Mit Wagners "Ring des Nibelungen" begann die Vortragsreihe "Europäische Welttheater-Entwürfe im 19. und 20 Jh" (Foto: commons.wikimedia).

Albert Gier (li.) konnte Klaus Döge für den ersten Vortrag verpflichten (Foto: Sabine Loskarn).

- Sabine Loskarn

Die Welt als Bühne und die Bühne als Welt

Auftakt zur Ringvorlesung „Europäische Welttheater-Entwürfe im 19. und 20. Jahrhundert“

„Meine Dichtung – sie enthält der Welt Anfang und Untergang.“ Mit diesem Wagner-Zitat eröffnete der Münchner Wagner-Experte Dr. Klaus Döge am 27. Oktober die Ringvorlesung „Europäische Welttheater-Entwürfe im 19. und 20. Jahrhundert“ in der AULA der Universität Bamberg. Wagners Worte umreißen bereits den Begriff Welttheater, mit dem sich die Ringvorlesung wöchentlich aus unterschiedlichen Blickwinkeln befassen möchte. „Welttheater: Das kann zum einen bedeuten, der Dichter bringt tatsächlich Schöpfungsgeschichte auf die Bühne, darunter kann aber auch der Ansatz eines Werkes verstanden werden, die Welt zu erklären und sich mit den großen Themen des Lebens auseinanderzusetzen“, erläuterte Prof. Dr. Albert Gier vom Institut für Romanistik. In jedem Fall handle es sich um Werke, die ein breites Spektrum abdecken, so Gier weiter, der die Vortragsreihe gemeinsam mit Kollegen der Slavistik, Anglistik und Germanistik organisiert.

Ein europäischer und interdisziplinärer Anspruch

Dieses fächerübergreifende Organisationsteam legte eine interdisziplinäre Ausrichtung der Vortragsreihe nahe. Tatsächlich zählen zu den behandelten Themen nicht nur deutsche Klassiker wie Wagners „Ring des Nibelungen“ und Goethes „Faust“, sondern auch Meister der russischen, italienischen und französischen Literatur wie Gogol und Dante. Unter den Begriff des Welttheaters fallen aber nicht nur bekannte Werke der Weltliteratur. Besuchern der Vorträge bietet sich die Chance weitgehend unbekannte Künstler und Werke wie zum Beispiel Edgar Quinets „Ahasvérus“ kennenzulernen. Unterschiedlichen Ursprungs sind nicht nur die vorgestellten Werke, sondern auch die Vortragenden. Die Ringvorlesung wird getragen von Literaturwissenschaftlern und Autoren wie Albert Ostermaier und Frank Piontek und Dramaturgen wie Norbert Abels sowie von Musikwissenschaftlern und Komponisten wie Knut Holtsträter und Peter Eötvös.

Madáchs Uraufführung als Auslöser

Einem Dichter werden gleich zwei Vorträge – einmal zum Werk und einmal zur darauf basierenden Oper – gewidmet: Imre Madách. Der ungarische Dramatiker oder vielmehr die bevorstehende Uraufführung der auf seinem Werk basierenden Oper „Die Tragödie des Menschen“ im Februar 2010 gab der Vorlesungsreihe den Anstoß. Durch einen Lektor des Musikverlags Schott kam Gier mit Peter Eötvös, dem Komponisten der Oper, und mit Albert Ostermaier, der den dazugehörigen Text nach Madáchs Stück verfasste, in Kontakt. Mit ihrer Vortragszusage entstand die Idee zu der Ringvorlesung. Parallel zu den Vorträgen wird die Volkshochschule Bamberg (VHS) am 26. Januar 2010 eine Ausstellung zu Madách eröffnen.

Weitere Informationen und Programm

Die Ringvorlesung findet im Rahmen der „Bamberger Vorträge zum (Musik-) Theater“ statt. Jeder, der sich im weitesten Sinne für Theater oder die großen Fragen der Menschheit und ihrer Umsetzung in der Literatur interessiert, ist bei der Vortragsreihe willkommen. Gier betont, dass für den Besuch der Veranstaltungen keine Vorkenntnisse nötig seien. Zu allen Werken soll es eine kurze Einführung geben. Wenn nicht anders angegeben, finden die Vorträge dienstags um 20 Uhr in der AULA der Universität (Dominikanerstraße 2a) statt. Die Vortragsreihe wird von der Oberfrankenstiftung gefördert. Der Eintritt ist kostenlos.