Charakteristika

Worin unterscheidet sich die englische Sprache von Region zu Region, je nachdem ob sie mit dem Italienischen, Spanischen oder Maltesischen in Kontakt kam? Welche Farben von heutzutage längst verblichenen Skulpturen sah ein Kirchenbesucher im Mittelalter und wie lässt sich das digital rekonstruieren? Methoden der Informatik wie die Sprachverarbeitung oder Datenvisualisierung eröffnen Forschenden anderer Fachrichtungen neue Möglichkeiten. Umgekehrt verlangen die komplexen Anforderungen aus den Geistes-, Sozial- und Verhaltenswissenschaften häufig nach speziellen, informatisch noch wenig erforschten Lösungen.

Mitglieder aller vier Fakultäten kooperieren im Forschungsschwerpunkt Digitale Geistes-, Sozial- und Humanwissenschaften mit dem Ziel, innovative Informationstechnologien zu entwickeln und digitale Methoden in der Forschung der beteiligten Disziplinen zu erproben. Einen organisatorischen Rahmen für die Forschung bildet das Zentrum für innovative Anwendungen der Informatik (ZIAI). Es fördert den interdisziplinären Austausch innerhalb der Universität sowie mit nationalen und internationalen Forschungsinstitutionen.

Die Arbeiten finden in fünf Teilgebieten statt.

Teilgebiete

Die Forschung im Teilgebiet Digitale Überlieferung befasst sich mit der Entwicklung von Informationstechnologien für die Geistes- und Kulturwissenschaften. Das Spektrum reicht von Analysen und virtuellen Rekonstruktionen historischer Denkmäler bis zur Entwicklung einer Föderationsplattform für multimediale Forschungsdaten. Eine Besonderheit besteht darin, informatische Lösungsansätze sowohl für textgestützte wie für nicht-textuelle, materielle Überlieferungsformen zu entwickeln und aufeinander zu beziehen.

Das Teilgebiet Digitale Wissensverarbeitung und -vermittlung beschäftigt sich mit der technologischen Unterstützung von Lehr- und Lernsituationen und deren Auswirkungen auf den langfristigen Lern-, Transfer- und Inklusionserfolg. Es werden beispielsweise Apps evidenzbasiert entwickelt und evaluiert. Das Kompetenzfeld unterstreicht hierbei auch fachdidaktische Perspektiven und setzt sich damit auseinander, wie insbesondere informationstechnische Gegenstände zu vermitteln oder fächerspezifische Medienkonzepte auszugestalten sind.

Das Teilgebiet Kognition und Interaktion befasst sich mit natürlichen und künstlichen kognitiven Systemen und deren Interaktion. Dabei werden zwei Perspektiven eingenommen: Einerseits werden Methoden der künstlichen Intelligenz genutzt, um kognitive Modelle zu entwickeln, die helfen kognitive Prozesse im Detail zu verstehen. Andererseits liefern empirische Untersuchungen und Erkenntnisse der Psychologie und der Soziologie Impulse, um künstliche kognitive Systeme zu entwickeln.

Was macht Künstliche Intelligenz (KI) mit unserer Gesellschaft, wie verändert KI Persönlichkeit, das Lernen und Lehren, das soziale Miteinander, Kultur, Arbeit und Alltagsleben? Das Teilgebiet Künstliche Intelligenz in Geistes-, Sozial- und Humanwissenschaften betrachtet KI einerseits als Forschungsmethode, um etwa große Datenmengen zu analysieren und komplexe Aufgaben automatisiert zu erledigen; andererseits als Untersuchungsgegenstand, um Bedeutung und Auswirkungen von KI zu verstehen und geeignete Anwendungsmöglichkeiten zu identifizieren und konsequent weiterzuentwickeln.

Forschungen im Teilgebiet Soziotechnische Systeme befassen sich mit der Frage, wie Menschen in Gruppen, Netzwerken, Organisationen und Gesellschaften Informations- und Kommunikationstechnologien nutzen (können) und wie Interaktionen in derartigen sozialen Kontexten mit angemessenen Methoden analysiert werden können. Hierunter fallen etwa Softwarelösungen zur Organisation interaktiver Formen der Bürgerbeteiligung und Methoden zur Analyse und Visualisierung sozialer Interaktionen.