In die Märchenwelt von 1001 Nacht lud das Kulturreferat der Studierendenvertretung ein.

Die Besucher erlebten Märchenerzähler, unter anderem "Scheich" Michael Schmitt, ...

... in einer orientalisch dekorierten AULA (Bilder: Alexandra Franz).

- Alexandra Franz

Tausendundeine Nacht

Das Kulturreferat der Studierendenvertretung lud zum Märchenabend ein

Die AULA der Universität als Ort, um es sich in entspannter Atmosphäre auf dem Boden bequem zu machen und auf Socken herumzulaufen? Wenigstens am 11. Dezember schon, denn das Kulturreferat der Studierendenvertretung hatte einen Märchenabend organisiert, der unter dem Motto „1001 Nacht“ stand.

Die Projektion eines großen, orientalischen Gebäudes ist das erste, was der Besucher der Märchennacht am 11. Dezember sieht, wenn er die AULA betritt: Hinter dem Eingang erwartet ihn die Welt arabischer Märchen. Doch halt: Vorher noch Schuhe ausziehen, denn der Boden ist mit weichen Teppichen bedeckt, die mit arabischen Mustern geschmückt sind. Die Wände sind gesäumt von Tüchern. An den Seiten haben es sich bereits einige Studierende auf Isomatten, Decken und Kissen bequem gemacht und warten auf die Geschichten aus 1001 Nacht. Alkoholfreier Punsch und Weihnachtsgebäck mit orientalischen Zutaten werden im Nebenraum angeboten und versüßen den Abend.

Die betrogenen Könige

Den Anfang als Märchenerzähler macht „Scheich“ Michael Schmitt, der im wahren Leben Fachschaftssprecher der Fakultät für Humanwissenschaften ist. Mit hohem Turban auf dem Kopf und in einem großen Sessel sitzend berichtet er vom König Schahsaman, der zu seinem Bruder Schahriyar reisen will und kurz vor seiner Abreise entdeckt, dass ihn seine Frau mit einem seiner Bediensteten betrügt. Er lässt beide töten und reist schließlich ins Königreich seines Bruders. Dort umfängt ihn große Trauer und er denkt, niemandem ist bisher ein so großes Unglück passiert wie ihm. Aber als sein Bruder auf die Jagd geht, entdeckt Schahsaman zufällig, dass Schahriyar nicht nur von seiner Frau betrogen wird, sondern auch von der gesamten Schar seiner Konkubinen. Schahsaman ist beruhigt, denn nun weiß er, dass nicht er der unglücklichste Mann auf der Welt ist, sondern sein Bruder. Als dieser von der Jagd zurückkehrt, erzählt er ihm die bittere Wahrheit. Schahriyar wird so zornig auf alle Frauen, dass er sich fortan von seinem Großwesir jede Nacht eine andere Jungfrau bringen lässt, mit der er schläft, um sie am nächsten Morgen töten zu lassen.
Erst die kluge und gebildete Tochter des Großwesirs Scheherazade beschließt, dieser Grausamkeit ein Ende zu bereiten, indem sie die Frau des Königs wird. Um nicht auch getötet zu werden, erzählt sie ihm jede Nacht eine neue Geschichte. Am Ende der Nacht ist sie an einer so spannenden Stelle angelangt, dass der König unbedingt die Fortsetzung hören will und die Hinrichtung aufschiebt. Es dauert tausend und eine Nacht, bis der König den Frauen vergibt und Scheherazade Gnade gewährt. Soweit die weltberühmte Einleitung zu 1001 Nacht.

Nicht 1001, sondern nur 282 Nächte

Natürlich konnten nicht alle Geschichten aus 1001 Nacht vorgelesen werden. Ohnehin existiert von diesen Erzählungen kein fester Korpus, wie Prof. Dr. Andreas Pflitsch, Inhaber der Professur für Arabistik, zuvor erläutert hatte: „Die Geschichten gibt es nicht komplett oder im Original“, sagte Pflitsch. Sie seien im 18. Jahrhundert nach Europa gelangt und besonders die Übersetzung des französischen Orientalisten Antoine Galland aus dem Jahr 1704 habe orientalische Märchen und Geschichten in Europa beliebt gemacht. Diese Sammlung, zu der nicht nur Märchen, sondern auch zotige Anekdoten und sehr lange Erzählungen gehören, bricht abrupt in der 282. Nacht ab. Eigentlich wird also in der Galland-Handschrift, die Claudia Ott 2004 ins Deutsche übertrug, nicht von 1001 Nächten, sondern von nur 282 Nächten berichtet.

Zum Abschluss des Abends zeigte das Kulturreferat der Studierendenvertretung schließlich noch den Film „Der Dieb von Bagdad“. Der von Alexander Korda in Großbritannien produzierte Fantasy- und Abenteuerfilm stammt aus dem Jahr 1940 und gilt mit seinen drei Oscars als einer der wichtigsten Filme dieses Genres. Der Film lies die Zuschauer noch einmal in die Welt von 1001 Nacht eintauchen, Dieb Abu nahm die Studierenden mit auf seinem fliegenden Teppich. Bis schließlich „Scheich“ Michael Schmitt das Licht wieder anschalten ließ und der Traum von 1001 Nacht sein jähes Ende fand.

Wer Lust hat, das Kulturreferat der Studierendenvertretung bei solchen Abenden zu unterstützen, ist dazu herzlich eingeladen: „Treffen ist jeden Dienstag, 20 Uhr, in der Kapuzinerstraße 25. Wir suchen händeringend nach Unterstützung“, so Michael Schmitt.