PROMOTIONSPREIS DER UNIVERSITÄT BAMBERG 2020

Katharina Beuter

Dissertation: Transcultural pragmatics in English as a Lingua Franca interactions: How secondary school students negotiate meaning, rapport and identity

Die Dissertation geht der Frage nach, wie Jugendliche in einer interkulturellen Kontaktsituation mithilfe von Englisch als Lingua Franca (ELF) kommunikative Ziele umsetzen. Durch korpusgestützte Analysen qualitativer und quantitativer Art wird Sprache als transkultureller Raum offengelegt, in dem interaktiv Bedeutungen, Beziehungen und Identitäten verhandelt werden.

Dazu wurde im Rahmen eines deutsch-tansanischen Schüleraustauschs ein 190.000 Wörter umfassendes Korpus von 26 Stunden gesprochener Interaktion zwischen 30 Schülerinnen und Schülern im Alter von 15 bis 19 Jahren erstellt (TeenELF Corpus), das die wichtigste Grundlage für eine dateninduzierte Konversationsanalyse darstellt. Zusätzlich stützt sich die interaktional-linguistisch ausgerichtete Studie auf retrospektive Interviews, Feldnotizen, mittels Fragebögen erhobene soziolinguistische und sprachbiografische Informationen sowie sogenannte Dia/log/books, in denen die teilnehmenden Jugendlichen ihre Erfahrungen dokumentierten.

Explizitheit, kooperatives Kommunikationsverhalten und Translanguaging, also die gegenseitige Durchdringung verschiedener sprachlicher Codes, treten als zentrale Strategien der Schülerinnen und Schüler im interkulturellen Austausch hervor. Im Einzelnen werden Wiederholungen und sprachliche Reparaturmechanismen, die Verwendung von Komplimenten, Lachverhalten sowie Code-Switching detaillierten Analysen bezüglich ihrer Bedeutung für die genannten Kommunikationsziele unterzogen. Grundlegende Theoriebildung leistet die Arbeit unter anderem in der Entwicklung eines Transparenzmodells zum Translanguaging.

In einer Diskussion zu Implikationen der Ergebnisse für den Sprachunterricht wird insbesondere auf ein notwendiges Aufbrechen vielerorts immer noch vorherrschender Vorstellungen von Sprach-Nation-Kultur-Einheiten verwiesen. Ein konzertiertes Hinarbeiten auf situativ angemessenen Sprachgebrauch, auch unter transparentem Einsatz mehrsprachiger Mittel, sowie die Förderung metasprachlichen und metakulturellen Bewusstseins werden als zentrale Ziele eines diversitätsorientierten Fremdsprachenunterrichts herausgearbeitet.

 

Katharina Beuter, 1977 in Siegen geboren, studierte an den Universitäten Köln und Kapstadt Englisch, Biologie, Erziehungswissenschaften und Afrikanistik. Nach ihrem Referendariat unterrichtete sie an Gymnasien in Fulda und Bamberg, bevor sie 2007 als Lehrkraft für besondere Aufgaben an den Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft einschließlich Sprachgeschichte der Universität Bamberg wechselte. Ein Jahr später wurde sie zur Akademischen Rätin ernannt. Ihre Dissertation verfasste sie von 2016 bis 2019 im Rahmen ihrer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Wegweisende Lehrerbildung (WegE), Teilprojekt KulturPLUS.