiter der Universitätsbibliothek Bamberg. Beide, Lese- und Medienkompetenz, sind in unserer Wissensgesellschaft unverzichtbare Güter. Darüber waren sich bei der Preisverleihung alle einig.