Absurde Geschehnisse in der Pariser Metro ... (Bilder: Christina Judas)

... um das Liebespaar Hero und Leander ...

... führte die Uni-Theatergruppe TUBA im Gewölbekeller des E.T.A.-Hoffmann-Theaters auf.

- Christina Judas

Die Absurdität des menschlichen Alltags

Die Uni-Theatergruppe TUBA zeigte Jean Tardieus Stück «Les amants du métro»

Die Metro im Paris der 1950er Jahre. Verschiedene skurrile Gestalten treffen zufällig aufeinander und verschwinden wieder in der Masse, darunter ein junges Liebespaar, das sich und seine Liebe in den absurden Wirren der U-Bahn verliert und wieder findet.

TUBA steht für „théâtre universitaire de Bamberg“ und in diesem Falle also nicht für Musik sondern Schauspiel, genauer gesagt die französische Theatergruppe der Universität. Im Rahmen der Romanischen Theaterwochen 2009 führte TUBA vom 15. bis 21 Juni an vier Abenden Jean Tardieus absurdes Stück  «Les amants du métro» aus dem Jahre 1952 im Gewölbekeller des E.T.A.-Hoffmann-Theaters auf.

Jean Tardieu verfasste Lyrik, schrieb für den Rundfunk und zählt zu den bekanntesten Autoren des absurden Theaters. Der Begriff „Absurdes Theater“ bildete sich in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts als Sammelbegriff für eine vorwiegend in Frankreich aufkommende Art von Dramen mit grotesk-komischen sowie irrealen Szenen. Von der Krisensituation Europas nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt, thematisiert Tardieu die Erkenntnis über die Absurdität des Lebens.

Die Odyssee von Hero und Leander

In die Wirrungen des Pariser U-Bahn Alltags konnte man in «Les amants du métro» während der circa 90-minütigen Spielzeit selbst eintauchen. Nachdem die Theaterkarten in Form von Metrotickets von der Französischlektorin Elise Héron kontrolliert waren, nahm das Ensemble das Publikum mit auf eine Entdeckungstour. Ausgehend von einem Bahnsteig in Paris bis in den Zug hinein, folgte man dem jungen Liebespaar Hero und Leander. Es hat sich nach einer Meinungsverschiedenheit, die eigentlich keine war, weil sie sich nur mit Worthülsen ohne Inhalt gestritten haben, für einen Moment aus den Augen verloren.

Um ihre bessere Hälfte wieder zu finden, irren sie durch die Untergrundbahn und treffen dabei auf absurd-skurrile Gestalten, wie eine Frau, die vor dem „sich Auflösen“ panische Angst hat oder einen Mann, der Leander mit zwei Klobürsten bedroht. Das Experiment, Sprache durch Musik, Tanz und Geräusche sowohl strukturell als auch rhythmisch zu ersetzen, gelang der Theatergruppe bei der Aufführung und sie entlarvten, ganz in Tardieus Sinne, die Sprache als formelhaftes, sinnentleertes Kommunikationsmittel. Es stellten sich dem Zuschauer Fragen wie „Was heißt Sprechen? Welche Sprache sprechen wir? Sprechen wir hauptsächlich um nichts zu sagen?“.

Von der Idee zur Aufführung

Die Theatergruppe TUBA besteht aus acht Schauspielern, zum größten Teil Studierenden der Romanistik und der Französischlektorin Elise Héron, die für die Koordination von Universität und Theater sowie für den Feinschliff bei der korrekten Aussprache zuständig war. Regie führte Heidi Lehnert, der von Anne Schwarz assistiert wurde.

Die Truppe hat viel Arbeit und professionelles Engagement in die Realisierung des Stückes investiert. Bereits Ende der letzten Semesterferien begannen die Proben. Heidi Lehnert, die über eine klassische Gesangsausbildung verfügt und die Neue Münchner Schauspielschule besuchte, erarbeitete perfektionistisch und professionell die Rollen mit den Schauspielern, die teils bereits Schauspielerfahrung gesammelt, teils aber auch noch nie auf der Bühne gestanden hatten. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, was sich auch daran ablesen lässt, dass alle Vorstellungen ausverkauft waren.