Anna Stöcklein (rechts) und ihren Freundinnen hat der Schnuppertag an der Universität Bamberg sehr gut gefallen (Bild: Martin Nejezchleba)
Wie spreche ich "Waterloo" aus? Der Anglistikprofessor Manfred Krug spricht in seinem Vortrag über Phonetik (Bilder: Pressestelle)
Informationen rund um das Studium: Die Studienberatung spricht mit den Schülerinnen und Schülern über ihre Möglichkeiten
"Deutschlands wichtigste Ressource ist das Hirn"
Rund 250 Schülerinnen und Schüler nahmen am 11. November die Gelegenheit wahr, um sich über Struktur und Inhalt eines Hochschulstudiums zu informieren.
„Ich war einfach neugierig und wollte einmal sehen, wie so eine Vorlesung abläuft“, meint Anna Stöcklein vom Maria-Ward-Gymnasium in Bamberg. Durch einen Aushang in ihrer Schule seien sie und ihre Freundinnen auf die Veranstaltung aufmerksam geworden. Sie wolle die Gelegenheit nutzen, um sich vorab ein Bild vom Studentenleben zu machen. „Besonders interessiert mich die Psychologie-Vorlesung“, sagt Anna und nippt an ihrem dampfenden Kaffee.
Die von Prof. Dr. Stefan Lautenbacher gehaltene Vorlesung rund um die Frage „Warum spüren manche Menschen Schmerzen eher als andere?“ weckte am meisten Interesse bei den Kollegiatinnen und Kollegiaten der Schulen in und um Bamberg – rund 140 meldeten sich am 11. November allein zu diesem Vortrag aus dem Fachbereich Physiologische Psychologie an. Lautenbacher ging auf die subjektiven Unterschiede in der Schmerzwahrnehmung ein und nannte Beispiele für den praktischen Nutzen dieses Forschungsgebiets, etwa für die Anästhesie.
Die Entscheidungsfindung erleichtern
Prof. Dr. Dodo zu Knyphausen-Aufseß widmete sich dann in seiner Vorlesung dem Phänomen der so genannten Open-Source-Programme. Dabei handelt es sich um kostenlose und zur Bearbeitung freigestellte Computer-Software, die traditionellen und profitorientierten Anbietern wie Microsoft das Leben zunehmend schwerer macht. In den Vortragspausen konnten die Kollegiaten mit Mitgliedern der Studierendenvertretung diskutieren oder organisatorische Fragen an die Studienberaterinnen der Universität richten, die den neugierigen Schülerinnen und Schülern an ihrem Infostand Auskunft über das Bamberger Studienangebot gaben. Zudem wurden Führungen durch die Teilbibliothek 4 angeboten.
Rektor Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert verwies zu Beginn auf die niedrige Übertrittsquote von Abiturienten auf die Hochschule. „Deutschlands wichtigste Ressource ist das Hirn“, lauteten seine mahnenden Worte, woraufhin er die Ziele und Gründe der ersten Bamberger Kollegiaten-Uni nannte: „Wir wollen die Probleme des Übergangs von Schule zu Studium verringern. Wir wollen Ihnen die Vorbereitung und Entscheidungsfindung erleichtern und das Profil unserer Universität präsentieren.“ Die Schülerinnen und Schüler der 12. und 13. Klassen sollten vor allem die Möglichkeit erhalten, den Ablauf einer universitären Vorlesung kennen zu lernen. Sie sollten einen Einblick in die verschiedenen Studienformen und eine Vorstellung davon bekommen, mit welchen Themen sich die einzelnen Fächer eigentlich auseinandersetzen. Denn, und das sollte den Kollegiaten auch vermittelt werden, Schule ist nicht gleich Uni.
Von schwedischem Pop zu englischer Phonetik
Besonders deutlich wurde dies in der Anglistik. Unter dem Thema „Englishman or Uncle Sam – Who´s the more modern speaker?" zeigte Prof. Dr. Manfred Krug, Inhaber des Lehrstuhls für Englische Sprachwissenschaft einschließlich Sprachgeschichte, die Unterschiede zwischen Englischunterricht und der universitären Anglistik auf. Dabei bewies er den Schülern, dass selbst Phonetik unterhaltsam sein kann. Am Beispiel der schwedischen Kult-Popband Abba und deren Hit „Waterloo“ zeigte Krug die Unterschiede zwischen britischem und amerikanischem Akzent auf und kam zu folgendem Ergebnis: In manchen Fällen sind es die Briten, in anderen die Amerikaner, die progressiver in der Entwicklung ihrer Phonetik waren.
Thomas Urban, Schüler der Berufsoberschule (BOS) Bamberg zeigte sich zufrieden mit dem Vortrag von Manfred Krug: „Ich fand es sehr unterhaltsam. Nützlich waren jedoch vor allem die praktischen Informationen zum Ablauf des Studiums“, so der 21-Jährige, der sich in Zukunft als Student der Betriebswirtschaftslehre sieht.
Nach dem musikalischen Vortrag zur englischen Sprachwissenschaft machten dann auch einige Schüler ihren Bedenken und Sorgen Luft. Vor allem die Frage nach den Berufsaussichten brannte den Schülerinnen und Schülern auf den Nägeln. Rektor Godehard Ruppert reagierte darauf: „Oberstes Kriterium bei der Wahl des Studienfaches sollten Ihre eigenen Interessen sein. Lassen Sie sich nicht von Statistiken verunsichern, denn die sind meist kurzlebig und nur begrenzt aussagekräftig. Was wirklich zählt ist Ihr persönliches Engagement.“