... ein klarer Fall für Tim Weitzel, wenn sie denn richtig eingesetzt wird (Bilder: Bernhard Moos).
Auch Frau Weitzel ließ sich die Antrittsvorlesung ihres Mannes nicht entgehen.
Brauchen wir Informationstechnologien?
„How to use IT to make money“ – unter dieser Leitfrage stellte Prof. Dr. Tim Weitzel, Inhaber des Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen, sich und seine Arbeiten in seiner Antrittsvorlesung an der Fakultät für Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik (WIAI) vor.
Er sei froh, mit Tim Weitzel einen „echten Schnittstellenforscher“ an der Universität begrüßen zu können, der seine Heimat sowohl in der Informatik als auch in der Betriebswirtschaftslehre sieht, betonte Dekan Prof. Dr. Guido Wirtz in seinen Grußworten. „Das zeigen neben der Gestaltung seiner Lehre auch seine wissenschaftlichen Arbeiten“ so Wirtz, „die sowohl in international hochrenommierten Fachzeitschriften der Wirtschaftsinformatik wie der MISQ als auch in einschlägigen BWL-Journals wie der ZfB veröffentlicht wurden“. Zudem äußerte er den Wunsch, dass der neue Ordinarius viele neue Forschungserkenntnisse bezüglich der Bedeutung von IT erlangen wird. Eine Frage, die für das Selbstverständnis der Informatik bedeutend ist.
Der Wertbeitrag der IT für Unternehmen
Der Beginn der Vorlesung zeigte in der Tat, wie schwierig es ist, den Wert der IT für Unternehmen nachzuweisen. Weitzel berichtete über Studien, die seltener als erwartet zeigen, dass Investitionen in IT zu mehr Produktivität in Unternehmen führten. Nobelpreisträger Robert Solow stellte fest: „Computer sind überall, nur nicht in den Produktivitätsstatistiken.“ Von diesem theoretisch spannenden wie praktisch relevanten Phänomen motiviert, entwickelte und überprüfte der habilitierte Wirtschaftsinformatiker ein IT-Wertschöpfungsmodell. „Unsere Arbeiten zeigen“ so Prof. Weitzel, „dass die IT dann einen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen darstellt, wenn sie im Unternehmen ‚richtig‘ genutzt und der Einsatz durch die IT- und Fachabteilung abgestimmt wird“.
IT-Business-Alignment als Wettbewerbsvorteil
Als ein wesentliches Werkzeug zu dieser Abstimmung stellte Weitzel „IT-Business Alignment“ vor. IT- Business-Alignment geht davon aus, dass der Einsatz von IT keinen Selbstzweck darstellt, sondern sich an den Geschäftszielen des Unternehmens orientieren muss. „‚Richtiger‘ IT-Einsatz bedeutet, dass IT- und Fachabteilung sowohl strategisch als auch operativ miteinander verzahnt sind. Dies führt zu einer erhöhten Arbeitsleistung des Unternehmens“, erläuterte Weitzel. Mit Hilfe mehrerer empirischer Untersuchungen mit den jeweils größten Banken der USA und Deutschlands konnte er nachweisen, dass der Wertbeitrag von IT dort groß ist, wo eine gute Abstimmung zwischen IT- und Fachabteilung vorherrscht.
Allerdings müssen auch die Nicht-IT-Ressourcen stimmen. „Eine überlegene IT“, schlussfolgerte Weitzel „kann fachliche Defizite nicht ausgleichen, aber die IT kann zu einer wettbewerbsrelevanten überlegenen Prozessleistung führen, wenn die Abstimmung gut ist“. In diesem Zusammenhang betonte er die exzellenten Jobaussichten für Wirtschaftsinformatiker. „Seit Jahren suchen die Unternehmen genau den ‚Bamberger Wirtschaftsinformatikabsolventen‘, der sowohl die Geschäftsprozesse als auch die IT-Seite kennt und beides gemeinsam gestalten kann. Auch die Finanzkrise ändert nichts daran, dass der Markt viel mehr Absolventen sucht als er finden kann“.
Bamberg als optimaler Standort für Lehre und Forschung
Zum Abschluss bedankte sich der neue Ordinarius bei den Mitgliedern der Fakultät WIAI sowie der Universität für das gute Arbeitsklima in Bamberg. Er sei begeistert, wie Professoren, Mitarbeiter und Studenten an einem Strang ziehen und Bamberg so zu einer hervorragenden Universität für das Studium der Wirtschaftsinformatik machen.
Zum Abschluss seines Vortrages stellte er sowohl sein Lehrstuhlteam als auch die Projekte für die nächsten Jahre vor. „Wir werden weiter an der Erforschung der Ressource IT arbeiten“, blickte Weitzel in die Zukunft, „um sie besser verstehen und gestalten zu können. Nur so können wir erfahren, wie die IT dazu beitragen kann, dem Unternehmen einen Mehrwert zu bieten.“
Kurzbiographie Prof. Dr. Tim Weitzel
Prof. Dr. Tim Weitzel studierte, promovierte und habilitierte am Institut für Wirtschaftinformatik der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Dort war er seit 1998 für die Forschungsbereiche Standards und Netzwerke, Informationssysteme in Personalprozessen, E-Finance, Outsourcing und IT Business Alignment verantwortlich. Daneben leitete er verschiedene Forschungs- und Beratungsprojekte in Deutschland und den USA zu den Themen XML, EDI, Standardisierung, E-Recruiting, B2B-Integration und Wertbeitrag durch Informationstechnologie. Prof. Dr. Weitzel ist Autor über 100 nationaler und internationaler Veröffentlichungen unter anderem in MISQ, DSS, JIT, ISF, WI, ZfB sowie mehrerer Fachbücher. Im Frühjahr 2007 wurde er auf den Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik berufen.