(Bild: Foxy A/ fotolia; Bearbeitung: A. Stadtmüller)

Facebook-Freunde verursachen Stress

Bamberger Studie zeigt, wie Facebook zu sozialer Überlastung führen kann

Mit der wachsenden Anzahl von „Freunden“ bei Facebook werden die Nutzer stärker in das soziale Leben und die Probleme der Facebook-Bekannten hineingezogen. Und das kann ernsthaften Stress auslösen. Eine Studie der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main liefert Ergebnisse zu diesem Thema.

Durchgeführt wurde die Studie von Christian Maier, Dr. Sven Laumer und Prof. Dr. Tim Weitzel vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Informationssysteme in Dienstleistungsbereichen an der Universität Bamberg sowie Dr. Andreas Eckhardt von der Universität Frankfurt. In der Studie interviewten sie zunächst Mitglieder des sozialen Netzwerkes Facebook, um im Anschluss 571 Facebook-Nutzer in einer empirischen Studie zu den Herausforderungen bei der Facebook-Nutzung zu befragen.

Soziale Netzwerkseiten lösen bei Nutzern die Wahrnehmung aus, sich zu stark um Online-Freunde kümmern zu müssen, so das Ergebnis der Interviews. In diesen berichteten die Facebook-Nutzer, dass Online-Freunde auf den Netzwerkseiten beispielsweise das Ende einer Beziehung oder das Versterben ihrer Großmutter kundtäten und daraufhin Aufmunterung oder Ablenkung bei ihren Online-Freunden suchten. Aufgrund derartiger Veröffentlichungen sahen sich die befragten Facebook-Nutzer in der sozialen Verantwortung, auf diese Nachrichten zu reagieren. Wie jedoch die Ergebnisse der Studie zeigen, übersteigt die Anzahl vergleichbarer Posts die Anzahl dessen, was Nutzer bereit sind an Unterstützung an ihr Netzwerk weiterzugeben.

Unkontrollierter sozialer Input

Die Ergebnisse der zusätzlich durchgeführten empirischen Studie zeigen, dass diese soziale Überlastung insbesondere von Personen wahrgenommen wird, die viel Zeit auf Facebook verbringen und eine hohe Anzahl an Online-Freunden haben. Mit diesen haben sie jedoch keinen oder kaum Kontakt im realen Offline-Leben. Gleichermaßen entscheidend für diese Wahrnehmung ist auch, ob der Nutzer denkt, dass seine Online-Freunde eine Reaktion auf negative persönliche Nachrichten erwarten. Diese Überlastung hat Konsequenzen: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Nutzer durch soziale Netzwerkseiten so gestresst und unzufrieden werden, dass sie sogar beabsichtigen, die Nutzung von Facebook zu verringern oder ganz einzustellen“, erklärt Studienleiter Christian Maier die Ergebnisse.

Aber soll Facebook nicht eigentlich das Soziale fördern? „Eben diese sozialen Aspekte, die bei diesen Technologien im Vordergrund stehen, können dazu führen, dass weniger Personen solche Seiten nutzen, da sie sich von den sozialen Aspekten der Nutzung überlastet fühlen. Hier müssen die Betreiber der sozialen Netzwerke den Usern eine Balance zwischen Nutzerzahl und Nutzungsintensität ermöglichen“, so Projektleiter Dr. Sven Laumer. Dies könne beispielsweise durch granulare Nachrichtenfilter geschehen. Denn Facebook-Stress ist weniger ein technisches Problem der Social-Media-Plattform als vielmehr eine derzeit nicht ausreichend kontrollierte Schleuse in das eigene soziale Leben.

Die Ergebnisse der Studien haben die Autoren in einer der international wichtigsten Wirtschaftsinformatik-Fachzeitschriften veröffentlicht: Im März 2014 erschien im European Journal of Information Systems der Artikel Giving too much social support: social overload on social networking sites von Christian Maier, Dr. Sven Laumer, Dr. Andreas Eckhardt und Prof. Dr. Tim Weitzel.

Zu den Studienergebnissen:

http://www.palgrave-journals.com/ejis/journal/vaop/ncurrent/abs/ejis20143a.html