Informationen zum Erweiterungsfach Individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern (LPO I, § 117)

Das ab dem Wintersemester 2021/22 an der Universität Bamberg angebotene Erweiterungsfach Individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern bereitet sowohl angehende als auch bereits im Schuldienst tätige Lehrkräfte aller Schularten gezielt darauf vor, mit der Heterogenität in den Ausgangslagen und Entwicklungen bei Schülerinnen und Schülern professionell umzugehen und sowohl den eigenen Unterricht als auch Förderangebote auf eine bestmögliche Unterstützung und Förderung aller Schülerinnen und Schüler auszurichten.

Um berufstätigen Lehrkräften die Vereinbarkeit von Schule und Studium zu erleichtern, finden die Lehrveranstaltungen zum einen überwiegend am Nachmittag statt und werden zum anderen für diese Gruppe in Selbstlernphasen zu Hause und Präsenzphasen (alle 2 bis 3 Wochen) aufgeteilt. Zudem finden Seminare im Block am Wochenende statt.

Das Studium gliedert sich in vier Bereiche auf, die unterschiedliche Perspektiven auf das Thema bieten und jeweils einen eigenen wichtigen Baustein für die Entwicklung professioneller Handlungskompetenzen von (angehenden) Lehrkräften darstellen.

Die kritische Auseinandersetzung mit normativen Grundannahmen, das Hinterfragen eigener Standpunkte und das Herstellen des Bezugs zum eigenen pädagogischen Handeln stehen neben dem Kennenlernen aktueller Diskurse und Theorien aus der Erziehungswissenschaft und der Geistes- und Kulturwissenschaft im Zentrum dieses Lernbereichs. Anhand schulischer und unterrichtlicher Beispiele wird beispielsweise analysiert, welche Strukturen und Praktiken zur Entstehung und Verfestigung der Etikettierung und Marginalisierung von Schülerinnen und Schülern beitragen und damit die Umsetzung der gleichberechtigten Teilhabe aller Schülerinnen und Schüler behindern.

Für ein tiefergehendes Verständnis individueller Ausgangslagen werden in diesem Bereich Theorien und Modelle vermittelt, die die Entstehung und Verfestigung der Heterogenität von Lernermerkmalen zu erklären versuchen. Die Beschäftigung mit Grundlagen und Methoden der pädagogisch-psychologischen Diagnostik soll dazu befähigen, Ergebnisse diagnostischer Verfahren zu interpretieren und daraus individuelle Förderziele und -maßnahmen abzuleiten.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Beschäftigung mit den individuellen Besonderheiten von Schülerinnen und Schülern. Spezifische Erklärungsmodelle und pädagogisch-diagnostische Verfahren und darauf basierende Fördermaßnahmen sind hierbei jeweils Gegenstand. Die Inhalte sind sowohl auf individuelle Besonderheiten im Lernen (u.a. Legasthenie, Rechenschwierigkeiten, Probleme im schlussfolgernden Denken oder auch Hochbegabung) als auch im Verhalten und Erleben (u.a. ADHS, Defizite in sozialen Kompetenzen, Mobbing, Autismus oder Ängste) bezogen. Neben den besonderen sprachlichen Kompetenzen und Defiziten von Schülerinnen und Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache werden auch die deutschsprachiger Schülerinnen und Schüler thematisiert, da auch Kinder und Jugendliche aus dieser Gruppe nicht immer die sprachlichen Kompetenzen mitbringen, die für eine erfolgreiche Bildungsteilhabe notwendig sind.

Im Zentrum dieses Lernbereichs steht die theoriebasierte Anwendung förderbezogener Wissensinhalte und Kompetenzen auf die schulische Praxis (u.a. alltagsintegrierte diagnostische Verfahren, Möglichkeiten der schulischen Umsetzung individueller Förderung, Gestaltung einer konkreten Förderplanung, adaptive Unterrichtsplanung in heterogenen Lernsettings) und das Wissen um rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen schulischer Förderung.

Die Möglichkeit zur praktischen Anwendung wird im Rahmen eines Theorie-Praxis-Seminars geboten, das sich aus einem Vorbereitungsseminar und der Durchführung von Lernförderkursen in Schulen zusammensetzt, und dessen Besonderheit in der kontinuierlichen Begleitung der Studierenden während der schulischen Praxis besteht.

Die kollegiale Zusammenarbeit (innerhalb der eigenen Schule aber auch außerhalb und mit Kooperationspartnerinnen und –partnern anderer pädagogischer Professionen) stellt gerade für das Unterrichten in Klassen mit besonders heterogenen Schülerschaften und für die Förderung eine wertvolle Unterstützung und Entlastung dar. In einem kooperativen Seminar mit angehenden Lehrkräften der zweiten Phase werden Formen der kollegialen Teamarbeit nicht nur vermittelt, sondern auch auf Fälle aus der schulischen Praxis angewendet und erprobt, und somit deren Nutzen direkt und unmittelbar erlebbar.

„Der Blick über den eigenen Tellerrand“: Praktika im Ausland, im Inland an Regelschulen mit inklusivem Schwerpunkt, an Förderschulen und /oder in außerschulischen inklusiv arbeitenden Bildungseinrichtungen ermöglichen Einblicke in andere Systeme, können zu überraschenden Erkenntnissen und Perspektivenwechsel führen. Und natürlich stellen sie weitere Lerngelegenheiten dar, förderbezogene Wissensinhalte und Kompetenzen auf die schulische Praxis anzuwenden. Für Studierende, die bereits als Lehrkräfte tätig sind, werden in diesem Teilbereich an ihre schulischen Möglichkeiten angepasste Formate geschaffen.

Ebenso anwendungsbezogen ist der zweite Schwerpunkt dieses Lernbereichs, der sich dem wichtigen Aspekt der (Lern-) Beratung widmet: Um Schülerinnen und Schüler in ihren Lern- und Entwicklungsprozessen gut unterstützen und begleiten zu können und sie zunehmend zu selbständigen und selbstregulierten Lernen und Handeln anzuleiten, benötigen Lehrkräfte Kompetenzen in der lernbezogenen Beratung und im Geben von wertschätzendem und zielführendem Feedback. In einem praxisorientierten Seminarkonzept wird die Entwicklung professioneller Beratungskompetenzen neben der Theorie- und Wissensvermittlung durch praktische Lern- und Übungsgelegenheiten angebahnt.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Studium des Erweiterungsfachs: