Einer der ersten Modulstudenten in Bamberg – Florian Haubner baut sich seine ganz persönliche Qualifikation zusammen (Foto: Michael Gründel/Fränkischer Tag).

- Sebastian Martin (Fränkischer Tag)

Studium aus dem Baukasten

Start des Modulstudiums an der Universität Bamberg

An den Universitäten werden zunehmend alternative Ausbildungsformen eingeführt. Die Uni Bamberg bietet ab dem Wintersemester als eine der ersten in Bayern ein Modulstudium an.

Eigentlich hat Florian Haubner seine Hochschulausbildung schon lange abgeschlossen. „Ich hab’ BWL studiert in Nürnberg“, erzählt der 34-Jährige im Innenhof der Universität Bamberg. Da sitzt Florian Haubner als neuer/alter Student. Für das Wintersemester hat er sich in Wirtschaftsinformatik eingeschrieben. Gut, er hat die Universität noch nie so richtig verlassen. Der gebürtige Oberpfälzer arbeitet seit über fünf Jahren für die Hochschule in der Verwaltung. „Ich habe den ganzen Tag mit statistischen Auswertungen zu tun“, sagt Haubner. Weiterbilden wollte er sich schon immer. Am besten in seinem Bereich. Jetzt bietet die Universität Bamberg für ihn sozusagen die passgenaue Möglichkeit an.

So flexibel wie möglich

Florian Haubner fängt im kommenden Wintersemester ein Modulstudium in Wirtschaftsinformatik an. Da er einen Vollzeitjob hat, neben dem er keine Zeit findet, Vollzeit zu studieren, hat er sich für das Studium nach dem Baukastenprinzip entschieden. Er sucht sich im Bereich Wirtschaftsinformatik die Bausteine zusammen, die für ihn interessant klingen. „Grundlagen betrieblicher Informationssysteme“ heißt das erste Modul, das er belegen wird in diesem Semester. Mit vier Semesterwochenstunden passt das Studium auch gut in seinen Zeitplan.

Laut bayerischem Wissenschaftsministerium gibt es an den Universitäten immer mehr alternative Studienformen. Bamberg geht mit dem Modulstudium einen dieser neuen Wege. „Mit dem Modulstudium sollen insgesamt noch flexiblere Studienformen angeboten werden“, sagt Sebastian Kempgen, Vizepräsident der Universität Bamberg. Neben das klassische Vollzeitstudium war zunächst das Teilzeitstudium als Alternative getreten, jetzt komme zur Abrundung das Modulstudium hinzu, sagt der Vizepräsident.

Teilzeitstudiengänge werden auch an den Hochschulen in Erlangen und Würzburg angeboten. „Was das rein Zeitliche angeht, gibt es inzwischen in etlichen Studiengängen die Möglichkeit, in einer Teilzeitvariante zu studieren“, sagt Wolfgang Henning, Leiter der Abteilung Lehre und Studium der Uni Erlangen. In der Regel bedeutet ein Teilzeitstudium ein „halbes“ Studium, das folgerichtig doppelt so lange dauert wie ein Vollzeitstudium. „Das Modulstudium deckt den Bereich ab, der noch darunter liegt“, sagt Sebastian Kempgen über das neue Modell an der Bamberger Uni.

Verschiedene Modelle für lebenslanges Lernen

Diese Alternativen zum Vollzeitstudium sind aber noch nicht alles. Die Uni Würzburg bietet unter dem Stichwort „lebensbegleitende Bildung“ ein Seniorenstudium an. An der Uni Erlangen gibt es einen berufsbegleitenden Bachelor. „Hier machen Studierende in vier Jahren den Bachelorabschluss an der Uni und den Abschluss im Betrieb“, sagt Wolfgang Henning von der Erlanger Universität.

Bereits 2009 hat das bayerische Wissenschaftsministerium unter dem Motto „Lebenslanges Lernen“ die gesetzlichen Grundlagen geschaffen, beruflich Qualifizierte an den Universitäten zuzulassen, auch wenn sie keine allgemeine Hochschulreife in der Tasche haben. Eine Gesetzesnovelle im Bayerischen Hochschulgesetz ermöglicht seit 2011 den Universitäten nun auch, Studienformen wie das Modulstudium anzubieten „Da die Universität Bamberg das Teilzeitstudiumfast flächendeckend 2011 eingeführt hat, war es für uns naheliegend, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen und jetzt auch ein Modulstudium anzubieten“, sagt Sebastian Kempgen von der Uni Bamberg.

Das Prinzip des Modulstudiums, wie es an der Uni Bamberg ab dem Wintersemester angeboten wird, funktioniert ähnlich wie ein Gaststudium. „Grundgedanke der Einführung von Modulstudien ist, einen schrittweisen Einstieg ins Studium zu ermöglichen und gleichzeitig die Akkumulierung von Leistungspunkten zuzulassen“, heißt es auf der Internetseite www.studieren-in-bayern.de des Wissenschaftsministeriums. Am Ende des Moduls gibt es einen Leistungsnachweis.

160 Euro pro Semester

Das kommt Florian Haubner entgegen. Der 34-Jährige weiß noch nicht, ob er das Wirtschaftsinformatikstudium später fortsetzen will. „Ob ich einen zweiten Studienabschluss habe, ist erstmal nicht wichtig, ich hab' ja einen Job“, sagt er. Aber als Möglichkeit zur Wissensanreicherung nimmt er es gerne mit. „Es ist nicht schlecht, wenn man zeigen kann, dass man sich fortgebildet hat“, findet Florian Haubner.

Das Modulstudium kostet ihn 160 Euro pro Semester – ein für ihn erschwinglicher Preis. Und noch einen angenehmen Nebeneffekt hat es: Er hat jetzt wieder einen Studentenausweis und gilt als vollwertiger Student. Das hat Vorteile. In der Mensa isst Florian Haubner jetzt wieder günstig als Student und nicht mehr als Mitarbeiter.

Weitere Informationen zum Modulstudium

Prüfungspflicht

Ein Modulstudium funktioniert ähnlich wie ein Gaststudium, der Unterschied ist, dass beim Modulstudium Prüfungen abgelegt werden müssen, die entsprechende Leistungspunkte bringen. Die erreichten Punkte können auf ein Vollzeitstudium angerechnet werden.

Zielgruppen

Abiturienten, die das Studieren ausprobieren wollen oder Abiturienten, die sich in der Wahl eines Faches noch nicht sicher sind, Studierende, die nur begrenzt Zeit für das Studium haben, Studierende mit Kind oder pflegebedürftigen Angehörigen, Bachelor-Absolventen, die neben einem ersten Beruf den Master weitermachen.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Fränkischen Tags.