Die Kirche soll im Dorf bleiben, heißt es sprichwörtlich. Die Priester können allerdings immer weniger an der Basis arbeiten, wenn sie zunehmend mit zentralen Aufgaben beschäftigt sind (Bild: Pressestelle)

Hinterfragt kritisch die neuen Pastoralstrukturen: Jürgen Werbick aus Münster (Bild: Friedolf Lappen)

- Friedolf Lappen

Die Kirche muss am Ort bleiben

Theologisches Forum hinterfragt neue Pastoralstrukturen

die derzeit auch im Erzbistum Bamberg stattfindenden Reformen. Eingangs stellte der renommierte Theologe fest, dass die Reformen der Pastoral an einer einzigen Zahl ausgerichtet seien: der Zahl der Priester in etwa 20 Jahren. Diesem Wert wird die Zahl der Seelsorgeeinheiten angepasst, was zu immer größeren Strukturen führt. Werbick berichtete von der größten Pfarrei des Bistums Essen mit nicht weniger als 40.000 Gläubigen. Eine solche Veränderung jedoch bleibt nicht ohne Folgen für die Priester: Ihre Aufgaben reduzieren sich konsequent auf das, was nur sie können: Sakramentenspendung an wenigen Hochorten und zentrales Management der Pfarrei. Alles andere – vor allem die Seelsorge – übernehmen entweder die vorhandenen und gut ausgebildeten Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten in den Servicestellen der Ebene, oder aber man hofft auf das ehrenamtliche Engagement der Gemeinden.

Priester nur noch Kulturfunktionär?

Diese Richtungsentscheidungen der deutschen Bistümer unterzog Werbick kritischen Anfragen. An den Anfang dieser Kritik stellte er die These: „Der Priester, der daran gehindert wird, Seelsorger zu sein, wird Kultfunktionär, also Sakramentenspender und Organisator.“ Das aber könne in keiner Weise ein erstrebenswertes Ziel der kirchlichen Arbeit darstellen. Die theologisch verantwortbare Lösung kann daher nicht darin liegen, die Zahl der Pfarreien einfach der Zahl der Priester ohne Rücksicht auf Verluste anzupassen. Vielmehr drängt sich die Frage auf, ob es andere Auswege aus der Misere gibt. Dabei stellte Werbick eines klar: Die leerer werdenden Kirchen und die sinkende Zahl der Priester seien Ergebnisse einer gesamtgesellschaftlichen Großwetterlage, die kein noch so gutes kirchliches Konzept einfach umdrehen könne. Der Weg zurück in die Vergangenheit sei versperrt.

Für den Weg in die Zukunft hingegen stellte Werbick fest, dass ehrenamtliches Engagement ohne professionelle Begleitung auf Dauer nicht funktioniere. Gemeinden als „Biotope des Glaubens“, als Orte, an denen Menschen ihr Leben mit Gott zusammenbringen und lebenslang Christ werden können, brauchen fach- und sachkundige Mitarbeiter, die mit den Menschen die Rituale des Christseins feiern können. Damit, so folgerte Werbick, ist die Frage nach dem kirchlichen Amt gestellt und damit auch die Frage, wer Priester werden darf. Wenn man aber, so sein Schluss, an den derzeitigen Zugangsbedingungen festhält und zugleich darauf beharrt, dass Nichtpriester von den Leitungsaufgaben ferngehalten werden müssten, dann sei man verantwortlich dafür, dass das priesterliche Amt zum Kulturfunktionärstum degradiert werde.

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