Das Trio des Abends (v. l.): Christoph Müller, Klarinette, Marija Vukovic, Klavier, und Markus Mayers, Violoncello (Bild: Daniel Wagner).

- Rupert Plischke

Abseitiges auf hohem Niveau

Auftaktkonzert der Reihe „Musik in der Universität“

Klaviertrios? Ach ja – Haydn, Mozart, Beethoven, Brahms; man kennt sich. Doch halt: Im Audimax musizierten zum Beginn der Konzertreihe „Musik in der Universität“ am 7. Mai die Pianistin Marija Vukovic, der Cellist Markus Mayers und der Klarinettist Christoph Müller. Und so wurde das Konzert dem Anspruch der Reihe gerecht, eher Abseitiges und selten Gehörtes auf hohem Niveau aufzuführen.

Mit Beethoven startete am 7. Mai die Reihe „Musik in der Universität“ ins Sommersemester 2009. Die Pianistin Marija Vukovic, der Cellist Markus Mayers und der Klarinettist Christoph Müller spielten Beethovens frühes B-Dur-Trio, das die Drei voller Schwung und federnd, aber mit durchaus maßvollem Brio vortrugen; zahlreiche Zäsuren ohne alle nachträglich aufgedrückte Beethoven-Schwere und –Bedeutsamkeit gliederten den Kopfsatz dieses eher konventionellen Werkes. Unüberhörbar ist dieses „Gassenhauertrio“ noch näher an Haydn und Mozart als an Beethovens eigenen Werken nach etwa 1808, als er auch in der Kammermusik seine „neuen Wege“ ging. Mit großer Transparenz, klassischer Leichtigkeit und Spielfreude stellten die drei Musiker die teils harmonisch originellen oder satztechnisch interessanten Einfälle des jungen Komponisten heraus oder hörten den effektvollen Molltrübungen des Adagios ernsthaft nach. Trotz der zunehmend origineller, drastischer, immer witziger werdenden und vor allem auch gespielten Finalvariationen: die Vermutung drängt sich auf, dass Beethoven ohne seine Entwicklung nach 1800 auch nur einer der vielen Kleinmeister geblieben wäre …

Klangkünstler und B-Promis

Dieses Schicksal des B-Promis wurde Michail Glinka zuteil, dessen Trio pathétique zwar höchst spannungsvoll und dramatisch einsetzte. Doch führt der sehr romantisch getönte Satz recht bald in eher gefällige Weiten und verliert sich hier bisweilen. Am interessantesten wirkt vielleicht noch das Largo, dessen statisch begleitetes Klarinettensolo vom Cello in einen wunderbar ariosen Gesang überführt wird und sich zum intensiven Dreiergespräch entwickelt. In den bekannten Fantasiestücken von Robert Schumann – in der Version für Cello und Klavier - wirkte der Klavierpart vor allem in den ersten beiden Sätzen recht unruhig und beinahe hastig. Doch zeigte sich Markus Mayers auf seinem historischen Streichinstrument als großer Klangkünstler und kongenialer Deuter gesanglicher Phrasen. Mit einem höchst nuancenreich gestalteten Ton, der wie zerlassene Butter aus dem Instrument zu fließen schien und sich nahtlos seiner wechselvollen Stimme anschmiegte, erzählte der Cellist ganz intensiv von leuchtend innigem Sehnen, dunklem Glücksversprechen und dramatisch-selbstbewusster Schüchternheit gleichermaßen. Wunderbar!

Das Meisterstück der Gattung, das späte Brahms-Trio op.114a beschloss vor einer klangvoll rauschenden Bruch-Zugabe den Abend: Hier wurde das keineswegs auf Anhieb „schöne“ Adagio durch das so subtile wie nuancenreiche Wechselspiel der Stimmen und ihre diskrete Verflechtung zum emotionalen Höhepunkt. Und dies trotz, oder wegen, der inneren Ruhe, der nur verhalten sich andeutenden Erlösungsmomente, die diesen Satz prägen - großer Applaus nach dieser berührenden Darbietung.