„Grundschule international“ – ein Seminarkonzept mit kanadischen und spanischen Kooperationspartnern am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik

von Verena Keimerl, Romy Strobel & Miriam Hess

Zuhause studieren und trotzdem international vernetzt sein? – Dank der Lehrveranstaltung „Grundschule international – Umgang mit Heterogenität und Transition im internationalen Vergleich“ am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg konnten Studieninhalte und Lehre vor Ort durch die Teilnahme von Studierenden und Dozierenden der Universidad de Jaén (Spanien) und der Université de Moncton (Kanada, Québec) bereichert werden. Seit dem Sommersemester 2024 wird Grundschullehramtsstudierenden durch die Teilnahme am Seminar jedes Semester die Möglichkeit geboten, ihren Horizont um internationale Perspektiven zur Gestaltung von Übertritten und zum Umgang mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in verschiedenen Ländern zu erweitern.

In bisher zwei neunzigminütigen mehrsprachigen digitalen Kolloquien konnten sich Studierende verschiedener Länder auf Französisch, Spanisch und Englisch mit den jeweiligen Dozierenden der Heimat- und Partneruniversitäten zu unterschiedlichen Seminarthemen durch einen zweisprachigen Vortrag der Seminarleitung informieren und in Kleingruppen austauschen. (1) „La qualité diagnostique de censures – approches internationaux pour mesurer la performance“ („Diagnostische Qualität von Zensuren – internationale Ansätze der Leistungsmessung“) war Seminarthema im Sommersemester 2024. Eine facettenreiche Diskussion der Forschungsbefunde zur diagnostischen Qualität von Noten und deren Alternativen gelang mit Frau Dr. Aïcha Bénimmas (Université de Moncton) und insgesamt neun deutschen Grundschullehramtsstudierenden. Im Wintersemester 2024/2025 konnte das Thema (2) „Diversidad educativa: ¿Cómo fomentar la inclusión y el respeto a la diferencia en clase?“ („Diversität in der Schule – Wie fördert man Inklusion und Wertschätzung von Vielfalt im Klassenzimmer?“) mit Frau Elena Ma Diaz Pareja (Profesora titular, Universidad de Jaén) und ihren Studierenden in Bezug auf die Bedeutung von Heterogenitätsdimensionen in Spanien und Deutschland und geeignete Umgangsmöglichkeiten für Lehrkräfte diskutiert werden. 

Der Mehrsprachigkeit im gegenseitigen Austausch kam ein hoher Wert zu, wobei das Primat des Englischen als Lingua franca der Wissenschaft durch die aktive Verwendung im deutschen Bildungssystem verankerter Fremdsprachen (z.B. insbesondere Französisch, Spanisch) austariert wurde. Dadurch wurde den Grundschullehramtsstudierenden die Möglichkeit geboten, neue fremdsprachliche Erfahrungswege mit internationalen Studierenden im peer-to-peer-Ansatz zu beschreiten. Um die Bereitschaft Studierender, Auslandserfahrungen im Grundschullehramtsstudium zu sammeln zu erhöhen und um Hemmschwellen, sich fremdsprachlich auszudrücken, erfolgreich abzubauen wurden mehrsprachigkeitsdidaktische Erfahrungswege (z. B. Kleingruppenarbeit mit internationalen Peers) und geeignetes Scaffolding gewählt (z. B. Foliensätze auf Französisch, Spanisch, Englisch, Deutsch). 

Gemeinsam konnten Lösungsansätze auf internationaler Ebene für die mit heterogenen Lernvoraussetzungen und Noten einhergehenden Herausforderungen für Lehrkräfte erarbeitet werden. Dabei konnten gemeinsam Erfahrungen aus Studium und Praktika an deutschen Grundschulen mit Studierenden der jeweils sechsjährigen Éducation primaire in Québec und der Educación Primaria in Spanien ausgetauscht werden, wodurch ein inklusives und diverses Lernumfeld geschaffen werden konnte. Zudem profitierte die Lehrveranstaltung vom Erfahrungsschatz durch Alumni mit internationalen Studien- und Berufserfahrungen, die unter fachlicher Perspektive an geeigneten Stellen in Lehrveranstaltungen eingebunden wurden. Besonderen Anklang unter den Studierenden fand die Thematisierung der norwegischen Freiluftpädagogik durch Herrn Florian Brustkern, die sich an der norwegischen Lebensphilosophie des Friluftsliv („Freiluftleben mit Naturverbundenheit“) und der Uteskole („Schule unter freiem Himmel“) orientiert. 

Die Evaluationsergebnisse der Lehrveranstaltung im Wintersemester 2025 können aufgrund sehr kleinen Stichprobe nicht als repräsentativ betrachtet werden, verweisen aber auf eine hohe generelle Qualität der Veranstaltung. Besonders positiv wurde der wertschätzende Umgang mit internationalen wie heimischen Studierenden hervorgehoben. Wünschenswert wäre für die Studierenden der Upload aller und insbesondere der fremdsprachigen Präsentationsfolien vor der jeweiligen Lehrveranstaltung gewesen, um inhaltliche und fremdsprachliche Hemmnisse durch eine intensivere Vorbereitung auf die Sitzung leichter überwinden zu können. 

In Kooperation mit unseren spanischen und kanadischen Partneruniversitäten möchten wir langfristig unser internationales Netzwerk ausbauen, um Studierende, Dozierende und Forschende aus weiteren Ländern anzuziehen und bedeutsame Themen der Lehrkräftebildung auf internationaler Ebene zu beleuchten. Eine Exkursion an eine unserer Partneruniversitäten stellt für uns gemeinsam mit den Grundschullehramtsstudierenden eine besonders willkommene und ertragreiche Zukunftsperspektive zur Internationalisierung der Lehre im Grundschullehramtsstudium dar.