Nadine Schuster (li.), Kerstin Rosenfeldt ...

... und Martin Neubauer überzeugten mit einem durchdachten Programm (Fotos: Daniel Wagner).

- Rupert Plischke

Ménage à trois

Konzert mit Liedern und Texten in der Universität

Wer ein Konzert als „Ménage à trois“ ankündigt – schielt der auf ein möglichst breites Publikum, das leicht unterhalten sein will und auch Anzüglichem nicht abgeneigt ist? Gerade, wenn es thematisch um einen der populär-musikgeschichtlichen Dauerbrenner geht: die Beziehung zwischen Robert und Clara Schumann sowie Johannes Brahms? Doch weit gefehlt: Wer am 3. Dezember 2009 das Konzert im Auditorium Maximum der Universität besuchte, konnte ein sehr durchdacht und subtil zusammengestelltes Programm in beeindruckender Ausführung erleben.

Dazu hatten die in Bamberg lebende Mezzosopranistin Kerstin Rosenfeldt mit ihrer Klavierpartnerin Nadine Schuster sowie der Schauspieler und Rezitator Martin Neubauer geladen. Und im Wechsel und auch Zusammenspiel von Musik, Gesang und gesprochenem Wort entfalteten sie den weiten Bogen dieser engen, gegen äußere Widerstände ertrotzten Beziehung zwischen den Eheleuten Schumann, wie auch die lange währenden Freundschaftsbande, die Clara Schumann und Johannes Brahms einander nahe stehen ließ. Martin Neubauer trug dabei lebhaft und kunstvoll aus Briefen vor und nach der Hochzeit – auch von Vater Wieck – vor, sowie aus dem Vorspann zum ironisch-bürokratisch angelegten „Ehetagebuch“, das Robert Schumann seiner lieben Frau geschenkt hatte.

Perlen der Liedkunst

Dabei wurde neben Schumanns poetischem Talent durchaus deutlich, wie vereinnahmend, ja erdrückend der Absolutheitsanspruch romantischer Liebesvorstellungen werden konnte, indirekt aber auch, um was für eine willensstarke Frau es sich bei Clara gehandelt haben muss: Sie musste und konnte sich stets durchsetzen. Dabei sind auch ihre Kompositionen sehr reizvoll geraten, auch wenn die Romanze op. 11/1 noch eher klassizistisch und etwas konventionell wirken mag. Als geschickt gesetzter Höhepunkt hingegen erklangen „Sie liebten sich beide“ und „Er ist gekommen“ vor der Pause: Zwei regelrechte Perlen der Liedkunst, die sich in zwiespältiger Stimmung voll innerer Spannung, aber auch wildem Liebesüberschwang ergehen. Dies lag sicher auch an der sehr differenzierten, kunstvoll gestalteten Begleitung durch die Pianistin Nadine Schuster, die ihren Part voller Nuancen und Schattierungen aber ohne alles Aufgesetzte meisterte.

Ein wunderbar gestalteter Abend

Doch vor allem gewann Kerstin Rosenfeld mit ihrer Bühnenpräsenz, ihrem zurückhaltenden, aber wirkungsvollen gestischen Spiel sowie mit ihrer weich timbrierten, den Raum mit kraftvoller Wärme umfassenden Stimme den Saal immer wieder mühelos. Und im Zusammenspiel ergaben sich wahre Glücksmomente, etwa im „Nussbaum“ –Lied, wo sich aus der fein ziselierten Gesangspartie und der glitzernd arpeggierten Klavierbegleitung ein herrlich obertonreiches, berührendes Leuchten ergab.

Der zweite Teil des Abends stand dann im Zeichen der Katastrophe sowie der langen Beziehung zwischen Clara und Johannes – immerhin dauerte diese Freundschaft knapp doppelt so lange wie die Ehe zuvor. Musikalisch abrundend erklangen drei Liebeslieder von Brahms sowie die Zigeungerlieder op. 103 als höchst plastischer Reigen verschiedenster Gefühlsstadien und –welten – gipfelnd in einem kraftvoll-natürlichen Bekenntnis zur Liebe. Mit einer humoristisch-anekdotischen und einer musikalischen Zugabe sowie reichem Applaus endete dieser wunderbar gestaltete, „runde“ Abend.