Lehre im Rahmen des Masterstudiengangs "Literatur und Medien" (Dr. Adrianna Hlukhovych)

am Lehstuhl für Literatur und Medien (Lehrstuhlinhaber:  Prof. Dr. Jörn Glasenapp)

Die Lehrveranstaltungen (Seminare) sind Teil des Lehrangebots der Grundlagenmodule "Kulturelle Bildung".

Videografie in der Film- und Medienwissenschaft: Forschung und Praxis (WS 2023/24)

Film- und medienwissenschaftliche Forschung als Text ist Konvention. Logik, Rationalität, Objektivität haben hier eine lange Tradition und sind etablierte Erkenntnisinstrumente. Videografische Forschung dagegen operiert mit audiovisuellen Medien als Analyseinstrumenten; und der videografische Essay rückt bewegte Bilder, Töne als Ausdrucksmittel und damit sinnliche Erkenntnis und Subjektivität in den Vordergrund. Die Grenze zwischen wissenschaftlicher Forschung und künstlerischem Ausdruck wird hier fließend.

Das Seminar würdigt die seit einigen Jahren in der Film- und Medienwissenschaft aufkommende videografische Forschungspraxis, die nicht zuletzt der Demokratisierung der digitalen Medien zu verdanken ist. Die Lehrveranstaltung widmet sich theoretischen Fragen der Videografie und des videografischen Essays. Ferner bietet sie die Möglichkeit, Videografie als Analyse- und Forschungsmethode anhand des videografischen Essays zu üben.

Für die Teilnahme am Seminar müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Grundkenntnisse im Umgang mit einem Videobearbeitungsprogramm (iMovie oder DaVinci Resolve), ggf. die Bereitschaft, sich diese vor dem Seminar anzueignen; Laptop oder Tablet mit dem installierten Videobearbeitungsprogramm zur Nutzung im Seminar.

KI und Kreativität (SS 2023)

Menschen, Kunstschaffende bedienen sich seit jeher unterschiedlicher Werkzeuge, um schöpferisch tätig zu sein. Mit dem Aufkommen neuer Technologien wird das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine dennoch immer wieder auf Neue diskutiert und ausgehandelt: Gegenwärtig beherrscht die Debatte um Künstliche Intelligenz beinahe alle Bereiche des Alltags, der Kunst und der Forschung.

Das Seminar bietet einen interdisziplinären Einblick in die Thematik, gewährt einen historischen Überblick über die Interaktion zwischen Mensch und Technik im Prozess der Kreation und fragt vor allem aus medientheoretischer Sicht nach dem Spezifikum und der Rolle der Künstlichen Intelligenz für Kunstschaffende, die Kunstproduktion und die dazugehörigen Wissenskulturen: Inwieweit ändert sich das Verständnis von Kunst und Kreativität angesichts der zunehmenden Bedeutung der Künstlichen Intelligenz? Welche Korrekturen erfährt das Konzept der Autorschaft sowie der Produktions- und Rezeptionsästhetik, und wie beeinflussen sie die Kategorien des Singulären und des Kollektiven? Was bedeutet Künstliche Intelligenz für die Wissensproduktion und Wissensvermittlung als ästhetische Praxis, und inwiefern berührt sie ethische Fragen und Fragen der (soziokulturellen) Gerechtigkeit?

Das Seminar bietet die Gelegenheit, in unterschiedlichen Medien bzw. Kunstsparten ko-kreativ tätig zu werden.

Programmierkenntnisse sind nicht erforderlich. Bitte bringen Sie Ihre Laptops oder Tablets mit.

Artistic Research - Künstlerische Forschung (WS 2022/23)

Kunst und Wissenschaft haben mehr Gemeinsamkeiten, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Dennoch werden diese Bereiche auseinandergehalten, mitunter spielt man sie gegeneinander aus – insbesondere wenn es um epistemologische Fragen geht: Was gilt als Wissen? Wie werden Erkenntnisprozesse (institutionell) organisiert und realisiert? Und wer darf hier Entscheidungen treffen und Entscheidungsprozesse mitbestimmen?

Kann Kunst forschend sein und Wissen erzeugen? Welche Rolle spielen Emotionen, Intuition und Kreativität für die Erkenntnis? Inwiefern handelt sich bei der künstlerischen Forschung um ein innovatives Konzept, das zurzeit intensiv diskutiert wird? – Zum einen werfen diese Fragen ein Licht auf das epistemologische Potenzial der Künste, zum anderen gehen sie auf eine kritische Selbstbefragung der etablierten Wissenschaften und deren Objektivitätsanspruch zurück.

Im Seminar werden Konzepte künstlerischer Forschung im Sinne dieser Doppelbewegung und mit besonderem Fokus auf Medien, theoretisch wie praktisch, besprochen und erprobt. Dabei werden insbesondere die epistemologischen, methodologischen und institutionellen Aspekte der künstlerischen Forschung diskutiert.

Für die Teilnahme am Seminar müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Basiskenntnisse im Umgang mit einem Videobearbeitungsprogramm (z. B. iMovie, Adobe Premiere Pro, DaVinci Resolve); Laptop oder Tablet mit dem installierten Videobearbeitungsprogramm zur Benutzung im Seminar.

Science and Technology Studies, oder: Wissenschaft, Technik und Gesellschaft. Eine Einführung (SS 2022)

Science and Technology Studies sind ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das sich – unter anderem aus soziologischer, philosophischer, medienkulturwissenschaftlicher, anthropologischer und naturwissenschaftlicher Sicht – damit befasst, wie Wissenschaft, Technik und Gesellschaft zusammenwirken und sich gegenseitig beeinflussen: Welchen Einfluss übt Technik auf die Produktion und Zirkulation von Wissen und unterschiedliche Wissensformen aus? Wie prägt dieses Wissen die Wahrnehmung der Welt, von uns selbst und der Anderen? Welche politischen, ökonomischen, ethischen, moralischen, rechtlichen oder ästhetischen Konsequenzen ergeben sich daraus, und inwieweit modellieren sie unsere Zukunft?

Science and Technology Studies bieten theoretische Konzepte und Methoden für das Verständnis und eine kritische Auseinandersetzung mit der Rolle von Technik und Wissenschaft für unseren Alltag und berühren solche richtungsweisenden Diskurse und Herausforderungen unserer Zeit, wie: Werte, (Un-)Gleichheiten, Diversitäten, Postkolonialismus, Materialitäten, Nachhaltigkeit, Frieden und Gemeinschaftlichkeit. Im Seminar setzen wir uns mit den Schlüsselkonzepten der Science and Technology Studies sowie mit deren fiktionalen Szenarien auseinander.

Materialitäten (WS 2021/22)

Die schweigsame Gewissheit, mit der Objekte uns begleiten, nennt Daniel Miller 'die Bescheidenheit der Dinge'. Objekte schreien nicht, sondern bringen uns sanft bei, wie wir uns zu verhalten haben, so Miller. Ihre Macht besteht gerade in ihrer vermeintlichen Unsichtbarkeit; und je weniger wir uns ihrer bewusst sind, desto mehr bestimmen Dinge unsere Haltung und unser Handeln.

Was teilen uns Objekte durch ihre Aura mit? Was und wie tragen wir zur Aura der Dinge bei? Seit dem in den 1970er Jahren angestoßenen material turn sind (symbolisch geladene) Artefakte wie Alltags-, Kunst- und Ausstellungsgegenstände, Körper, Kleidung, Schmuck, Werkzeuge, Design-, Technik- oder Medienobjekte in den Mittelpunkt der kultur- und medienwissenschaftlichen Forschung geraten. Denn Materialitäten verraten wichtige Konstanten wie Umbrüche medienkultureller Praktiken, gesellschaftlicher Wahrnehmungs- und Denkmuster.

Im Seminar versuchen wir, Dinge und Artefakte, Wissens- und Konsumobjekte, Körper und Medien-Materialitäten zum Sprechen zu bringen, indem wir aus kultur- und medienwissenschaftlicher Sicht über ihre Biografien, Zirkulation, identitätsstiftende Rolle, Codes, den epistemologischen Auftrag und ihre agency bzw. Wirkmächtigkeit diskutieren.

Zwischen Wahrheit und Fiktion: (Poetischer) Dokumentarfilm (WS 2019/20)

In seiner Einführung zum Dokumentarfilm schreibt Bill Nichols: Jeder Film ist ein Dokumentarfilm; nur haben die einen Filme mit sozialen Repräsentationen und die anderen mit Wunscherfüllung zu tun. Die Tradition des Dokumentarischen lebt in großem Maße von der Fähigkeit, uns den Eindruck der Authentizität zu vermitteln. Doch die Grenze zwischen Dokumentation und Fiktion ist durchlässig. Sowohl Spiel- als auch Dokumentarfilme sind Narrative und werden aus einer bestimmten Perspektive 'erzählt'. Mehr noch: Wir sind enttäuscht, wenn wir, unter anderem in Dokumentarfilmen, eine solche Erzählperspektive vermissen. Poetische Dokumentarfilme, die ihren Ursprung in avantgardistischen Bewegungen und im Experimentalfilm haben, spielen mit Perspektiven und der Filmästhetik am gekonntesten. Erläutert am Beispiel ausgewählter Filme, wird es im Seminar um die Gattung Dokumentarfilm im Allgemeinen und dessen poetischen Modus im Besonderen gehen.

Medienkulturen: Geschichte(n) und Theorie(n) (SS 2019)

Die Formung einer Kultur vollzieht sich in einem engen Wechselverhältnis mit Medien: Die Botschaften und die Ausprägungen der Kultur(en) sind ohne Kenntnis und Analyse deren medialer Formate – wie allerlei Medienwandel belegen – restlos nicht erschließbar, und mediale Techniken werden sowohl zu Instrumenten als auch zu Quellen kultureller Praxis. Denn Medien sind nicht nur Apparate oder Codes, sondern zugleich Botschaften, Ereignisse und Institutionen.

Mediale Historiographien der Kulturen sowie Kulturen der Medien sind somit zwei zentrale Themenaspekte des Seminars, das sich als Einführung in die Medienkulturwissenschaft versteht. Die kulturstiftende Funktion der Medien wird am Beispiel von Stimme, Schrift, Bild, technischen Objekten, Institutionen, Infrastrukturen, Identitäts- und Wissensformationen untersucht und erläutert.

Cultural and Creative Industries: Kultur- und medienwissenschaftliche Zugänge (WS 2018/19)

Kreativität, innovatives Denken und Handeln stehen heutzutage hoch im Kurs. Cultural and Creative Industries – mit ihren klassischen Sektoren: Werbung, Film, Musik, Computerspiele, visuelle und performative Künste, Buchproduktion, Architektur, Mode und (Medien-)Design, Handwerk, Tourismus, Kulinarik, kulturelles Erbe, mitunter auch (Hochschul-)Bildung – sind in Politik, Wirtschaft und (Kultur-)Wissenschaften zu einem der Leitdiskurse geworden.

Wie kommt es dazu, dass das Kreativitätsdispositiv aktuell so eine prominente Rolle spielt? Was sind die Faktoren, die für seine Entstehung und enorme Popularität entscheidend sind? Was sind Chancen und Risiken der Kreativität und der Kreativwirtschaft? Diese Fragen werden im Seminar primär aus kultur- und medienwissenschaftlicher Perspektive beleuchtet – anhand der Genese, der Definitionen und der Entwicklung der Cultural and Creative Industries und ihrer Schlüsselkonzepte, wie: Kreativität, Kulturindustrie, Massenkultur und Kulturkonsum, Original und Kopie, Creative Class, Creative Cities, Stars, sowie am Beispiel ausgewählter Kultur-, Kreativ- und Medienbranchen.

Tanz, Literatur, Medien (WS 2017/18)

Im Mittelpunkt des Seminars steht eine produktive Interaktion zwischen Tanz, Literatur, Fotografie, Video/Film und digitalen Medien. Dabei geht es um den Einsatz von Medien sowohl in Tanzinszenierungen selbst als auch im Prozess der Choreographie und der Tanzarchivierung.

Wir beginnen mit Fin de Siècle und schauen uns an, inwieweit die Körperästhetiken der Jahrhundertwende die Aporien des sprachlichen Ausdrucks zu füllen vermögen und wie die Avantgarde die ersten medialen Experimente im Bereich Tanz – beispielsweise bei Loïe Fuller und „Ballets suédois“ – realisiert. Quer durch den freien und Ausdruckstanz, das Ballett und das Tanztheater, den modernen, postmodernen und zeitgenössischen Tanz analysieren wir relevante Tanzspielfilme und -dokumentationen und wenden uns dem Videotanz zu. Ferner gehen wir auf den Einsatz von digitalen Medien in der Tanzproduktion, -analyse und -dokumentation ein – insbesondere am Beispiel von Merce Cunninghams „LifeForms“, William Forsythes „Improvisation Technologies“ und „Motion Bank“ wie dem Webprojekt „Synchronous Objects“ für „One Flat Thing, reproduced“.

Im Zuge des Seminars kommen wir auf Intermedialität und Iterart, künstlerische Zeit- und Raumkonzepte, Performativität, reale und virtuelle Körper, Motion Capturing – unter anderem in Popkulturen und in unserem Alltag – zu sprechen.

Kulturthema Essen (SS 2017)

Im Seminar werden wir über ein scheinbar sehr alltägliches und nach Roland Barthes oft nicht wahrgenommenes sowie für die Forschung nicht selten peinliches Thema sprechen: Essen und Nahrung. Im Sinne von Pierre Bourdieu versuchen wir, zu jenen Beziehungen vorzudringen, "die scheinbar isolierten 'Optionen': für Musik und Küche, Malerei und Sport, Literatur und Frisur, zu einer Einheit fügen" und den "raffinierteste[n] Geschmack für erlesene Objekte wieder mit dem elementaren Schmecken von Zunge und Gaumen" verknüpfen.

Wir beginnen mit der (Kultur-)Geschichte und Ästhetik des Geschmacks, seiner Marginalisierung und dem gastrosophical turn. Anschließend nähern wir uns dem Thema Essen und Nahrung aus kulturtheoretischer sowie literatur- und medienwissenschaftlicher Perspektive anhand von ausgewählten theoretischen wie literarischen Texten, Bildern und Filmen.

Poetisches Kino (WS 2016/17)

Poetischer Film ist ein umstrittener Terminus mit einem sich wandelnden Gehalt. Im Seminar werden wir versuchen, den variablen Definitionen des poetischen Films nachzuspüren sowie die prägenden Merkmale dieser genre- und gattungsübergreifenden Filmkategorie zu reflektieren und festzuhalten. Als Grundlage für diese Reflexionen werden (film-)theoretische Texte und Filmbeispiele aus dem westeuropäischen, ostslawischen und nordamerikanischen Raum herangezogen. Sie werden vorab bekannt gegeben.