Christiane Zeise

Andreas Weimer...

Christiane Zeise

...Pianist, Lehrbeauftragter der Universität Bamberg sowie Lehrkraft an der Berufsfachschule für Musik in Sulzach-Rosenberg...

Christiane Zeise

...brachte seinem Publikum für einige Stunden Spanien nach Bamberg.

- Rupert Plischke

Begegnungen mit Spanien

Klavierabend mit Andreas Weimer

„Begegnungen mit Spanien“ versprach der Klavierabend des in Bamberg und Umgebung häufiger mit Mitgliedern der Bamberger Symphonikern auftretenden Pianisten Andreas Weimer. Wer dabei nur an die musikalische Dimension dachte, durfte sich aufs Angenehmste enttäuscht sehen.

Nicht nur Musik stand beim Klavierabend mit Andreas Weimer am 17. Juni im Mittelpunkt. Denn der Pianist hatte in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Thomas Wiedmann eine anregende Mischung aus literarischen Texten, Fotografien aus Spanien bzw. Mallorca und Musik von Spaniern und vor allem über Spanien zusammengestellt.

Wie Weimer in seiner kurzen Einführung bemerkte, fasziniert ihn vor allem das Bild des Spanischen, nicht so sehr das authentische, echte Leben dort, und so sollten die Fotografien vor allem auch Einstimmung, „Fragezeichen, Verstärkung und auch Synergien“ auslösen.

Dabei mochte man unwillkürlich an Chopins Wien- und Walzerbegeisterung denken, die sich für ihn angeblich aus Webers brillanter „Aufforderung zum Tanz“ ergeben hat – und wie er sich dann sehr ernüchtert die Augen rieb, als er sich in einer elenden Wiener Tanzstube mit angetrunken Kleinbürgern wiederfand.

Die an sich also durchaus spannungsvollen Verhältnisse zwischen Realität und Kunst, zwischen Musik und Malerei bzw. Fotografie ergänzten sich durch das geschickte Arrangement jedoch ganz zwanglos. So plätscherte Scarlattis A-Dur-Sonate ganz heiter und schwerelos in die Eindrücke von südspanischer Landschaft, Einsamkeit und arabisch geprägter Dorfgestaltung, während das aus der Entfernung wuchtig leuchtende Kloster sinnig mit dem um Haltung bemühten stolzen Trillermotiv korrespondierte, sich die etwas steife äußere Würde des pochenden Basses durchaus zum strengen Zeremoniell bei Kirche und Hof fügen mochte. In Brahms´ 14 Walzern leuchtete Weimer die bei nahezu ganz durchgehaltenem leicht melancholischem Grundton verschiedenen Charaktere und Stimmungen aus und vermittelte einen Eindruck von Brahms´ herausragendem Talent als wirkungssicherer Pianist.

„Echte“ Spanier und ein trauriger Chopin

Anfangs recht zurückhaltend und auf eine große Steigerung hin angelegt gestaltete er Debussys Soirée dans Grenade sowie den impressionistischen Zauber der verregneten Gärten (Jardins sous la pluie), in deren rasenden Ornamenten die Finger detailverliebt über die Tasten huschten. Mit Albéniz und Turina standen endlich zwei „echte“ Spanier auf dem Programm, wobei Albeniz kurioserweise eher an Chopins tiefer und zugleich scheuer Tränen- und Seufzerdiskretion orientiert schien.

Einen wunderbaren Tanz der Schiffe auf den Wellen bot der Pianist in den Danzas Andaluzas von Turina, während die Orgia, ein Stadtfest mit teils groteskem Maskenumzug, durchaus auch seine abgründig-brutalen Seiten – in ritueller Bändigung - zu haben scheint. Auch hier vermittelten die Anregungen der Bilder bedenkenswerte interpretatorische Anreize. Mit Chopin in sein Kurdomizil Mallorca – unter dem Blick auf eine grandiose Küstenlandschaft - ließ Weimer das weit geschwungene legato-Melos des Werks in den Saal strömen, während er in Liszts abschließender Rhapsodie espagnole kraftvoll, wo nötig, aber nicht auftrumpfend virtuos agierte. Die Suche nach interessanten musikalischen Verläufen und Strukturen wurde auch hier durch den Bildwechsel akzentuiert; erst gegen Ende kam der effektverliebte Solistenvirtuose unverkennbar heraus. Langer Applaus stand am Ende dieses Abends.