In fremden Gefilden erfolgreich: Johann Osel (Bild: Jana Kaun)

„Haben Volksparteien Zukunft?“ lautete das Thema des Wettbewerbs, hier ist der 1. Preisträger mit seiner Urkunde zu sehen (Bild: privat)

- Jana Kaun

Ein Germanist forscht in „fremden Gefilden“

Johann Osel gewinnt Nachwuchspreis für politische Publizistik

Im September 2006 hatte Johann Osel am Schwarzen Brett der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg den Aushang entdeckt: „Haben die Volksparteien Zukunft?“ Der deutschlandweite Wettbewerb der Hanns-Seidel-Stiftung lockte mit insgesamt 5.000 Euro Preisgeld – warum es also nicht versuchen? Bisher hatte der Germanistik-Student mit Politik nicht allzu viel am Hut. Dennoch setzte er sich in der Bibliothek an den Computer und begann zu recherchieren. „Da habe ich dann gemerkt, dass da wirklich was dahinter steckt. Das ist ein großes Thema.“ Beim Schreiben ist sein Interesse dann immer mehr gewachsen. Bevor er jedoch loslegte, informierte Osel sich über die Rahmenbedingungen. „Wenn man erst in die CDU eintreten müsste um teilzunehmen, dann hätte ich nicht mitgemacht.“ Dies war jedoch nicht der Fall – Teilnehmerinnen und Teilnehmer aller politischen Richtungen konnten sich bewerben. Die einzige Einschränkung war eine Altersgrenze von 30 Jahren. Kein Problem also für den 23-jährigen Osel.

„Bühne frei“ für Johann Osel

Der 1983 in Freilassing geborene Oberbayer hatte schon zu Schulzeiten das Ziel, Germanistik und Kommunikationswissenschaft in Bamberg zu studieren. Direkt nach dem Abitur machte er ein Praktikum beim Reichenhaller Tagblatt, wo er auch heute noch als freier Mitarbeiter tätig ist. Auch bei der Passauer Neuen Presse, wo Osel während seines Studiums ebenfalls ein Praktikum absolvierte, ist er noch immer tätig: Er schreibt Buchbesprechungen und rezensiert CDs und Konzerte für das Feuilleton. Weitere Praktika folgten in den Semesterferien – unter anderem bei Antenne Bayern und dem Bayerischen Rundfunk. Seine letzte Station war das Ressort „Münchner Wirtschaft“ der Süddeutschen Zeitung. Mit dem Diplom in der Tasche wird Osel dort ab August 2007 eine Stelle als Redakteursvertretung beginnen.

Obwohl Osel sein Studium sehr zügig (in acht Semestern) und vor allem mit Erfolg bestritt, hatte er auch immer genug Zeit für Freizeit und Freunde. Der begeisterte Fußballspieler ist gerne unterwegs und großer Fan der Bamberger Biersorten. Zudem schreibt er gerne und unterhält die Menschen um sich herum. Kein Wunder, dass er schon bei verschiedenen Workshops des Lehrstuhls für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft am E.T.A.-Hoffmann-Theater teilgenommen hat und beim Bamberger Poetry Slam die Menge zum Jubeln brachte.

„Haben die Volksparteien Zukunft?“

Als Johann Osel letztes Jahr seinen Essay bei der Hanns-Seidel-Stifung einreichte, hätte er nicht gedacht, dass man ihm neun Monate später eine Urkunde für den 1. Platz verleihen würde. Als einer von rund 80 Bewerbern hatte er sich als einziger Germanist gegen zahlreiche Politologen durchgesetzt. Die Festrede bei der Preisverleihung in München hielt Prof. Dr. Heinrich Oberreuter vom Lehrstuhl für Politikwissenschaft der Universität Passau. Anschließend bekamen Osel und drei weiteren Studenten ihre Urkunden überreicht. Als Vertreterin der Universität Bamberg war auch Studiendekanin Prof. Dr. Elisabeth von Erdmann vom Lehrstuhl für Slavische Literaturwissenschaft zugegen. Sein Preisgeld wird Osel voraussichtlich in den Kauf eines Autos investieren. Nach dem Diplomprüfungsstress der vergangenen Wochen fühlt er sich inzwischen „mehr als urlaubsreif“, doch bis er in den Süden fliegen kann, dauert es noch eine Weile: Jetzt ruft schon der erste Job.