Zum Abschied einen Blumenstrauß. (Bilder: Wolfgang Biller).

Mit viel Applaus wurde Frank Wimmer verabschiedet.

Im Gespräch mit seinem Nachfolger Björn Ivens (r.) (Bild: Eva-Maria Spreitzer).

- Eva-Maria Spreitzer

„Ein Original unter vielen Kopien“

Frank Wimmer verabschiedete sich von der Lehre an der Universität Bamberg

Fast ein Vierteljahrhundert hat Prof. Dr. Dr. habil. Frank Wimmer Absatzwirtschaft an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg gelehrt. Am 1. Juli referierte der Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Absatzwirtschaft, in seiner Abschiedsvorlesung über die grundsätzliche Frage, ob die Marketingwissenschaft nicht auch den Verbraucherinteressen dienen sollte.

Die Stimmung herzlich, der Vorlesungssaal vollbesetzt, der Dresscode „Business“ – auch bei schwülen Temperaturen und vorabendlicher Stunde. Als sich Prof. Dr. Dr. habil. Frank Wimmer am 1. Juli von der Lehre an der Universität verabschiedete, wollten die Kollegen, langjährigen Wegbegleiter, viele Vertreter aus der Praxis, die Familie, aber vor allem auch seine ehemaligen Doktoranden und Studierenden sich das nicht entgehen lassen. Auch, weil Wimmer ein solches „Original unter vielen Kopien ist“, wie sein Kollege Prof. Dr. Johann Engelhard, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Internationales Management, in seinem Beitrag über den Menschen „Frank Wimmer“ festhielt.  

Seinem Typ treu geblieben

Dies belegte der Präsident der Universität Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert anhand der Personalakte Wimmers. Beim Betrachten von Wimmers Aktenbild während seiner Zeit an der Universität Erlangen-Nürnberg und dem Passbild auf der Akte der Universität Bamberg konnten sich die Zuhörer im Vorlesungssaal des stets gleichgebliebenen Erscheinungsbilds Wimmers schmunzelnd versichern. Diese „physische Konstanz“ würde sich auch bei seinem Ruf unter den Studierenden fortsetzen, so Ruppert. Egal wo er im Ausland Bamberger Studierende treffe, er würde positive Anmerkungen zu Wimmer vernehmen. Dies sei vor allem auf dessen Engagement als Auslandsbeauftragter der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät zurückzuführen, als Förderer und Initiator ausländischer Studienplätze für Bamberger Studierende, eine Funktion, die Wimmer neun Jahre innehatte.

Mitgefühl und Pflichtbewusstsein

Prof. Dr. Engelhard erweiterte das Bild Wimmers um das eines stets hilfsbereiten und interessierten Kollegen: „Du gabst mir Orientierung, und nicht nur mir, sondern auch deinen Studenten und verwirrten Praktikern“. In einem sich verändernden wissenschaftlichen Hochschulumfeld, in dem sich das „Humboldtsche Bildungsideal“ immer mehr zu einem „Public Management“ wandle, hätte Wimmer nie seine Begeisterung, seine Neugierde und seine Offenheit für Neues verloren, so Engelhard. Sein Pflichtgefühl gegenüber anderen sei nicht nur in der Lehre und bei seinen Kollegen herausgestochen, sondern habe sich auch in seinen Forschungsfragen abgezeichnet.

Fachliche Weitsicht

Prof. Dr. Bernd Strauss, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine BWL und Dienstleistungsmanagement an der Universität Eichstätt-Ingolstadt, würdigte das wissenschaftliche Werk seines langjährigen Kollegen in gleicher Weise. So seien vor allem die Weitsicht und die ethische Reflexion in den Publikationen bemerkenswert. Beispielsweise hatte sich Wimmer bereits 1983 in seiner Habilitation mit den Verhalten sozial schwacher und älterer Konsumenten beschäftigt, in den achtziger Jahren dann bereits mit ökologischem Konsumentenverhalten: „Wie weitsichtig, wenn man die gegenwärtige Diskussion über diese Thematiken verfolgt.“ Die lange Liste der Tätigkeiten und Publikationen Wimmers ergänzte Prof. Dr. Johannes Schwarze, Dekan der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. So habe sich der Marketingprofessor nicht nur in der Lehre um die Bamberger BWL verdient gemacht, sondern auch in der Verschränkung mit der Praxis, beispielsweise durch seine langjährigen Verbindungen zur GfK Nürnberg, Gesellschaft für Konsumforschung.

„Dann macht mal“

Mit seiner  Abschiedsvorlesung stellte Prof. Wimmer seine Sichtweise über sein Fach in den Raum: „Die Marketingwissenschaft sollte sich nicht auf eine einseitig unternehmensorientierte Perspektive beschränken, sondern auch von Verbraucherinteressen ausgehen“. Anknüpfend an den berühmten Philosophen Karl Popper fügte er noch hinzu: „In der Marketinglehre sollten nicht die Messtechniken zu sehr im Vordergrund stehen, sondern das Verständnis der Probleme, insbesondere der neuen großen Probleme unserer Zeit, die durch die Forschung aufzudecken sind und ihrerseits wieder die Forschung inspirieren und motivieren.“ Mit dieser Aufforderung an seinen Nachfolger Prof. Dr. Björn Ivens verabschiedete sich Wimmer humorvoll wie er vor 24 Jahren angefangen hatte: „Dann macht mal, liebe Kollegen!“