SPARDA-Bank

Projektinitiatorin Dr. Claudia Kupfer-Schreiner bei der Preisverleihung mit den Vorständen Stefan Schindler (l.) und Thomas Lang

Annika Setzer

Die eigene Muttersprache als Thema des Unterrichts

Claudia Kupfer-Schreiner

Johanna Thiem konzentriert beim Unterrichten

Claudia Kupfer-Schreiner

Die Studentinnen Laura Arcuri, Johanna Schramm (Bamberg) und Barbara Kalb (Nürnberg) mit ihrer Gruppe

Studierende fördern Flüchtlingskinder im Deutschen

Projekt „Auftakt – DiDaZ öffnet Türen“ erhält Sonderpreis

Flüchtlingskinder, die ohne Begleitung ihrer Eltern in Deutschland ankommen,  haben es im deutschen Bildungssystem besonders schwer. Studierende des Faches Didaktik des Deutschen als Zweitsprache (DiDaZ) möchten diesen Menschen helfen  und bieten beim Projekt Auftakt – DiDaZ öffnet Türen in ausgewählten Einrichtungen Sprachunterricht vor Ort an. Das außergewöhnliche Projekt  erhielt jetzt den Sonderpreis des SpardaZukunftspreises 2014.

Mehr als 20 Bamberger und Nürnberger Lehramtsstudentinnen des Faches Didaktik des Deutschen als Zweitsprache erteilen seit dem Sommersemester 2014 Unterricht der besonderen Art: Sie helfen sogenannten Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlingen, also Kindern, die ohne Eltern aus Krisenländern wie Afghanistan, Pakistan, Somalia oder Ägypten nach Deutschland gekommen sind, sich in ihrer neuen Heimat zurecht zu finden und möglichst schnell die deutsche Sprache zu lernen.

Initiatorin Dr. Claudia Kupfer-Schreiner vom Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Bamberg erklärt Idee und Ziel des Projekts Auftakt – DiDaZ öffnet Türen: „Auftakt steht für Neubeginn und Aufbruch. Es möchte jungen Menschen, die Gefahr laufen, an unser Bildungssystem keinen Anschluss mehr zu finden, Bildungsmöglichkeiten eröffnen.“

Hier setzt das Projekt an: Die Studierenden geben Deutschunterricht in mittlerweile sechs verschiedenen Wohngruppen für Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge in Bamberg und in Nürnberg, in drei Wohngruppen der Rummelsberger Diakonie, zwei Wohngruppen von Don Bosco und im Nürnberger Schlupfwinkel. In Bamberg ist die WG Moglia des Don-Bosco-Jugendwerkes mit von der Partie.

Der Sprachunterricht wird von den Studierenden in Zweier- oder Dreierteams durchgeführt, die jeweils zwei Stunden DaZ-Unterricht erteilen. „Studierende aller Lehrämter gehen hier eine Verpflichtung ein, die jenseits von formalen Anwesenheitspflichten und Leistungspunkten liegt“, so Kupfer-Schreiner. „Sie beziehen Stellung, übernehmen Verantwortung und wagen sich mutig auf ein Terrain vor, mit dem sie noch nicht in Berührung gekommen sind.“

Neue Herausforderungen für DiDaZ-Studierende

Denn der Unterricht mit Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlingen stellt die Studierenden vor neue Herausforderungen: Plötzliche Müdigkeit, Phasen, in denen die Kinder und Jugendlichen unkonzentriert und wenig ansprechbar scheinen, die unvermittelte Bitte, sich aus dem Unterricht entfernen zu dürfen: All das sind Situationen, die zwar selten vorkommen, mit denen aber jederzeit gerechnet werden muss. Auch Termine beim Ausländeramt, Anhörungen im Rahmen des Asylverfahrens oder schlechte Nachrichten aus der Heimat wirken sich auf die Gefühlslage der jungen Flüchtlinge aus und können trotz der auf den ersten Blick augenscheinlich lockeren Atmosphäre im Kurs auftreten und zu schwierigen Situationen führen können.

Um dieser anspruchsvollen Aufgabe gewachsen zu sein, werden die Studentinnen in einem Begleitseminar an der Universität Bamberg vorbereitet und während des gesamten Projektes regelmäßig betreut. So werden auch Psychologen, Psychiater, Vormünder und Sozialarbeiter eingeladen, um die Studierenden zu informieren und zu beraten.

Die curriculare Einbindung des Projektes ins reguläre Studium, das heißt die Anerkennung der Leistung in verschiedenen Modulen des Studiums, sind weitere wichtige Bestandteile des Projekts  zur weiteren Professionalisierung der Lehrerbildung im Bereich der Didaktik des Deutschen als Zweitsprache. So profitieren Jugendliche und Studierende – Auftakt öffnet Türen – in beide Richtungen.

Sowohl bei der Unterrichtsvorbereitung als auch bei der Durchführung des Unterrichts gehen die Studierenden neue Wege und haben beispielsweise, da es keine spezifischen Lehrwerke für die Zielgruppe gibt, die meisten Unterrichtsmaterialien selbst erstellt. Denn die außergewöhnliche Situation der Flüchtlingskinder lässt es nicht immer zu, die Standards, die „normalerweise“ für den DaZ-Unterricht gelten, einzuhalten und umzusetzen.

SpardaZukunftspreis 2014 für Projekt Auftakt

Das Projekt Auftakt, das in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Didaktik des Deutschen als Zweitsprache der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg stattfindet, überzeugte auch die Jury des SpardaZukunftspreises 2014. Für die Konzeption und das außergewöhnliche Engagement aller Beteiligten durfte Projektinitiatorin Claudia Kupfer-Schreiner am Mittwoch, den 19. November, ein Preisgeld in Höhe von 1500 Euro von Thomas Lang, dem Vorstand der Sparda-Stiftung Nürnberg, entgegen nehmen.

Das Projekt Auftakt, bisher vor allem aus privaten Spenden, mit Mitteln des Lehrstuhls für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur und der Rotarier in Nürnberg finanziert, kann jetzt also mit einem guten finanziellen Polster in die nächste Runde gehen. Auch die Schmid-Kayser-Stiftung in Bamberg hat Unterstützung zugesagt.

Ansprechpartnerin für Rückfragen:
Dr. Claudia Kupfer-Schreiner, Akademische Direktorin
Didaktik des Deutschen als Zweitsprache am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
claudia.kupfer-schreiner(at)uni-bamberg.de

Hinweis

Diesen Text verfasste Tanja Eisenach für die Pressestelle der Universität Bamberg. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.

Bei Fragen oder Bilderwünschen kontaktieren Sie die Pressestelle bitte unter der Mailadresse medien(at)uni-bamberg.de oder Tel: 0951-863 1023.