Aki Sunahara (li.) und Marija Vukovic eröffneten mit ihrem Duo-Abend die Reihe Musik in der Universität im Sommersemester 2010 (Foto: Daniel Wagner).

- Rupert Plischke

Spätromantik in echt kammermusikalischem Geist

Duoabend Aki Sunahara – Marija Vukovic

Mit klassischer Besetzung, Klavier und Violine, begann die Reihe Musik in der Universität für das Sommersemester 2010. Doch von Routine oder bloß weitergeführten Bräuchen keine Spur – dafür sorgten Aki Sunahara und ihre Klavierpartnerin Marija Vukovic.

Die beiden Musikerinnen boten ihrem Publikum mit den Sonaten von Richard Strauss und zwei der drei Mythen von Karol Szymanowski durchaus selten Gehörtes an. Doch zuvor erklang die lyrisch schlicht einsetzende, sehr melodiös gehaltene G-Dur-Sonate von Johannes Brahms, bei deren Interpretation Aki Sunahara, zweite Konzertmeisterin der Bamberger Symphoniker, und Marija Vukovic vor allem auf zarte Innigkeit und den Ausdruck seliger Ruhe abzielten. So erklang der Kopfsatz – immerhin ein „Vivace ma non troppo“ – in recht maßvollem Tempo, dafür auch klanglich „einfach“ und liedhaft gestaltet: voller offener Töne und schlichter, doch klarer und wirkungsvoller Phrasierungen. Dabei überzeugte die Geigerin auch durch die klangliche Wärme ihres Spiels in der Höhe, während sie den Geigenton in tieferen Lagen mit einer gewissen Herbheit zu versehen verstand. Wenige pointierte Akzente deuteten die verborgene Dramatik und innere Spannung an, die dann in der Durchführung, vor allem aber im Finalsatz zu einer Art kontrolliertem Ausbruch geführt werden sollten.

Wunderbar gelang etwa die abschließende Passage in beinahe choralhafter Ruhe voller fast „weißer“ Töne ohne Vibrato, wodurch der abschließende leidenschaftliche Aufschwung umso plastischer hervorgehoben wurde. Voller meditativer Ruhe führte die Pianistin Vukovic in den zweiten Satz ein, den die beiden im Geiste des reinen Hineinversetzens in die Klänge und deren verborgene Möglichkeiten musizierten – wie denn auch der grandiose Flügel im tiefen Register herrliche und spannende Dimensionen zu eröffnen vermochte. Auch hier führte eine hochbewusste, überlegte Gestaltung zu ergreifenden Momenten voller Ruhe und tiefer Sehnsucht. Umso rascher schien das Finale angelegt zu sein, wobei das zügige Tempo wohl zum anfangs kleinteiligen Beginn des Satzes passen mochte. Allerdings wechselte dieser Eindruck schnell und über dem elegant hingeperlten Klangteppich der Pianistin entfaltete sich der Geist entspannt-heiteren Musizierens. So vermeintlich einfach und einfach schön mag man diese Sonate vielleicht einmal, vor langer langer Zeit empfunden haben …

Ein anspruchsvoller Konzertabend

Der Welt der klassischen Moderne sind hingegen Karol Syzmanowskis Mythen op. 30 verpflichtet; in den drei kurzen Stücken erzeugt der Komponist einen höchst kompakten und abwechslungsreichen Reigen moderner Klangsprache und höchst artifizieller Spieltechniken, deren Fülle die beiden Musikerinnen durch höchst nuanciertes und hellwaches Spiel verlebendigten. Nahm sich die Geigerin anfangs noch mehr zurück als bei Brahms, so wirkte ihr Ton doch auf diskrete Weise parfümiert und schillerte innerlich aufgeladen, um sich rasch abwechslungsreich und auch wild zu entfalten. Doppelgrifftriller, Flageolettspiel und sul-ponticello-Effekte, Spiel mit dem Dämpfer und Trillerketten – den ganzen von Szymanoswki hier komprimierten Klangkosmos durfte man da miterleben.

Herzhaft frisch und direkt wirkte demgegenüber die Geigensonate von Richard Strauss, die der 23-Jährige im Jahr 1887 komponiert hatte. Dem Anspruch nach suchte Strauss hier neue formale Wege mit deutlich erweiterter Sonatenhauptsatzform, freiem variationenähnlichen Zwischensatz und festlich-virtuosem Finale – doch wirkt die Sonate in sich nicht ganz rund und überzeugend, da vielleicht zu viel an Ideen in ihr steckt und bisweilen nicht ganz klar wird, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Sunahara/Vukovic stellten das Werk durchaus in die musikalische Welt des 19.Jh. – eine gewisse Nähe zur Brahms-Sonate drängte sich auf –, vertieften sich in viele charakteristische kurze, auch beinahe aggressiv virtuose Momente und verdeutlichten zugleich die Struktur der Sätze auf einleuchtende Weise. So gab es anhaltenden Applaus für diesen technisch wie musikalisch sehr anspruchsvollen, wunderbaren Konzertabend