Vera Katzenberger/Universität Bamberg

Prof. Dr. Ingolf Ericsson bedankte sich zum Abschied bei allen Weggefährtinnen und Weggefährten.

Vera Katzenberger/Universität Bamberg

Alfred Wolf, Dekan Prof. Dr. Markus Behmer, Stefan Wolters, Vizepräsident Prof. Dr. Sebastian Kempgen und Prof. Dr. Klaus van Eickels verabschiedeten sich von Prof. Dr. Ingolf Ericsson.

Vera Katzenberger/Universität Bamberg

Gefeiert wurde der Abschied mit Kolleginnen und Kollegen, Weggefährtinnen und Weggefährten, aber auch Studierende und Alumni waren gekommen.

- Vera Katzenberger

Regionaler und internationaler Interessenshorizont

Archäologe Ingolf Ericsson wird in den Ruhestand verabschiedet

Von Schweden über Dänemark nach Bamberg: Ingolf Ericsson, der ehemalige Inhaber des Lehrstuhls für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (AMANZ), wurde am Freitag, den 21. Juli 2017, im Hörsaal An der Universität 5 in den Ruhestand verabschiedet. Ericssons Markenzeichen in Forschung und Lehre war die Verbindung von Internationalität und Regionalität. Sechs Redner, darunter langjährige Kollegen und Weggefährten, blickten in ihren Vorträgen auch auf diesen Spannungsbogen zurück und erinnerten an die wichtigsten Stationen und Projekte in seiner wissenschaftlichen Laufbahn. Dazu gehört neben den Grabungen am ehemaligen Reichskloster Lorsch und dem früheren Palatium in Seligenstadt auch das interkulturelle Projekt ArchaeoCentrum bayern-böhmen.

Als Professor für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit habe Ericsson sein Fachgebiet seit 1995 nachhaltig geprägt, sagte der Präsident der Universität, Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, bei der Verabschiedung, die den Höhepunkt des 23. Bamberger Archäologentreffens der AMANZ bildete. Am Standort Bamberg habe sich Ericsson von Anfang an für eine Stärkung der archäologischen Studiengänge eingesetzt, internationale Kontakte ausgebaut und mehr Praxisbezug in der Ausbildung der Archäologinnen und Archäologen verankert. „Bevor Ingolf Ericsson nach Bamberg kam, war der Lehrstuhl vor allem regional ausgerichtet. Ericsson hat es geschafft, dies beizubehalten – er hat beispielsweise die Domgrabung weiterhin unterstützt – und gleichzeitig international tätig zu sein“, erinnert sich Ruppert.

Ericsson vereine damit einen regionalen und einen internationalen Interessenshorizont in seiner Person: „Als geborener Schwede, der zeitweilig in Dänemark arbeitete, bevor er nach Bamberg kam, habe Ericsson seine Perspektive der internationalen Wanderschaft in die Projekte mitgebracht“, sagte Ruppert.

„Unkomplizierter und lösungsorientierter skandinavischer Pragmatismus“

Vor allem die interdisziplinäre Zusammenarbeit lag Ericsson besonders am Herzen. Als Gründungsmitglied trug er dazu bei, das Zentrum für Mittelalterstudien (ZEMAS) als gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung aller vier Fakultäten an der Universität Bamberg zu etablieren. Am ZEMAS arbeiten zurzeit mehr als 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 34 mediävistischen Fachgebieten zusammen.

Aber damit nicht genug. Auch in der universitären Selbstverwaltung setzte sich der Mittelalter- und Neuzeitarchäologe für die Entwicklung der Universität ein. „Sein unkomplizierter und lösungsorientierter skandinavischer Pragmatismus wurde an der Universität fachübergreifend geschätzt“, so Prof. Dr. Klaus van Eickels vom Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte, der sich als Mitglied des Leitungsgremiums des ZEMAS bei Ericsson für dessen langjähriges Engagement bedankte.

Auch in der Selbstverwaltung setzte sich der Archäologie innerhalb der Fakultät für die fachübergreifende Zusammenarbeit ein. Als letzter Prodekan der ehemaligen Fakultät für Geschichts- und Geowissenschaften gestaltete er deren Zusammenschluss mit der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften zur Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften mit.

Ideengeber eines binationalen und triuniversitären Projektes

Ein weiteres „Steckenpferd“ des Archäologen war die Vermittlung von archäologischem Wissen an ein Laienpublikum. Ins Leben gerufen hat Ericsson zum Beispiel die Archäologische Sommerakademie oder die Archäologische Akademie des Lehrstuhls für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Auch die Einführung eines Museumskoffers, den Schulen für den Geschichtsunterricht an der Universität ausleihen können, ist von Ericsson unterstützt worden.

Den krönenden Abschluss fand seine wissenschaftliche Laufbahn dann im letzten Jahr mit der Genehmigung des ArchaeoCentrums bayern-böhmen. Das ArchaeoCentrum in Bärnau ist ein deutsch-tschechisches Projekt, das Archäologie zum Anfassen vermitteln will. Angegliedert an den Bärnauer Geschichtspark, dem größten archäologischen Freiluftmuseum in Deutschland, entsteht im ArchaeoCentrum eine archäologische Werkstatt. Mithilfe der Experimentellen Archäologie, also mithilfe mittelalterlicher Bau- und Handwerkstechniken sowie Originalmaterialien, wird außerdem eine Reisestation von Karl IV. nachgebaut. Beteiligt sind neben der Universität Bamberg und anderen Partnern die tschechischen Universitäten in Prag und Pilsen. Gefördert wird das ArchaeoCentrum mit rund 2,8 Millionen Euro aus Fördertöpfen der Europäischen Union. Als Ideengeber des Projektes bleibt Ericsson dem Projekt auch im Ruhestand als einer der wissenschaftlichen Leiter treu.

 

Mehr über das ArchaeoCentrum finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Uni-Magazins uni.kat.