Betörend süß und leidenschaftlich
Gleich in den ersten Passagen des c-Moll-Jugendwerks aus op. 1, das von dramatisch anmutenden Nebeln durchzogenen wird, zeigten sich die Stärken des Trios. So gelang der Aufschwung zum melancholischen Thema geheimnisvoll knisternd. Zugleich stellten die Musiker lyrische Passagen kontrastierend gegenüber und kosteten sie klar artikuliert und geschmackvoll aus. Das liegt sicher auch daran, dass Puttkammer eine Klangzauberin vor dem Herrn ist, deren weicher, in tiefen Lagen satt und dunkel timbrierter Geigenton sich in den Höhen ungemein leicht und nuancenreich entfaltet. Sie setzte viele Impulse und führte mit geradezu rhetorisch präzise durchgeformten Phrasen durch das Werk.
Mühelose Leichtigkeit und durchdringende Präsenz
An klanglicher Delikatesse stand ihr dabei der Cellist Gernot Nutzenberger in nichts nach. Er vereinte scheinbar mühelose Leichtigkeit und durchdringende Präsenz. Während sich der Pianist Thomas Nutzenberger im Kopfsatz noch phasenweise diskret im Hintergrund hielt, schritt er durch den folgenden Variationensatz hingegen zügig und mit klaren Vorgaben, dessen Tempo sich elegant und natürlich aus den einzelnen Stimmen und Abschnitten ergab. Wie hier die Stimmungen wechselten und die Erprobung der übernommen Formen- und Klangsprache im Werk des jungen Komponisten durch die ‚Beryllis‘ verlebendigt wurde, das rührte in seiner kammermusikalischen Wandlungsfähigkeit und Raffinesse sehr. Beethovens doppelter Scherz – mit dem Dreiertakt im Minuetto und mit dem minimalistischen Schlussfloskelthema – gelang voller Witz und Lebendigkeit.
Paradestück für Streicher
Der strengen Selbstkritik von Johannes Brahms ist sein erstes Klaviertrio in H-Dur Gott sei Dank nicht auch zum Opfer gefallen, vielmehr hat er sein an Beethoven ausgerichtetes Jugendwerk im Alter nochmals überarbeitet. Es erklang die zweite Fassung, ein Paradestück für die Streicher, vor allem den Cellisten, der in der Feier des romantisch satten und zugleich gebändigt temperamentvollen Tons hörbar aufging: mit teils betörender Süße und Leidenschaft zugleich wurde hier die vor allem auch klangliche Erweiterung der weitgefassten Themen gezeichnet. Das virtuos jagende Scherzo überzeugte auch in seiner klanglichen Ausgewogenheit, und kein Kontrast konnte größer sein als der zwischen dem wild spukenden Allegro molto und den nahtlos erklingenden statischen Akkorden, der fast choralhaften Ruhe des Adagio. Im recht verhalten gestalteten Beginn und dem beinahe zärtlichen Vorwärtstasten des Finales schließlich war erneut Raum für die große Erweiterung der Dimensionen eingeplant, die in den regelrechten Klanggebirgen der effektvollen Coda gipfelten. Kein Wunder also, dass hier eine Zugabe fällig war: Das Trio gab noch den Kopfsatz aus Beethovens Gassenhauertrio op. 11 zum Besten: frisch, spritzig, voller Elan – wie es eben sein soll.