PROMOTIONSPREIS DER UNIVERSITÄT BAMBERG 2021

Evelyn Sarna

Dissertation: Literarische Inszenierungen des Bösen in der Frühen Neuzeit: Wagnerbuch (1593-1601), Faustbuch (1587-1598), Widmans „Warhafftige Historien“ (1599). Mit einer Edition des Wagnerbuches von 1593.

Lange Zeit stand der „Ander theil D. Johann Fausti Historien“ (sog. Wag-nerbuch) im Schatten der bekannteren „Historia von D. Johann Fausten“ (sog. Faustbuch). Nicht nur eine Edition des Wagnerbuches, die alle neun Drucke miteinbezieht, blieb deshalb ein Desiderat. Gleiches galt auch für eine literaturwissenschaftliche Analyse des „Ander theil D. Johann Fausti Historien“, die die literarische Inszenierung der teuflischen Figuren untersucht und Hinweise zur literarischen Fauststoffgestaltung in der Faustbuchrezeption bietet.

Aus diesem Grund präsentiert die Dissertation eine den aktuellen Standards der Editionsphilologie gerecht werdende Edition des Wagnerbuches sowie eine ausführliche Beschreibung der jeweiligen Drucke.

Außerdem nimmt die Arbeit eine an die Edition anschließende literatur-wissenschaftliche Analyse des Wagnerbuches sowie der zuvor entstandenen „Historia von D. Johann Fausten“ und der „Warhafftigen Historien“ Widmanns vor. Dabei werden die Figuren Auerhan, Wagner, Mephostophiles und Faust untersucht, um aufzuzeigen, dass die diabolischen Protagonisten der drei Texte innerhalb ihrer literarischen Inszenierung gemeinsame narrative Strukturen aufweisen. Unter Anwendung methodischer An-satzpunkte aus Niklas Luhmanns Systemtheorie können so nicht nur literarisch konstruierte und sich stetig verschiebende Machtverhältnisse zwischen den Teufeln und ihren Paktierern aufgedeckt, der notwendige Einsatz von Gewalt und die spezifische Präsentation von Wissen erläutert werden. Auch Aspekte der Gender und Animal Studies zeigen die Vielfalt der diabolischen Manipulationen. Die Ergebnisse der Arbeit offenbaren, dass in den drei Werken eine literarisch komplex gestaltete Teufel-Paktierer-Beziehung konstruiert wird, aus der es kein Entkommen gibt.

 

Evelyn Sarna, geb. 1991 in Nürnberg, studierte an der Universität Bamberg im Bachelor Germanistik und Kunstgeschichte sowie im Master Literaturwissenschaft und -vermittlung.