Die Ergebnisse der Arbeit des letzten Semesters präsentierten Chor und Orchester der Universität ... (Bild: Daniel Wagner)

... mit viel Leidenschaft unter der Leitung von UMD Goldbach ... (Bild: Julian J. Rossig)

... und ernteten dafür in der beinahe voll besetzten Konzerthalle viel Applaus (Bild: Daniel Wagner).

- Rupert Plischke

Ein eindrucksvoller Abschluss

Chor und Orchester der Universität gaben Semesterschlusskonzert

Ein Programm, kalkuliert fürs Mendelssohn-Jahr 2009? Oder doch die Suche nach immer neuen Herausforderungen, nach zuletzt Haydns Schöpfung, Mozarts Requiem und Händels Alexanderfest? Wie auch immer, UMD Goldbach und Chor und Orchester der Universität boten zum Abschluss des Wintersemesters 2008/09 erneut eine eindrucksvolle Vorstellung ihrer musikalischen Arbeit des laufenden Semesters.

Welch packende, eigentlich zeitlose Handlung des Elias: der Prophet, durch Vertrauen auf Gott nahezu allmächtiger Diener seines Herren, straft sein eigenes Volk und dessen Mächtige jahrelang, zeigt sich aber im Umgang mit einer einzelnen Witwe durchaus verständig und menschlich. Von der Königin schließlich verjagt und in der Wüste zur Verzweiflung getrieben, erfährt er göttliche Erlösung und Himmelfahrt, sein Volk Erlösung – nachdem es ihm gefolgt ist, ihn verraten hat und wieder gefolgt ist. Nichts Menschliches ist hier fremd.

Voller Orchesterklang

Und entsprechend menschlich, unmittelbar einleuchtend scheint Felix Mendelssohn Bartholdy die Verse des Alten Testaments musikalisch umgesetzt zu haben, zumindest in der Deutung, die ihnen Universitätsmusikdirektor (UMD) Michael Goldbach am 7. Februar in der Konzerthalle widerfahren ließ. So zeigte sich schon zu Beginn des Semesterschlusskonzerts einerseits die Suche nach transparenter Linienführung, nach sprechendem Gestus der einzelnen Stimmung: eine Art entschlackte, leichtfüßige Romantik in fast kammermusikalischem Geist wie in der Ouverture und anderen Orchesterpartien, aber auch die Bereitschaft, auf die durch den Text hervorgerufene teils existenzielle Wucht der vereinten Chorstimmen mit vollem Orchesterklang und großer Geste bei präziser rhythmischer Gestaltung zu reagieren. Dramatisch etwa der Beginn des 5. Chors mit viel Tremolo und großen Sprüngen in den Melodien; auch die Pauken werden effektvoll eingesetzt. Die Probendisziplin zahlt sich schließlich auch zuletzt noch aus, als das höchst fragil und delikat gesetzte Rezitativ des Elias (Nr. 33) nach etwa zwei Stunden Spielzeit die Verzweiflung des Propheten spiegelt und sicher in das kontrollierte Chaos des Chores überführt wird – auch hier erstaunt die Auflösung ins Wohlgefallen arpeggierter Akkorde voller impressionistischen Schimmerns.

Chor und Solisten begeisterten

Grandios zudem die Leistungen der Solisten des Abends: neben den ehemaligen Studierenden um das Ensemble Vocal Appearance sangen Corinna Mühl und Eva-Maria Helbig. Die beiden Sopranistinnen zeigten sich als großartig strahlende Künstlerinnen, wobei Helbig die verschiedenen Facetten ihrer Partien sehr überzeugend gestaltete: die klagende Witwe oder die verblüfft naiv Gläubige gelangen ihr ebenso wie die mahnende Arie zu Beginn des zweiten Teils oder das abschließende Rezitativ zur Sendung des Elias. Ähnlich durchschlagend sang Corinna Mühl ihre Beiträge, während Johanna Sander vor allem in der großen Anklage des Elias im zweiten Teil überzeugte: diese Steigerung zeigte das Feuer innerer Beteiligung, was sicher auch auf die lebhaft-kongeniale Reaktion des Chores zurückzuführen war. Martin Fösel als Prophet Obadjah schien hingegen ausdrucksmäßig eher festgelegt zu sein – zumal gegenüber dem großen Bogen, den „Elias“ Fergusson zu durchschreiten aufgetragen war: voller Wucht und Mitgefühl, voller Hohn und auch existenzieller Einsamkeit präsentierte Fergusson die ganze Spannbreite des Propheten als Mensch, der für seine Überzeugungen mit all ihren Konsequenzen einzustehen bereit ist. Dafür, wie für die insgesamt großartige Leistung aller Beteiligten, gab es in der nahezu ausverkauften Konzerthalle langen, begeisterten Applaus.