Charakteristika

Das Mittelalter umgibt uns noch heute: Es ist der Ursprung der europäischen Städte und die Grundlage unser historischen staatlichen Ordnung. Auch unsere Sprache ist von der Zeit zwischen 500 und 1500 n.Chr. geprägt. Die damalige Welt war eine völlig andere: Die Kirche stand im Zentrum der Welt, eine Gesellschaft bestand als Verband personaler Beziehungen, Glaube und Ehre bildeten die Grundlage menschlichen Handelns. So ist das Mittelalter zugleich Gegenpol und Spiegel heutiger Existenz.

Relevanz und Aktualität des Mittelalters finden ihren lebendigen Ausdruck in der Zusammenarbeit von knapp 15 insbesondere geisteswissenschaftlichen Fachdisziplinen im Forschungsschwerpunkt Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Im Bamberger Zentrum für Mittelalterstudien (ZEMAS) kommt die große Fächervielfalt zum intensiven Austausch zusammen. Alle Labore, Instrumente und wissenschaftlichen Disziplinen sind vor Ort. So verbinden sich Geistes- und Kulturwissenschaften mit Naturwissenschaften und ermöglichen es, gemeinsame Fragen aus ganz verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.

Teilgebiete

Zahlreiche Handschriften von der Spätantike bis zur Frühen Neuzeit stehen inzwischen auch digital zur allgemeinen Verfügung. Sie benötigen aber dringend eine Aufbereitung durch Spezialisten, um für die Wissenschaft wie die Öffentlichkeit überhaupt nutzbar zu sein. Fragestellungen aus diesem Bereich bilden das Teilgebiet Überlieferung und Edition mittelalterlicher Texte. Die zahlreichen Projekte eint die Frage nach den methodisch adäquaten und langfristig nutzbaren digitalen Werkzeugen, verbunden mit der Diskussion über die Nachhaltigkeit des schnelllebigen digitalen Wandels.

In Bamberg ist es das Objekt, das im Mittelpunkt ungewöhnlich vieler Fächer steht. Ob in der Archäologie, Bauforschung, Kunstgeschichte oder Orientalistik, immer sind es Objekt und Material, die im Dialog von geisteswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Methoden untersucht werden. Dabei kann sich die Mittelalterforschung auf Analysen aus dem eigenen Labor stützen. Das ist weltweit einmalig und lässt in Bamberg ein ungewöhnliches Miteinander mehrerer Disziplinen entstehen. Das Ziel: Mittelalterforschung wie aus einer Hand.

„Überall ist Mittelalter“ – dieser berühmte Satz des Historikers Horst Fuhrmann trifft auf die Welterbestadt Bamberg in besonderem Maße zu. Doch auch in Oper, Film oder Computerspiel bleibt diese Epoche lebendig. Das Thema Mittelalter-Rezeption verbindet alle kultur- und materialbezogenen Disziplinen der Mittelalter-Forschung, von den konkreten objektbezogenen Fragestellungen etwa der Restaurierungswissenschaften und Denkmalpflege bis hin zu künstlerischen und literarischen Auseinandersetzungen mit mittelalterlichen Stoffen und Mythen.

Masterstudiengänge

Die Forschung fließt unmittelbar in das Bamberger Studienangebot ein, so dass in der Lehre enge Forschungsbezüge zu diesem Profilfeld vor allem in folgenden Masterstudiengängen deutlich werden:

Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit | Interdisziplinäre Mittelalterstudien